Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
zum Kampf zu zwingen. Das machte das Vorgehen gegen sie schwierig, da die römische Legion so nicht ihre besonderen Stärken ausspielen konnte.
Die Legionäre konnten nur das dünnbesiedelte Gebiet durchstreifen, die Höfe, die sie fanden, niederbrennen und darauf warten, dass sich die Germanen zum Kampf stellten.
Dann war es so weit. Durch das Lager liefen die wildesten Gerüchte. Eine Schlacht mit den Germanen stand unmittelbar bevor. Man hatte einem Stamm auf dem Rückzug den Weg versperrt und die Germanen konnten der Schlacht nicht länger ausweichen.
Die Römer bauten ihr Lager auf, in dem sie vor der Schlacht übernachten würden und in das sie sich notfalls zurückziehen konnten. Die Germanen errichteten aus Karren und Wagen eine Barrikade als letzte Verteidigungsstellung, an der sie die Frauen und Kinder zurückließen.
Die Hilfstruppen, vor allem die Belgen, wurden als Unterstützung der Reiterei eingesetzt, denn die Alen der Reiter setzten sich fast nur aus Galliern zusammen, die schon oft gegen die Germanen den Kürzeren gezogen hatten. Die Allobroger und Helveter standen bereit, um bei einem Rückzug der Germanen schnell die Verfolgung aufnehmen zu können.
Am Morgen marschierten auf beiden Seiten die Armeen auf. Voller Staunen sahen die Römer zu, wie sich die Teutonen zu acht Kolonnen formierten, von denen jede etwa doppelte Kohortenstärke hatte.
Auch für Lucius, der bisher nur die Reihenformation der Legion kannte, war dies ein ungewohnter Anblick. Die 8. Kohorte der Augusta stand als Reserve in der zweiten Reihe, nachdem die Römer Aufstellung genommen und alle Lücken geschlossen hatten.
In Lucius’ Ohren dröhnten das Geschrei und Gebrüll der Germanen und das wilde Trommeln ihrer Speere, die auf die Schilde schlugen. Er versuchte seine Hände an der Tunica zu trocknen und trank rasch einen Schluck Wasser, um seine Kehle zu befeuchten.
Der Himmel war bewölkt und trübe, die Luft war kalt. Lucius hatte einiges über die Germanen gelesen. Von den Geschichtsschreibern wusste er, dass sie nicht gern bei warmem Wetter kämpften. Dieses trübe Wetter war optimal für sie. Wenigstens regnete es zur Abwechslung mal nicht.
Das Geschrei der Germanen schwoll an, und dann stürzten sie sich trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit auf die römischen Linien. Unruhiges Gemurmel erhob sich in Lucius’ Centurie, als die Legionäre sahen, mit welcher Geschwindigkeit sich die Germanen näherten.
„Ruhe!“, bellte Lucius und die Männer verstummten.
Die ersten Pila wurden geschleudert, aber die Germanen waren so schnell, dass für eine vollständige Pilumsalve keine Zeit blieb. Lucius hörte die anderen Centurionen Befehle schreien.
Die Centurien schlossen ihre Reihen und zogen die Schwerter. Jetzt fegten die Germanen mit dumpfem Gebrüll heran und warfen sich auf die Römer. Lucius konnte erkennen, wie die erste Reihe der 3. Kohorte überrannt wurde, und für einen Moment erstarrte er vor Schreck.
Ein Rempler brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. „Marcellus!“, zischte ihm Mallius ins Ohr.
Lucius registrierte die Hornsignale. Die 4. Kohorte vor ihm hatte sich in Marsch gesetzt und drängte sich zwischen zwei Rotten der Germanen. Die 8. Kohorte rückte nach und verstärkte die erste Schlachtreihe. Lucius warf schnell einen Blick zur Seite und sah, dass sich auch die 9. Kohorte in Marsch gesetzt hatte.
Jetzt begannen die Legionen vorzurücken und die Teutonen zurückzudrängen. Das germanische Schlachtgeschrei hallte über das Feld. Die Legionäre antworteten ihrerseits mit lautem Gebrüll.
Die Reiter versuchten die Angriffskeile der Germanen zu umfassen, aber die Germanen wichen zurück. Die Reiter setzten nur vorsichtig nach. Der Respekt der Gallier vor den Germanen war zu groß, die Angst zu tief verwurzelt. Die Barbaren konnten sich unbehelligt in ihre Ausgangsstellung zurückziehen.
Nun befahl Drusus allen Einheiten, vorzurücken und die Teutonen anzugreifen. Kaum hatten sich die Legionen und Hilfstruppen in Marsch gesetzt, brachen die Gegner den Kampf ab und flohen zur Barrikade. Die römischen Alen setzten nach, doch die germanischen Reiter traten ihnen entgegen und schlugen die Gallier zurück.
Drusus ordnete die Reihen neu und ließ zu der Barrikade aus Karren und Wagen vorrücken. Er war fest entschlossen, diese zu stürmen und die Teutonen hier an dieser Stelle, an diesem Tag bis auf den letzten Mann niederzumachen. Zuerst würden die Legionäre den Widerstand der
Weitere Kostenlose Bücher