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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Preßplastik, dessen Oberfläche verwittertem Stein ähneln sollte, individueller gestaltet worden.
    Und was die Tageszeit anbelangte, hatte er eindeutig recht, denn überall kamen Männer in grauen Anzügen, auf dem Kopf graue Herrenhüte, unterm Arm Aktentaschen, aus den Haustüren zum Vorschein, küßten ihre in adretten Druckdesign-Küchenkitteln gekleideten Ehefrauen und stiegen in die Autos, von denen eines vor jedem Haus parkte.
    Eine Ausnahme bildeten zwei Männer, Nachbarn, die auf dem Gehweg standen, sich unterhielten und Notizen in Taschenkalender schrieben.
    Eine Anwandlung beträchtlicher Verwirrung ereilte Quaddel. Taschenkalender? Kugelschreiber? Und Autos, die offensichtlich mit Verbrennungsmotoren fuhren, ja sogar als regelrechte Benzinschlucker galten? Er sah einen Packard, einen alten Cord, einen Studebaker, einen Mercedes… Wie sollte das die ferne Zukunft sein? Außerdem stimmte mit den Typennamen der Fahrzeuge irgend etwas nicht. Mercedes Mustang? Packard Pajero? Cord Clio?
    Aber er war unbestreitbar von seinem Leiden geheilt worden. Und wenn das Geschöpf, das ihn zu fressen beabsichtigte, nicht von einem fremden Planeten stammte, woher dann? Und Rechnungen stellte man auf Krediten aus, darin erkannte er jetzt mühelos eine Verkürzung von >Krediteinheiten<. Inzwischen hatten seine Füße ihn zu einem gefliesten Zugangsweg vor den Häusern der beiden Männer befördert, die nun ihre Taschenkalender einsteckten.
    »Ja-ja, schon gut, schon gut«, brummelte der größere der zwei Nachbarn, rückte sich den Hut auf dem Kopf zurecht und entfernte sich zu seinem als Cadillac Cäfer bezeichneten Wagen. »Aber Sie können uns ja wohl nicht auch noch das Bißchen Zeit streitig machen, das wir brauchen, um unsere Frauentauschparties zu planen. Schließlich sind sie so ungefähr das einzige, was uns das Leben lebenswert macht.«
    Er knallte die Wagentür zu und schloß sich dem Pulk aus rund einem Dutzend weiterer Autos an, die in den vergangenen Minuten abgefahren waren; Quaddel und der kleinere Mann blieben auf dem Bürgersteig allein.
    »Mein Freund hat Sie mit einem yelignesischen Authentizitätsinspektor verwechselt, glaube ich«, sagte der Mann nach kurzer Verlegenheitspause. »Aber Sie sind keiner, oder?«
    Weil er seiner Stimme nicht recht traute, schüttelte Quaddel nur den Kopf.
    »Dachte ich mir gleich«, meinte der Mann und schob sich verwundert den Hut in den Nacken. »Sie sehen mir aus wie ganz gewöhnliches Gefrierfleisch.«
    Fast hätte Quaddel ein Hä? ausgestoßen. Aber es gelang ihm noch rechtzeitig, geistig die etymologische Herabsetzung des KryoKonservierten zum Gefrierfleisch nachzuvollziehen. Er überlegte einen Moment lang. »Da haben Sie wohl recht«, gab er schließlich zu. »Ich habe mich nur noch nicht dran gewöhnen können. Ich bin erst vor ‘ner halben Stunde geweckt worden.«
    »Und man hat Sie einfach so gehen lassen? Mann!« Ein Fingerschnippen. »Dann müssen Sie aber wirklich weit überdurchschnittlich vorausschauend gewesen sein. Wie haben Sie sich freigekauft? Mit altem Geld? Oder gehörten Sie zur Mafia? Zu den Triaden? Den Yakuza? Wie ein Ölscheich kommen Sie mir jedenfalls nicht vor.«
    Komisch. Quaddel fühlte sich nicht gerade aus seinem Gleichmut gerissen, aber der Mann beanspruchte auf unwiderstehliche Weise Beachtung. Die letzten Sätze hatten geklungen, als hätte, obwohl sie aus demselben Mund gedrungen waren, jemand anderes gesprochen. Nun ersah er, während er seinen neuen Bekannten aufmerksamer betrachtete, einen eklatanten Unterschied zwischen der linken und rechten Gesichtshälfte. Ein Auge war braun, das andere von kräftigem Blau. Auf der einen Seite des Schädels hatte der Suburbia-Bürger mausgraues, auf der anderen Seite schwarzes Haar.
    Quaddel bezweifelte, daß die Fragen nach seiner Herkunft eine ernsthafte Beantwortung erforderten, doch erregte diese Person einen so ungewöhnlichen Eindruck, daß er es als ratsam empfand, trotzdem zu antworten. »Nein, ich bin weder Asiate noch Araber. Mit der Mafia habe ich auch nichts zu tun. Ich bin ein paar Leuten begegnet, die anscheinend denken, das Gegenteil wäre der Fall, aber sie haben Krach mit einem Fettsack und einem… einer Kreatur gekriegt, die mich verspeisen wollte, also habe ich die Gelegenheit genutzt und mich verdrückt.«
    Der Mann schnalzte mit der Zunge. »Verspeisen, so? Hm, das ist ja ‘ne herbe Sache. Und was haben Sie jetzt vor?«
    »Hauptsächlich möchte ich schnell von hier

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