Charles
hätte beinah aufgeseufzt, als sie ihm die Arme um den Nacken legte. Im Grunde tat er nicht mehr, als sich vor- und zurückzubewegen, aber zumindest trat er ihr nicht auf die Füße.
Als sie den Kopf an seiner Schulter barg, schloss Charles die Augen, überwältigt von seinen Gefühlen. Am liebsten hätte er sie gefragt, was während der Trauzeremonie zwischen ihnen geschehen war, doch da er sie jetzt nicht loslassen wollte, verschob er es auf einen späteren Zeitpunkt.
Als der Song zu Ende war, tat Charles so, als wollte er sich von Lanni lösen. Doch schon bevor der nächste begann, zog er sie wieder an sich.
Leider hatte der Discjockey sich diesmal für einen Hit aus den siebziger Jahren entschieden, „Staying alive“ von den Bee Gees. Da alle anderen sich ausgelassen zu den schnellen Rhythmen bewegten, wurde es ziemlich ungemütlich auf der Tanzfläche.
Nachdem Charles sich umgeblickt hatte, nahm er Lanni bei der Hand und zog sie mit sich. Da es jedoch in der ganzen Halle keinen stillen Winkel gab, in dem sie sich in Ruhe hätten unterhalten können, ging er mit ihr nach draußen.
„Wollen wir hier tanzen?“ neckte sie ihn.
„Nein.“ Ohne darüber nachzudenken, was er tat, zog er sie wieder an sich, um seine Lippen auf ihre zu pressen. Er begehrte sie und wollte ihr zeigen, was er für sie empfand. Und als er spürte, wie zart und weich ihre Haut war, und sah, wie ihr seidiges Haar in der Sonne glänzte, wollte er sie nie wieder loslassen.
„Ich konnte keine Sekunde länger warten“, sagte er rau.
„Ich auch nicht.“
Charles blickte sich kurz um, bevor er Lanni mit sich auf den Spielplatz zog.
„Wohin gehen wir?“ fragte sie.
„Zu den Schaukeln.“
Sie barg den Kopf an seiner Schulter. „Schaukeln mochte ich schon immer gern. Als ich klein war, wollte ich immer höher schaukeln, bis in den Himmel.“
Nachdem er ihr auf die Schaukel geholfen hatte, stellte er sich vor sie, um ihr Schwung zu geben. „Ich glaube, die Schicksalsgöttinnen haben Sinn für Humor.“
„Wie kommst du darauf?“
Sobald sie sanft hin und her zu schaukeln begann, trat er ein paar Schritte zurück. „Ich habe Sawyer die Hölle heiß gemacht, weil er sich in Abbey verliebt hat. Ich war ganz sicher, dass mir so etwas nie passieren würde – schon gar nicht über Nacht.“
Einen Moment lang schwieg Lanni. „Und nun hast du deine Meinung geändert?“ erkundigte sie sich dann.
„Allerdings. Sawyer hätte Abbey meinetwegen beinah verloren.“
Überrascht schaute sie ihn an.
„Ich habe mir Sorgen gemacht, weil Sawyer sonst immer so vernünftig war. Da ich seine Gefühle nicht nachvollziehen konnte, habe ich versucht, alles zu regeln, indem ich Abbey angeboten habe, die Rückflugtickets für sie und die Kinder zu bezahlen, nach dem Motto: ,Aus den Augen, aus dem Sinn‘.“
„Aber Abbey ist nicht zurückgeflogen.“
„Nein, zum Glück nicht. Sie ist hier geblieben. Und jetzt bist du hier, und wenn jemand versuchen würde, dich zum Gehen zu überreden, würde ich den Kerl erschießen.“
Lanni wandte den Blick ab. „Charles, ich muss dir …“
„Nein“, unterbrach er sie. „Lass mich erst zu Ende erzählen. Ich muss es dir einfach sagen. Vom ersten Moment an, als wir uns kennen gelernt haben, fühlte ich mich dir verbunden. Später, als Duke Porter dich nach Hause gebracht hat … Siehst du, nicht einmal jetzt kann ich mit Worten ausdrücken, was passiert ist.“
„Du meinst, heute Nachmittag in der Kirche.“
„Ja, auch da. Dort war es noch viel stärker.“
„Ich fühle es auch“, erklärte sie schwach.
„Ich habe keine Ahnung von der Liebe, Lanni, aber ich weiß, was ich für dich fühle, und ich bin nicht sicher, wie ich mich verhalten soll.“
„Versuchst du gerade, mir zu sagen, dass du mich liebst?“ fragte sie.
„Ja.“
„O Charles!“
Charles wusste nicht, was er erwartet hatte, aber ganz sicher nicht den gequälten Ausdruck, den ihr Gesicht jetzt annahm.
„Mir ist klar, dass ich dich völlig überrumpelt habe“, beeilte er sich fortzufahren. „Aber ich musste es dir einfach sagen, sonst hätte es mich kaputtgemacht.“
„Ich … liebe dich auch.“
Sofort entspannte er sich ein wenig. Zumindest befand er sich nicht allein in dieser Misere. „Und was sollen wir jetzt tun?“
„Müssen wir denn irgend etwas tun?“ konterte Lanni.
„Ich glaube nicht.“ Sein erleichterter Tonfall beschämte ihn fast. Doch die Vorstellung, den Schritt zu machen, den Sawyer gemacht
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