Chamäleon-Zauber
»daß Sie heiraten.«
Trent blickte verblüfft auf. »Ich kann ja verstehen, daß man von mir verlangt, daß ich alle früheren Verwandlungen wieder rückgängig mache und mich meines Talents in Zukunft nicht mehr bediene – aber was hat das Heiraten damit zu tun?«
»Sie räsonnieren!« sagte Roland scharf. Und Bink dachte: Trent hat es noch nicht begriffen. Sie brauchen keine Einschränkungen zu verhängen, wenn sie ihn blenden. Dann wird er sowieso hilflos sein.
»Verzeihung, Ältester. Ich werde heiraten. Wie lautet die zweite Bedingung?«
Jetzt kommt es! Am liebsten hätte Bink alle Geräusche ausgeschaltet, als wenn er damit das Urteil mildern könnte. Doch dieses magische Talent besaß er leider nicht.
»Daß Sie den Thron von Xanth annehmen.«
Binks Schnabel klappte herunter. Auch Chamäleon sperrte den Mund auf. Trent stand da, als sei er wieder steif gefroren.
Dann kniete Roland nieder, und die anderen Ältesten folgten langsam und schweigend seinem Beispiel.
»Der König ist tot, müssen Sie wissen«, erklärte Humfrey. »Es ist von größter Wichtigkeit, daß ein guter Mensch, der auch ein starker Magier ist, das Amt übernimmt. Einer, der zu führen versteht, der maßhalten kann und doch auch dazu fähig ist, Xanth mit wilder Entschlossenheit zu verteidigen. So wie etwa während einer Invasion der Zappler oder ähnlicher Bedrohungen. Einer, der auch einen möglichen Erben haben könnte, damit Xanth nicht wieder in die gleiche schwierige Lage kommt wie jetzt. Es ist nicht nötig, daß wir diesen Monarchen lieben, aber wir müssen ihn unbedingt haben. Ich bin dazu wohl kaum geeignet, denn ich könnte den Regierungsgeschäften wohl nicht die erforderliche Aufmerksamkeit und genügendes Interesse entgegenbringen. Und die Zauberin Iris ist auch nicht geeignet, selbst wenn sie keine Frau wäre, denn sie versteht nicht, maßzuhalten. Die einzige andere Person in Xanth, die das Kaliber eines Magiers hätte, besitzt weder die Persönlichkeit noch das Talent, die ein solches Amt erfordert. Folglich braucht Xanth Sie, Magier. Sie können nicht ablehnen.« Und dann kniete auch Humfrey nieder.
Der Böse Magier, der nun nicht mehr böse war, verneigte in schweigender Zustimmung den Kopf. Nun hatte er Xanth doch noch erobert.
Die Krönungszeremonie war äußerst prunkvoll. Das Zentaurenkontingent paradierte mit unfaßbarer Präzision im Marschschritt vorüber, und aus ganz Xanth strömten Menschen und intelligente Tiere herbei, um den Feierlichkeiten beizuwohnen. Der Magier Trent, der nun »Verwandlerkönig« hieß, nahm sowohl die Krone als auch die Braut entgegen, und beide strahlten.
Natürlich gab es unter den Zuschauern auch manche stichelnde Bemerkung, aber die meisten Bürger waren der Meinung, daß Trent sich weise entschieden hatte. »Wenn sie zu alt sein sollte, um ihm einen Erben zu bescheren, dann können sie immer noch einen Jungen mit Magierformat adoptieren.«
»Schließlich ist er ja der einzige, der sie in seiner Gewalt hat, und unter Langeweile wird er bei ihr nicht zu leiden haben.« Man wußte noch nichts von all den inneren und äußeren Bedrohungen Xanths.
Bink, der seine alte Gestalt wiedererlangt hatte, blickte allein auf die Stelle, wo früher Justin Baum gestanden hatte. Er freute sich für Trent, und der Mann würde sicherlich einen prächtigen König abgeben. Und doch litt er unter einer gewissen ernüchterten Enttäuschung. Was sollte er, Bink, denn nun tun?
Drei Jungen kamen vorbei: Zink, Jama und Potipher. Sie wirkten gedemütigt. Sie wußten, daß die Zeit der wilden Streiche nun vorüber war, denn jetzt gab es wieder einen mächtigen König. Wenn sie sich nicht benahmen, dann drohte ihnen die Verwandlung.
Schließlich trabten zwei Zentauren auf ihn zu. »Ich freue mich ja so, dich wiederzusehen, Bink!« rief Cherie. »Ist doch wirklich wunderbar, daß du nun doch nicht ins Exil gemußt hast!« Sie knuffte ihren Begleiter in die Rippen. »Nicht wahr, Chester?«
Chester zwang sich ein gequältes Lächeln ab. »Hm, ja, klar doch«, murmelte er.
»Du mußt uns unbedingt mal besuchen«, fuhr Cherie fröhlich fort. »Chester spricht so oft von dir!«
Chester machte eine leicht würgende Bewegung mit seinen kräftigen Händen. »Hm, klar«, wiederholte er etwas heiterer.
Bink wechselte lieber das Thema. »Wißt ihr eigentlich, daß ich Herman dem Einsiedler in der Wildnis begegnet bin?« fragte er. »Er ist als Held gestorben. Er hat seine Magie dazu eingesetzt…« Er
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