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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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und mitunter auch edelmütig, mit einem schlichten, schottischen ›Ja‹ zu antworten.« »Ah, Mylord, ich glaube, Ihr habt mich nicht ganz verstanden!« rief ich. »Um Euretwillen, um des Lebens willen, das ich Euch schulde, und um des Wohlwollens willen, das Ihr mir, wie Ihr sagt, entgegenbringt – gebe ich meine Zustimmung; nicht etwa, weil Gutes daraus für mich entstehen könnte. Wenn ich beiseite trete, während dieses junge Mädchen in Not ist, wird es durchaus nicht mein Vorteil sein; ich werde im Gegenteil daran verlieren, niemals gewinnen. Lieber scheiterte ich mit Mann und Maus, als auf solcher Grundlage weiterbauen.«
    Einen Augenblick blickte er ernst drein, dann lächelte er. »Ihr erinnert mich an den Mann mit der langen Nase«, sagte er. »Wenn Ihr durchs Fernrohr den Mond betrachtetet, würdet Ihr auch nur David Balfour sehen! Aber Ihr sollt Euren Willen haben. Ich will nur noch einen einzigen Dienst von Euch erbitten, dann seid Ihr frei. Meine Schreiber sind übermäßig beschäftigt; seid so gut, mir diese wenigen Seiten zu kopieren«, und er kramte ostentativ zwischen mächtigen Manuskriptrollen ... »Ist das geschehen, dann wünsche ich Euch gute Reise! Gott verhüte, daß ich mich mit Mr. Davids Gewissen belaste! Wenn Ihr jedoch ein Teil davon (so en passant) wegwürfet – Ihr würdet sehen, Ihr säßet weit leichter zu Pferde.« »Der Ritt ginge vielleicht nicht ganz in der gleichen Richtung weiter, Mylord!« »Ihr sollt wahrhaftig das letzte Wort haben!« rief er wohlgelaunt. Er hatte auch in der Tat einigen Grund zu dieser Laune, da er inzwischen das Mittel zur Erreichung seines Zieles entdeckt hatte. Um das Gewicht des Memorials zu verringern und eine plausible Antwort bei der Hand zu haben, wünschte er, daß ich öffentlich in der Rolle seines vertrauten Freundes aufträte. Wenn ich jedoch mit der gleichen Öffentlichkeit Catriona im Gefängnis besuchte, würde die Welt nicht säumen, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen, und die wahre Bewandtnis von James Mores Flucht mußte allen klar werden. Das war das kleine Problem, das ich ihm unversehens zu lösen gegeben und auf das er so rasch die Antwort gefunden hatte. Ich sollte in Glasgow durch die Kopierarbeit festgehalten werden, die ich aus reinem äußeren Anstand nicht ausschlagen konnte; während ich so beschäftigt war, konnte er sich im Stillen Catrionas entledigen. Ich schäme mich, so etwas von diesem Manne zu schreiben, der mich derart mit Wohltaten überhäufte. Er war gütig zu mir wie der gütigste Vater; dennoch dünkte er mir stets so falsch wie eine gesprungene Glocke.
     

Ich bin viel in den Händen der Damen
     
    Das Kopieren war ein langweiliges Geschäft, zumal ich recht klar erkannte, daß die betreffende Angelegenheit in keiner Weise pressierte und sehr bald meine Beschäftigung als einen Vorwand zu betrachten begann. Kaum war ich damit fertig, da saß ich auch schon zu Pferde, um noch den letzten Rest Tageslicht auszunutzen; trotzdem wurde ich von der Dunkelheit überrascht und mußte in einem Hause in der Nähe von Almond Water übernachten. Noch vor Tagesgrauen war ich wieder im Sattel, und die Edinburger Läden wurden eben aufgeschlossen, als ich bei West Bow zum Tor hineinrasselte und vor des Lord Staatsanwalts Haus mein dampfendes Pferd zügelte. In meinem Besitze befand sich eine schriftliche Anweisung an Doig, Mylords Privatsekretär, von dem man annahm, daß er in alle Geheimnisse eingeweiht wäre – ein würdiger, häßlicher kleiner Mann, ganz Fett, Schnupftabak und Selbstsicherheit. Ich fand ihn in dem gleichen Vorraum, in dem ich mit James More zusammengestoßen war, vor einem Pult, trotz der Morgenfrühe über und über mit Tabakspuren bekleckst. Meinen Zettel las er mit peinlicher Sorgfalt durch, gleich einem Kapitel aus der Bibel.
    »Hm,« meinte er, »Ihr kommt ein wenig spät, Mr. Balfour. Der Vogel ist ausgeflogen – wir ließen ihn frei.«»Miß Drummond befindet sich in Freiheit?« rief ich. »Jawohl! Weshalb sollten wir sie behalten? Versteht Ihr mich? Wem wäre damit gedient, wenn wir um des Mädels willen ein Aufhebens machen?«
    »Wo wird sie jetzt sein?« forschte ich.
    »Weiß der liebe Himmel«, antwortete Doig mit einem Achselzucken. »Sie wird zu Lady Allardyce gegangen sein.«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Dann gehe ich auch dorthin.«
    »Aber Ihr werdet zuvor doch einen Bissen zu Euch nehmen?« »Keinen Bissen und keinen Tropfen! Ich trank in Ratho einen tüchtigen Trunk

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