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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Papas Tochter bin. So schrieb ich ihr statt dessen ein Billett, das ich dem treuen Doig anvertraute, und ich hoffe, Ihr werdet zugeben, daß ich, wenn nötig, diplomatisch sein kann. Derselbe treue Esel soll auch dieses Schreiben zusammen mit Briefen der klugen und gescheiten Leute per Eilpost weiter befördern, so daß Ihr Hans Narr in Gesellschaft Salomos reden hören könnt. A propos Esel! Benachrichtigt bitte auch David Balfour! Ich wollte, ich sähe sein Gesicht, wenn er von der verzwickten Lage eines langbeinigen Mädchens hört, geschweige denn von der frivolen Dreistigkeit Eurer zärtlichen Tochter und seiner respektvollen Freundin!‹ So unterschreibt sich meine Schelmin«, fügte Prestongrange hinzu. »Ihr seht also selbst, Mr. David, ich habe vollkommen recht, wenn ich behaupte, daß meine Tochter Euch mit wohlgeneigter Munterkeit betrachtet.« »Der Esel läßt sich vielmals bedanken«, sagte ich.
    »War die Sache nicht scharmant arrangiert?« fuhr er fort. »Hat dieses Hochlandsmädchen nicht etwas von einer Heldin?« »Ich wußte von jeher, sie hatte ein großes Herz,« sagte ich, »und ich wette, sie hat nichts erraten. Pardon – das heißt, sich auf verbotenes Gebiet wagen.« »Ich bürge dafür, daß sie nichts ahnt«, erwiderte er ganz offen. »Ich wette, sie glaubte, damit König George einen Schlag ins Gesicht zu versetzen.«
    Erinnerungen an Catriona und der Gedanke an ihr Gefangensein griffen mir seltsam ans Herz. Es war klar, selbst Prestongrange bewunderte sie, ja konnte sich in Erinnerung an ihr Verhalten eines Lächelns nicht erwehren. Was nun gar Miß Grant betraf, so machte sie trotz ihrer peinlichen Spottlust kein Hehl aus ihrer ausdrücklichen Bewunderung. Da packte mich eine Art Feuer. »Ich bin nicht Eurer Lordschaft Tochter«, hub ich an.
    »Das weiß ich!« unterbrach er mich lächelnd.
    »Ich rede wie ein Narr – vielmehr habe ich falsch angefangen. Ohne Zweifel wäre es von Miß Grant unklug, sie im Gefängnis zu besuchen; dagegen gälte ich, meiner Meinung nach, nur als ein lauer Freund, wenn ich nicht sofort zu ihr eilte.«
    »O, Mr. David, ich dachte, Ihr und ich hätten einen Handel abgeschlossen?« »Mylord, als ich auf jenen Handel einging, war ich zwar recht sehr gerührt von Eurer Güte, gleichzeitig jedoch unleugbar von persönlichen Interessen bewogen. Selbstsucht lebte in meinem Herzen; jetzt schäme ich mich ihrer. Möglich, daß die Behauptung, dieser lästige David Balfour sei Eurer Lordschaft Freund und Hausgenosse, sich mit Eurer Sicherheit reimt. Haltet sie also aufrecht, ich werde Euch niemals widersprechen. Doch was Eure Gunst betrifft, so gebe ich sie hiermit ungeteilt zurück. Ich bitte nur um das eine – laßt mich gehen und gebt mir einen Paß, daß ich sie im Gefängnis besuchen darf.«
    Er warf mir einen harten Blick zu. »Ihr zäumt, wie es scheint, das Pferd beim Schwanze auf. Was ich Euch gewährte, war ein Teil meiner Zuneigung, und Eure undankbare Natur scheint das nicht bemerkt zu haben. Meine Gunst jedoch ist Euch weder gewährt noch (um präzis zu sein) Euch angeboten worden – vorläufig.« Er schwieg einen Augenblick. »Ich warne Euch, Ihr kennt Euch selbst nicht«, fügte er hinzu. »Die Jugend ist vorschnell, Ihr werdet in einem Jahr über das alles anders denken.«
    »Ich möchte aber zu dieser Art Jugend gehören!« rief ich. »Ich habe gar zuviel von der anderen Partei in Gestalt der jungen Advokaten gesehen, die Eure Lordschaft mit Schmeichelei umgeben und sich sogar die Mühe machen, mir zu schmeicheln. Ja, ich habe das Gleiche auch bei den Alten entdeckt. Sie jagen alle bestimmten Zwecken nach – alle, die ganze Sippschaft! Das ist der Grund, weswegen ich Eurer Lordschaft Zuneigung anzweifle. Weshalb sollte ich annehmen, daß Ihr mich mögt? Ihr sagtet mir im Gegenteil selbst, Ihr verfolgtet dabei einen Zweck!« Ich hielt inne, verwirrt, daß ich mich so weit hatte hinreißen lassen; er betrachtete mich derweil mit unergründlichem Ausdruck. »Mylord, ich bitte Euch um Verzeihung. In meinem Maul steckt nur eine grobe Bauernzunge. Ich meine, es wäre nicht mehr als anständig, wenn ich die mir befreundete Dame in der Gefangenschaft besuchte; aber ich verdanke Euch mein Leben – das werde ich Euch nie vergessen. Und wenn es Eurer Lordschaft Wohl befiehlt – so bleibe ich. Das verlangt die bloße Dankbarkeit.« »Dieses Resultat hätte sich mit geringerem Wortaufwand erreichen lassen«, bemerkte Prestongrange grimmig. »Es ist leicht

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