Century Love - Tödliches Fieber: Roman (German Edition)
sich suchend um.
Ruby zog ihn zum Tresen und auf einmal merkte er, wie sehr sie ihm auf die Nerven fiel.
»Ich hab keinen Durst«, sagte er und ging wieder hinaus.
Ohnmächtig starrte Ruby ihm nach. Sollte sie ihm folgen? Es drängte sie dazu, sie begehrte ihn so sehr. Sie wollte schon los, als jemand nach ihr rief.
»Hey, Rubes.« Harry winkte sie zu sich an den Tisch. »Komm doch mit deinem Tee zu uns!«
Nachdem sie einen Augenblick geschwankt hatte, fand sie es doch cooler, Seth nicht nachzulaufen. Sie holte sich eine Tasse Tee und ein Teilchen und setzte sich an Harrys Tisch.
Alle redeten nur über das verflixte Stück. Hamlet , bei dem sie aus irgendeinem idiotischen Grund nicht mitmachte. Nicht dass sie hätte mitspielen wollen, doch sie hätte sicher eine perfekte Ophelia abgegeben. Das fand Mia auch und ihr Vater war der gleichen Meinung. Der war schließlich Richter am Obersten Gerichtshof, zum Teufel. Dr. Kidd hatte offenbar keine Ahnung, dass Ophelia blond und schlank sein sollte. Hatte er keine Augen für das Bild auf dem Buchcover? Es hätte ein Porträt von ihr sein können. Aber nein, wer hattedie blöde Rolle bekommen? Die noch blödere Eva natürlich. Eva, ständig und überall.
»Und, kommst du?«
Harry starrte sie an. Anscheinend erwartete er eine Antwort.
»Ob ich wohin komme?«
»Zum Konzert der Band heute Abend. Im Gemeinschaftsraum.«
»Äh … weiß nicht …«
»Du musst einfach kommen. Wir gehen alle hin – nach der Hamlet -Probe. Seth nehme ich auch mit, du weißt schon, den Neuen. Er hat das Zimmer neben mir. Der Typ ist echt cool. Und voll fit! Heute Morgen bin ich zu ihm, für den Fall, dass er nicht wusste, wo es Frühstück gibt, und da kam er gerade aus der Dusche. Es war ziemlich dunkel, aber ich konnte auch so sehen, was für Muskeln er hat – einfach unglaublich! Wahnsinn! Aber ich habe dem Crisp ja auch versprochen, mich um ihn zu kümmern.«
»Aber Crispin hat mich damit beauftragt!« Ruby rang nach Luft.
»Wie es scheint, kann er sich um sich selbst kümmern!«, spottete Jack.
»Ich würde mich jedenfalls nicht mit ihm anlegen, das kann ich euch sagen! Also, kommst du nun, Rubes?«
»Na gut. Wahrscheinlich. Um neun, oder?«
Ruby trank den Tee aus und ging in ihr Zimmer. Sie würde sich das Konzert anhören und die nächsten Stunden nutzen, damit Seth Leontis für nichts und niemand anderen Augen hatte.
Während Ruby eine Maske auflegte, ihre Haare mit einer Kur pflegte und eine Wachsenthaarung vornahm, lief Seth standardmäßig seine Runden. Als Harry ihm in der Pause die Sportplätze gezeigt hatte, war klar, dass dies sein Rettungsanker in dieser fremden Welt sein würde.
Beim Laufen versuchte er, einen klaren Kopf zu bekommen. Er war wegen der Recherche hergekommen und durfte sich nicht von einem Mädchen ablenken lassen, das trotz allem nicht die Liebe seines Lebens war. Livia war tot.
Wie konnte es sein, dass diese Eva genauso aussah? Und warum interessierte sich jedes Mädchen an dieser Schule für ihn, nur sie nicht? Selbst als versklavter Gladiator war Seth niemals einer Frau begegnet, auf die er keine Wirkung hatte. Er war noch nie abgewiesen worden und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
Möglicherweise wäre es das Beste, nach Parallon zurückzukehren. Der Plan ging nicht auf. Wie sollte er sein Forschungsvorhaben vorantreiben, wenn er sich nicht konzentrieren konnte?
Genau, er würde von hier verschwinden, ehe er noch besessener wurde. Sich ein neues Labor in einer anderen Zeit suchen.
Aber – er wollte nicht. Er wollte in ihrer Nähe bleiben. Er brauchte das.
Seth war so einsam, so niedergeschlagen, dass er plötzlich Matthias vermisste, obwohl er mit ihm gar nicht darüber reden könnte. Sein Freund hatte nämlich keine Ahnung, wo er war. Diesen Schwur hatte Zackary ihm abgenommen. Unabhängig davon, wie lange seine Recherche hier dauern würde,hatte Seth vor, in Parallon nur wenige Minuten abwesend zu sein. Matt würde es nie erfahren – es sei denn, Seth gab jetzt auf. Außerdem hatte er mit Matthias einen Pakt geschlossen. Seth hatte versprochen, Livias Namen nie wieder zu erwähnen.
Einen Augenblick lang erwog Seth, sich Zackary anzuvertrauen, verwarf die Idee jedoch gleich wieder. Er wusste, dass Zackary kein Mitleid mit ihm haben würde. Im Gegenteil, er würde wütend werden. Erstens, weil Seth nach nur zwei Nächten in London bewies, wie labil er war. Predigte Zackary ihm nicht andauernd, auf Distanz zu bleiben?
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