Charmant und unwiderstehlich
Blick von ihren Beinen abzuwenden. „Das Baby ist alles, was mir von meinem Bruder noch geblieben ist. Pass auf, ich mache dir ein großzügiges Angebot. Du kommst zurück nach Pennsylvania und ziehst in das Gartenhaus auf Bellfield. Es ist ein schönes Haus. Warm und sauber. Und wenn das Baby geboren ist und du das Sorgerecht abgetreten hast, werde ich dir ein Geschäft in einer Stadt deiner Wahl einrichten. Ich würde dir sogar ein gewisses Umgangsrecht mit dem Kind einräumen. Es ist die eleganteste Lösung für den Schlamassel, in den du nach Garys und Leighs Tod geschlittert bist.“
Melissa schwieg, aber ihr Zorn war deutlich. Plötzlich brach der Damm, und die Worte kamen ihr hemmungslos über die Lippen. „Und ich war der Meinung, dass schon meine erste Begegnung mit dir einen widerlichen Nachgeschmack hinterlassen hat.“ Drohend trat sie einen Schritt auf ihn zu. „Niemals wirst du mein Baby bekommen, Brad Costain. Niemals. Hast du verstanden?“
„Wir reden über eine Menge Geld. Und über eine Riesenlast, die dir von den Schultern genommen wird.“
„Ein Baby ist keine Riesenlast. Und kein Schlamassel. Es ist ein kostbares Geschenk.“
Brad ertrank in einem Wirbel von Gefühlen. Instinktiv spürte er, dass er im Begriff war, alles zu verlieren. Also setzte er alles auf eine Karte. „Ich erhöhe das Angebot. Hunderttausend Dollar. Einen besseren Deal kannst du nicht machen.“
„Einen Deal? Geld? Das ist alles, was dich und deine Familie interessiert, nicht wahr? Gary und Leigh haben mir all die schrecklichen Geschichten erzählt, aber ich konnte doch nicht ahnen, dass…“ Melissa unterbrach sich und schüttelte den Kopf. Auf einmal wirkte sie unendlich traurig. Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. „Deine Familie hat Gary zutiefst verletzt.
Und Leigh…“ Der Name ihrer Schwester verlor sich in der leichten Sommerbrise.
„Verschwinde!“
„Melissa, ich…“
„Nein. Ich will, dass du verschwindest. Auf der Stelle“, unterbrach sie ihn.
„Sheriff Long ist ein alter Schulfreund von mir. Er ist sicher auch der Meinung, dass du dich widerrechtlich auf meinem Grundstück aufhältst. Es ist mein Baby!
Kein Costain wird es jemals in die Finger bekommen.“
„Doch. Das Gericht wird anders entscheiden“, konterte er. Alle Gedanken an eine Einigung waren wie weggeblasen.
Melissa riss die Augen auf. Ihre Stimme klang überhaupt nicht mehr traurig, sondern nur noch wütend. „Wenn du nicht in spätestens zwei Minuten von diesem Grundstück verschwunden bist, rufe ich den Sheriff an, Brad Costain. Und dann wird dir dein guter Name und dein Geld nicht ein bisschen weiterhelfen.
Schönen Tag noch.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt, ging ins Haus und schlug die Tür lautstark zu.
Brad eilte zu seinem Sportwagen und setzte sich hinter das Steuer. Er hatte nicht die geringste Absicht, sich mit dem Sheriff anzulegen, wendete den Wagen und verließ das Grundstück. Auf der Hauptstraße hielt er an. Er brauchte einen Augenblick, um sich wieder zu sammeln.
Eigentlich hatte er Melissa Abell nur aufsuchen wollen, um nach ihr und dem Kind zu schauen. Aber jetzt, nachdem er mit eigenen Augen gesehen hatte, in welch ärmlichen Verhältnisse sie lebte, konnte er die Hände nicht untätig in den Schoß legen. Aber was soll ich tun? grübelte er. Natürlich war es sonnenkiar, dass sie ihm das Baby nicht kampflos überlassen würde.
Brad kniff die Augen zusammen. Kampf? Um das Baby? Was zum Teufel hast du da gerade gesagt? murmelte Brad in sich hinein. Und was zum Teufel hast du mit deinem Besuch bei ihr angerichtet?
2. KAPITEL
Ungefähr eine Stunde später Körte Melissa die Glöckchen am Pferdegeschirr klingeln. Knirschend fuhr Izaak Abramson mit seinem Fuhrwerk den Kiesweg hinauf. Sie legte die alte Kaffeemühle zur Seite, die sie gerade aus dem Keller geholt hatte, ging hinaus auf die Veranda und winkte dem Besucher zu.
„Guten Morgen, Miss Missy!“ rief Izaak. „Heute habe ich Zeit, deine Scheune unter die Lupe zu nehmen.“
Großartig, jubelte sie innerlich und lächelte vergnügt. Miss Missy hatte Izaak sie immer genannt, als sie noch ein Kind gewesen war. Melissa lief die Treppe hinunter und begrüßte den Mann aus der mennonitischen Gemeinde, der stets schwarze Hosen und ein graues Hemd trug. Izaak tanzte selten aus der Reihe.
„Das heißt, die Sache geht klar?“ Melissa seufzte erleichtert auf.
Izaak nickte. „Margaret hat mit dem
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