Charles
mich, Sie kennen gelernt zu haben.“
Statt etwas zu erwidern, nickte Ellen nur.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als Ellen sie und Christian allein ließ. Sie musste unbedingt mit Charles reden, denn er war wütend und verletzt – und das mit Recht.
Doch es war nicht ihre Absicht gewesen, ihn zu hintergehen. Zweimal hatte sie versucht, es ihm zu erzählen, aber er hatte sie nicht zu Wort kommen lassen. Da sie bereits befürchtet hatte, dass er so reagieren würde, war sie beinah froh darüber gewesen, dass er sie nicht hatte ausreden lassen.
Lanni ging auf die andere Seite der Turnhalle, wo sie sich auf einen Stuhl sinken ließ. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine ihr nicht länger gehorchten.
„Stimmt etwas nicht, Lanni?“
Als sie aufschaute, stellte sie fest, dass Abbey vor ihr stand. „Charles hat die Feier fluchtartig verlassen“, fuhr sie fort.
„Es ist nichts“, schwindelte Lanni, denn sie wollte Abbey den Tag nicht verderben.
Abbey setzte sich auf den freien Stuhl neben ihr. „Das glaube ich nicht. Erzähl mir, was passiert ist.“
Lanni atmete einmal tief durch, bevor sie antwortete. „Charles hat erfahren, dass Catherine Fletcher meine Großmutter ist. Ich hätte es ihm gleich sagen sollen, aber ich dachte, es würde keine Rolle spielen. Ich hatte gehofft, ihm würde irgendwann klar werden, dass keiner von uns etwas mit der Fehde zwischen unseren Familien zu tun hat.“
Abbey drückte ihr die Hand. „Gib ihm etwas Zeit.“
Zu dem Entschluss war Lanni schon gekommen, obwohl sie bezweifelte, dass sie je den schockierten und wütenden Ausdruck in seinen Augen vergessen würde. Charles hatte gar nicht schnell genug von ihr fortkommen können.
„Mach dir keine Sorgen um Charles und mich.“ Sie lächelte gezwungen. „Ich möchte dir nicht den Tag verderben.“
„Nichts könnte mir diesen Tag verderben“, versicherte Abbey. Nachdem sie sich noch einen Moment leise mit Lanni unterhalten hatte, kehrte sie wieder zu Sawyer zurück.
Da ihr Mund wie ausgetrocknet war, ging Lanni zum Buffet, um sich etwas Bowle zu nehmen. Sie hatte gerade einen Schluck getrunken, als Sawyer sich zu ihr gesellte.
„Abbey hat mir erzählt, was passiert ist“, sagte er grimmig.
„Charles braucht einfach Zeit, um sich damit abzufinden, das ist alles“, erwiderte sie betont unbefangen.
Sawyer wirkte ziemlich zerknirscht. „Ich hätte es ihm sagen sollen.“
„Es war nicht deine Aufgabe.“
„Ich habe ihn bewusst in dem Glauben gelassen, dass du die Sekretärin bist, die Christian eingestellt hat.“ Er runzelte die Stirn. „Charles war so verdammt selbstgerecht, als er von Christians und meinem Plan erfahren hat. Als ich gemerkt habe, was er für dich empfindet, dachte ich, es wäre ausgleichende Gerechtigkeit.“
„Ich bin an allem schuld“, wandte sie ein, „nicht du.“
„Wenn du willst, rede ich mit ihm.“
So verlockend das Angebot auch war, wollte Lanni niemanden in die Sache mit hineinziehen. „Nein, vielen Dank. Entweder lösen Charles und ich das Problem allein oder gar nicht. Es ist unsere Angelegenheit.“
Dass Charles so heftig reagiert hatte, tat ihr weh. Wie Ellen festgestellt hatte, hatten beide Familien einander viel Leid zugefügt. Lanni war bereit zu verzeihen, was die O’Hallorans ihrer Familie angetan hatten, doch bei Charles war es umgekehrt anscheinend nicht der Fall.
„Er ist ein sturer Esel“, bemerkte Sawyer. „Du musst Geduld mit ihm haben.“
Lanni antwortete nicht. In Anchorage warteten anderweitige Verpflichtungen auf sie, denn in wenigen Wochen sollte sie bei der Zeitung anfangen. Sie war jedenfalls nicht gewillt, ihre Abreise zu verschieben, und hoffte, dass Charles wie durch ein Wunder zur Vernunft kommen würde. Wenn es darauf ankam, konnte sie genauso stur sein wie er.
Nachdem Sawyer gegangen war, trank sie ihr Glas leer. Das kühle Getränk war sehr wohltuend, weil ihre Kehle wie ausgetrocknet war. Gerade als Lanni das leere Glas abstellen wollte, bemerkte sie Charles.
Er war zurückgekommen und stand auf der anderen Seite der Halle, so weit wie möglich von ihr entfernt, wie es schien. Als er sie ansah, versuchte sie zu lächeln, um ihm zu zeigen, wie Leid es ihr tat.
Sobald ihre Blicke sich begegneten, wandte Charles sich jedoch ab und ging zu seiner Mutter. Damit bewies er Lanni deutlich, dass er seiner Familie gegenüber loyal war und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.
„Hallo, Lanni.“
Als sie sich umdrehte, stand Duke Porter
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