ab von den Armen, den Gesetzlosen in den Ghettos. Die Armen sind verloren.
- Schön, dass du das einsiehst. Genau deshalb wird Hong niemals verurteilt werden.
- Das werden wir ja sehen, Josef.
Pacs Leute stoppen Beers Auto an einer Barrikade. Maschinengewehre sind auf ihn gerichtet, diese altmodischen Dinger, die seiner Schutzweste nichts anhaben könnte, würde er nur eine tragen. Aber er trägt keine. Er trotzt den Gewehren, den Drohungen der Maskierten, er steigt aus dem Auto und marschiert in Richtung des Hochhauses, die Warnschüsse überhört er, über die Beschimpfungen lacht er, sie töten ihn nicht, weil sie wissen, dass er der Bulle ist, mit dem Pac ab und zu verhandelt, der korrupte Bulle, der Waffen oder Information liefert, dafür, dass Pac ihm hie und da zu Hilfe kommt, wenn ihn ein Einsatz in das Berliner Ghetto führt. Sie lassen ihn leben, und weil sie ihn leben lassen, bleibt auch Doris am Leben. Pac erhält dafür wie versprochen eine neuwertige Schusswaffe, so gefährlich, dass die Weitergabe an Kriminelle mit nicht weniger als lebenslänglich bestraft wird.
Beer und Doris sitzen in dem Auto, das die beiden zur Mauer bringen soll. An der Mauer, in der Nähe der letzten Haltestelle der Schwebebahn aus dem Ghetto, hausen die Autoverleiher, die zu saftigen Preisen den Besuchern Fahrzeuge aller Art vermieten. Als Beer die Karre neben einer stinkenden Müllhalde parkt, schwitzt er so heftig, dass er sich das T-Shirt auszieht. Doris sieht ihn nicht an, starrt aus dem Fenster.
- Danke, Peter.
- Tut mir leid, dass ich nicht früher da war.
- Du bist gekommen. Das zählt.
Beer zieht den Schlüssel ab, wirft ihn ins Handschuhfach.
- Ich hör auf.
- Du hörst auf. Womit?
- Ich kündige.
- Du kündigst.
Beer legt seine Hand auf Doris' Knie.
- Redest du mir jetzt alles nach?
- Du bist kein Polizist mehr? Das ist doch nicht dein Ernst.
- Die Krankheit ist zurück.
Endlich wendet Doris ihren Blick zu Beer.
- Was redest du da?
- Ich bin infiziert.
- Aber ...
- Keine Angst. Ich kann dich nicht anstecken.
Doris bedeckt ihren Mund mit ihrer rechten Hand, was sie immer macht, wenn etwas Schlimmes passiert. Das hat etwas Mädchenhaftes, das kaum zu der toughen Polizistin passt, aber sie konnte sich diese Geste nie abgewöhnen.
- Und jetzt?
- Ich kündige. Ich muss Catullus suchen.
- Catullus ist tot.
- Könnte sein, dass er noch lebt.
- Du kannst mich doch nicht alleine lassen. Ich bin doch nichts ohne dich.
- Blödsinn. Du bist die beste in er Abteilung. Nach mir.
- Nach dir. Ja, nach dir!
- Komm mit mir!
- Na, klar.
- Komm mit mir, Doris. Catullus zu suchen, kann aufregend werden.
- Ich habe einen Job.
- Ich weiß. Aber Hong zahlt soviel, dass du danach zehn Jahre Urlaub machen kannst.
- Hong?
Beer öffnet die Tür, steigt aus. Er geht in Richtung Lift, der ihn zur Haltestelle bringen wird. Er weiß nicht, ob Doris ihm folgen wird. Er weiß nur, dass er Catullus nicht suchen wird, wenn Doris nicht mit ihm kommt. Er hat seit Jahren nicht mehr ohne sie an seiner Seite gearbeitet. Hat sie als Küken aufgenommen und hochgezogen. Und jetzt ist sie eine verdammt gute Polizistin. Falls sie nicht mitmacht, dann zur Hölle mit Hong, zur Hölle mit Catullus, zur Hölle mit MSD, diese tückische Krankheit, die innerhalb eines Jahres nach Infektion ausbricht, um einen menschlichen Körper in wenigen Stunden unter Höllenqualen zu zerstören. Erst kommt die Panik (er hat es erlebt!), dann der Schweiß (er war nur noch Wasser!) und schließlich das Fieber (weit über 40 Grad), das alles verbrennt, alles vernichtet und nichts zurücklässt (nie wieder! nie, nie wieder!).
(TEIL 2, KORRIDOR ZU EINER ANDEREN WELT ist ebenfalls auf AMAZON erhältlich!)
Renée Corrilla stammt aus Lateinamerika und lebt seit einigen Jahren als Autorin in Deutschland. Neben den offiziellen Veröffentlichungen schreibt sie Sexgeschichten und Krimis. E-Mail:
[email protected] Alle bisher erhältlichen Ebooks von Renée Corrilla:
1. „48 Minuten“ (Spannung)
2. „Schreie in der Nacht“ - Die verschwundenen Frauen von Sigmarszell – Teil 1 (Mystery-Thriller)
3. „Die letzte Warnung“ - Die verschwundenen Frauen von Sigmarszell – Teil 2 (Mystery-Thriller)
4. „Das Haus am Fluss“ - Die verschwundenen Frauen von Sigmarszell – Teil 3 (Mystery-Thriller)
5. „Außer Kontrolle – Das Sex-Roulette“ (Erotik)
6. „Erstes Semester – Eine Sexstory“ (Erotik)
7.