Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
gerade ein Gesuch für ein paar Tage Urlaub im kommenden Winter auf!“
„Abgelehnt!“, sagte Quirinius sofort und ohne mit der Wimper zu zucken.
Lucius war so verblüfft, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. „Äh, was?“, war alles, was er herausbrachte.
Quirinius zog eine Schriftrolle hervor und las: „
Von Tiberius Claudius Nero, Legat von Imperator Caesar Augustus, an Lucius Justinius Marcellus, zweiter Centurio der Hastaten in der 8. Kohorte in der XIX Legion Augusta! Und so weiter und so weiter!“
Seine Augen huschten über die Zeilen und suchten eine bestimmte Stelle. „…
wird hiermit sofort zur Ala Pomponia, die im Augenblick in der Provinz Belgica stationiert ist, versetzt. Er hat sich mit dem nächsten Transport sofort zur Civitas der Ubier zu begeben, wo die Ala Pomponia ihr Winterquartier aufschlagen wird.“
Lucius starrte den Tribun an. Eine Versetzung? Zu den Hilfstruppen? Zu den Reitern? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Was hatte das zu bedeuten?
Quirinius musterte ihn und rollte das Pergament zusammen. „Du scheinst Fortunas Günstling zu sein, Marcellus!“, sagte er und hielt ihm die Schriftrolle hin.
Lucius griff automatisch zu. „Fortunas Günstling?“, stieß er hervor. „Eine Versetzung zu den Hilfstruppen ist kaum ein Beweis für Fortunas Gunst!“
„Nein, aber eine Versetzung nach Belgica!“, konterte der Tribun sofort. „Zumindest für Männer, die Karriere machen wollen! Hier südlich des Danuvius wird es in den nächsten Jahren ruhig zugehen. Die nächsten Feldzüge werden am Rhenus gegen die Germanen ausgefochten werden und die Reiter werden eine wichtige Rolle spielen! Weitere Feldzüge, weitere Beute für dich!“
Lucius starrte den Tribun noch immer an, nicht sicher, ob er dem zustimmen konnte.
„Pack sofort deine Sachen zusammen! Ein
primi ordinis
wird deine Einheit inspizieren, bevor sie von deinem Optio übernommen wird.“
Damit ließ er ihn stehen. Lucius sah ihm hinterher und dachte über das Gesagte nach.
Vielleicht hatte Quirinius recht; alles sah nach Kämpfen am Rhenus aus und er würde daran teilnehmen. Die langweiligen Vermessungsarbeiten beim Aufbau der neuen römischen Siedlungen würden ihm erspart bleiben.
Er winkte Ajax herbei. „Pack meine Sachen ein, auch meine Waffen, mit Ausnahme des Gladius und des Pugio!“, wies er ihn an, während er das Urlaubsgesuch zerriss.
Dann schrieb er schnell den Brief an Marcus zu Ende:
„Ich wurde gerade überraschend an die germanische Grenze versetzt und muss bald aufbrechen. Ich kann nicht nach Lugdunum kommen, grüße alle von mir, ich melde mich bald. Vale, Lucius“
Er versiegelte den Brief und überlegte, was noch zu tun war, bevor er aufbrach. Er musste Mallius und Celsonius informieren und mit ihnen die Übergabe der Centurie besprechen. Er ging in sein Zelt und zog die kleine Truhe heraus, in der er seine Unterlagen aufbewahrte, und sah sie durch. „Centurio Marcellus!“, ertönte da die wohlbekannte, verhasste Stimme von Titus Valens hinter ihm. Lucius schloss die Augen. Ihr Götter, konntet ihr mir dieses Gesicht nicht einmal ersparen? Er richtete sich auf.
„Ja?“, fragte er herausfordernd.
Valens musterte ihn. „Ich soll mich überzeugen, dass deine Einheit und deine Unterlagen in Ordnung sind, bevor du uns verlässt! Du wirst ja schließlich zu den Hilfstruppen gehen!“, sagte er mit der Betonung auf „Hilfs-“.
„Na und?“, erwiderte Lucius angriffslustig. „Ich werde am Rhenus gegen die Germanen kämpfen, während ihr euch hier die Ärsche platt sitzt!“
Valens’ Mund verzog sich überraschend zu einem Lächeln
Lucius war irritiert. „Können wir?“, fragte er, um Zeit zu gewinnen, und deutete auf die Truhe. Lucius schleppte die Truhe zu Mallius, der die Soldlisten der Centurie bereithielt. Wenn es eines Beweises bedurfte, dass die Legion ein Dorf war, dann war es die Tatsache, dass Mallius und Celsonius schon über Lucius’ Versetzung Bescheid wussten und ihn erwartet hatten.
Gemeinsam sahen sie die Unterlagen durch, verglichen die Sold- mit den Proviantlisten, sahen sich die Krankenunterlagen an und überprüften die Wacheinteilung. Dann quittierten alle vier die ordnungsgemäße Übergabe. Valens ließ die Centurie antreten, um die Ausrüstung zu überprüfen. Die Legionäre der anderen Centurien hatten offensichtlich bemerkt, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Für ein geschäftiges Legionslager gab es plötzlich viel zu viele Männer,
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