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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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ein und desselben Blutes sind.« »Das ist mir neu«, entgegnete ich. »Es ist eigentlich merkwürdig, wie wenig Ihr Bescheid wißt«, sagte sie. »Der eine Teil nennt sich Grant und der andere Macgregor, aber alle gehören dem gleichen Clan an. Alle sind Söhne von Appin, nach welchem, soviel ich weiß, unser Land benannt ist.«
    »Welches Land meint Ihr?« fragte ich.
    »Das meine und das Eurige«, entgegnete sie.
    »Heute ist ein Tag der Überraschungen, glaube ich,« war meine Antwort, »ich dachte bisher, es hieße Schottland.« »Schottland ist der Name des Landes, das Ihr Irland nennt«, erwiderte sie. »Doch der alte, echte, eigentliche Name der Erde, auf der unsere Sohlen ruhen, und aus dem unser Gebein geschaffen ist, lautet Alban. Alban hieß das Land, als unsere Ahnen es gegen Rom und Alexander verteidigten, und so heißt es auch heute noch in Eurer Heimatsprache, die Ihr vergessen habt.« »Weiß Gott, das habe ich nicht gewußt!« sagte ich; mir fehlte es an Mut, ihr den Mazedonier vorzuwerfen. »Aber Eure Vorväter und -mütter redeten diese Sprache, Geschlecht für Geschlecht«, fuhr sie fort. »Und sie wurde an den Wiegen gesungen, bevor Ihr oder ich uns davon träumen ließen; und Euer Name hat sie sich noch bewahrt. Ach, könntet Ihr nur jene Sprache sprechen, Ihr würdet mich nicht wiedererkennen. Das Herz redet aus ihr.« Ich aß mit den beiden Damen zu Abend, ein vortreffliches Mahl, auf schönem alten Silber serviert und von vorzüglichem Wein gewürzt; denn Mrs. Ogilvy war, wie es schien, reich. Auch unser Gespräch verlief recht angenehm; sobald ich jedoch die Sonnenstrahlen sich schrägen und die Schatten wachsen sah, stand ich auf und verabschiedete mich. Ich war jetzt entschlossen, Alan Lebewohl zu sagen; dazu war erforderlich, daß ich noch bei Tageslicht das Gehölz, in dem wir uns treffen wollten, durchforschte. Catriona begleitete mich bis zur Gartenpforte. »Wird es lang dauern, bevor ich Euch wiedersehe?« fragte sie. »Wie soll ich das wissen?« entgegnete ich. »Es kann lange dauern, es kann auch nie sein.«
    »Es kann auch nie sein«, wiederholte sie. »Tut es Euch leid?« Ich nickte und blickte sie an. »Mir auch, komme, was da kommen mag«, sagte sie.
    »Ich kenne Euch erst kurze Zeit, aber ich schätze Euch sehr hoch. Ihr seid treu, Ihr seid tapfer; mit der Zeit, glaube ich, wird noch ein ganzer Mann aus Euch werden. Ich werde stolz sein, das zu hören. Und sollte es Euch schlecht gehen, sollte das eintreten, was wir befürchten – dann, ja dann denkt daran, daß Ihr eine wahre Freundin, Eure Freundin, habt. Und lange noch, wenn Ihr schon tot seid und ich eine alte Frau bin, werde ich den Kindern von David Balfour erzählen, und meine Tränen werden fließen. Ich werde ihnen erzählen, wie wir auseinandergingen, und was ich Euch sagte, und was ich Euch tat.
Gott schütze und geleite Euch, betet Eure kleine Freundin:
das, werde ich ihnen erzählen, sagte ich zu ihm – und jetzt seht, was ich Euch tue.« Sie nahm meine Hand und küßte sie. Ich war im Innersten so tief erschrocken, daß ich aufschrie wie jemand in Schmerz. Ein dunkles Rot überflog ihre Wangen, und sie blickte mich an und nickte. »Ja, ja, Mr. David,« sagte sie, »das ist's, was ich von Euch denke. Das Herz hält mit der Zunge Schritt.« Ich konnte auf ihrem Antlitz hohen Mut und eine Ritterlichkeit lesen, gleich der eines tapferen Kindes, sonst stand nichts dort geschrieben. Sie küßte meine Hand, wie sie die Prinz Charlies geküßt hatte, mit einer edleren Leidenschaft als der gemeine, irdische Mensch sie empfinden kann. Nichts zuvor hatte mir so klar gezeigt, wie sehr sie meine Liebe besaß, und wie hoch ich noch streben mußte, um sie zu lehren, mich in diesem Lichte zu betrachten. Dennoch konnte ich mir selber zum Troste sagen, daß ich einige Fortschritte gemacht, und daß ihr Herz bei dem Gedanken an mich höher geschlagen und ihr Blut sich erwärmt hatte. Nach der Ehre, die sie mir angetan, konnte ich ihr keine leere Höflichkeit mehr bezeigen. Mir fiel sogar das Reden schwer; ein gewisser Klang in ihrer Stimme, klar und hell, hatte unmittelbar an meine Tränen gerührt. »Ich preise Gott für deine Güte, liebes Herz«, sagte ich. »Leb wohl, meine kleine Freundin!« So gab ich ihr den Namen, den sie sich selbst gegeben hatte. Dann verneigte ich mich und ging. Mein Weg führte mich hinunter in das Tal des Leith gen Stockbridge und Silvermills. Ein Pfad zog sich an der Sohle entlang: im Flußbette

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