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Charmant und unwiderstehlich

Charmant und unwiderstehlich

Titel: Charmant und unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Welsh
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aufzuheben, als zwei auf Hochglanz polierte, schwarze italienische Lederschuhe in ihr Blickfeld gerieten. Brad. Jetzt reiß dich bloß zusammen, mahnte sie sich, richtete sich auf und schaute Garys Bruder direkt an. Er war noch genauso attraktiv wie früher.
    Das schwarze Haar war aus dem Gesicht gekämmt und glänzte immer noch nass vom Regen. Seine hellgrauen Augen blickten sie so verblüfft an wie damals, bei der Hochzeit von Gary und Leigh.
    Aber jetzt war sein Gesicht zu einer Maske erstarrt, ganz anders als damals am Abend vor Garys und Leighs Hochzeit, als er sie mit seinen charmanten Sprüchen hatte erobern wollen.
    „Die Trauerfeier war sehr tröstend.“ Das klang steif und unbeholfen. Offenbar setzte er alles daran, einem persönlichen Gespräch aus dem Weg gehen.
    „Ja. Das war sie. Danke, dass du dich um den Blumenschmuck gekümmert hast.
    Er ist wunderschön.“
    Er nickte. „Es tut mir Leid, dass wir uns verspätet haben. Das Flugzeug meiner Eltern hat keine Starterlaubnis bekommen. Sie haben erst heute Morgen entschieden, dass sie zur Beerdigung kommen wollen.“ Ärgerte er sich über seine Eltern oder über die Flugüberwachung oder darüber, dass sie das Signal für den Beginn der Feier ein paar Minuten zu früh gegeben hatte? Ach, es interessiert mich nicht, entschied Melissa kurzerhand.
    „Wie dem auch sei, es war eine schöne Feier. Man wird deiner Familie vor dem Mittagessen das Beileid aussprechen“, erwiderte sie und wünschte sich, dass er endlich verschwinden möge.
    „Kommst du nicht mit nach Bellfield?“
    „Ich habe meinen Wagen dabei“, antwortete sie. Das war noch nicht einmal gelogen. Er parkte um die Ecke, und er war voll geladen mit ihren Kleidern und ein paar persönlichen Dingen, die sie zur Erinnerung an Gary und Leigh mitnehmen wollte. Die Bank und Garys Familie konnten sich gern um den Rest streiten. Gary hatte sich erst kürzlich mit einer Unternehmensberatung selbstständig gemacht, und seine Firma hatte noch nicht viel Gewinn erwirtschaften können. Melissa hatte nicht die Absicht, ihre Bekanntschaft mit den Costains unnötig zu verlängern. Sie und ihr Baby würden sehr gut allein klarkommen. Was sie betraf, so wollte sie endlich losfahren und Pennsylvania auf immer Lebewohl sagen.
    „Ich möchte mich mit dir gern über das Baby unterhalten“, sagte Brad. „Mehr über deine Pläne erfahren. Ich dachte, dass wir uns nach dem Mittagessen ungestört unterhalten können. Es wird bestimmt nicht lange dauern.“
    „Natürlich nicht“, sagte sie unverbindlich. Ihre Pläne? Woher hatte sie wissen sollen, dass die Costains auch nur ein Fünkchen Interesse dafür aufbrächten?
    Aber es war ihr gleichgültig. Sie war Garys Eltern zu nichts verpflichtet. Den Menschen, die ihrem Schwager das Leben zur Hölle gemacht hatten. Die Geschichten aus seiner Kindheit lösten das pure Entsetzen in ihr aus. Auf keinen Fall würde sie ihr Baby den Costains überlassen. Diesen kaltherzigen und egoistischen Menschen.
    Brad trat einen Schritt zurück und nickte kurz. „Gut. Dann unterhalten wir uns später in Bell fielet.“
    Stimmt sogar, dachte Melissa insgeheim, als Brad sich abwandte und zu seiner Mutter ging. Wir unterhalten uns später. Irgendwann einmal. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Als die Trauergäste die Halle ein paar Minuten später verließen, verabschiedete sie sich innerlich von dem gesamten Familienclan. Vielleicht war es beängstigend, aber sie war jetzt ganz auf sich allein gestellt.
    Und ihr Baby war ab sofort ein Abell.

1. KAPITEL
    Auf der Route Nr. fünf in Hughesville, Maryland, bog Brad nach links ab. Müde und erschöpft versuchte er, einen Blick auf die Richtungsschilder zu erhaschen und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. Die lange Fahrt war anstrengend gewesen. Er musste aufpassen, denn gleich kam die letzte Abzweigung. Zwei Monate hatte es ihn gekostet, bis er Melissa Abell ausfindig gemacht hatte. Aber dann hatte der Detektiv Joe Brennan, der für seine Anwaltskanzlei arbeitete, ihre Adresse über eine Erbschaft von ihrem Onkel herausbekommen. Es konnte nur noch ein paar Minuten dauern, bis Brad ihr wieder gegenüberstehen würde. Sie sollte ihm Rede und Antwort stehen, warum sie damals einfach verschwunden war.
    Ganz offensichtlich hatte Melissa nie die Absicht gehabt, ihn nach der Trauerfeier nach Bellfield zu begleiten. Aber warum hat sie das nicht einfach gesagt?
    grübelte er. Er hatte ihr anbieten wollen, ihr mit dem Baby zu helfen.

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