Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Luft zu knistern beginnt, wenn ihr euch im selben Raum befindet, sagt schon eine Menge aus.«
»Halt die Klappe«, sagte ich, streckte die Beine aus und senkte meine Nase Richtung Knie, um mich noch ein wenig zu dehnen. »Ich sage nichts ohne meinen Anwalt.«
»Brauchst du auch nicht. Ich habe gesehen, wie sich deine Augen in seiner Anwesenheit silbern verfärben. Das ist schon ein Geständnis.«
»Nicht unbedingt«, meinte ich, zog ein Bein an und beugte mich erneut nach vorne. Vampire wechselten die Augenfarbe, wenn sie starke Gefühle durchlebten – Hunger, Wut, oder, wie in meinem Fall, aufgrund der Nähe zu dem blonden Sahnestückchen Ethan Sullivan. »Aber ich gebe zu, dass er auf abstoßende Art lecker ist.«
»Wie Chips mit Salz und Essig.«
»Genau«, stimmte ich ihr zu und richtete mich wieder auf. »Ich bin eine überspannte Vampirin, die einem Lehnsherrn zur Treue verpflichtet ist, den sie nicht ausstehen kann. Und dann stellt sich heraus, dass du so eine Art angehende Hexenmeisterin bist, die Dinge allein dadurch geschehen lassen kann, indem sie sie sich wünscht. Wir sind definitiv zwei Sonderfälle, was das Thema Willensfreiheit angeht – ich habe keine, und du hast zu viel davon.«
Sie sah mich an, blinzelte kurz und legte dann ihre Hand aufs Herz. »Du, und das sage ich mit all meiner Liebe, bist echt ein Geek, Merit.« Sie stand auf und zog sich den Taschenriemen über die Schulter. Ich machte es ihr nach, und wir gingen gemeinsam hinaus.
»Weißt du«, sagte sie, »du und Ethan solltet euch eine von diesen Halsketten besorgen, wo auf einer Herzhälfte ›bester‹ und auf der anderen ›Freund‹ steht. Ihr könntet sie als Zeichen eurer ewigen gegenseitigen Zuneigung tragen.«
Ich warf ihr mein schweißnasses Handtuch an den Kopf. Sie machte ein Würgegeräusch und schüttelte es ab. Ihr Gesicht hatte sich zu einer Maske mädchenhaften Entsetzens verzerrt. »Du bist so kindisch.«
»Blaue Haare. Mehr muss ich wohl nicht sagen.«
»Du kannst mich mal, totes Mädchen.«
Ich entblößte meine Fangzähne und zwinkerte ihr zu. »Bring mich nicht auf dumme Gedanken, Hexe!«
Eine Stunde später hatte ich geduscht und wieder meine Haus-Cadogan-Uniform angezogen – eine taillierte schwarze Kostümjacke, ein schwarzes Oberteil und eine eng anliegende schwarze Hose. Ich war in meinem Schlafzimmer in Wicker Park, das bald nicht mehr meins sein würde, und stopfte Klamotten in einen Seesack. Auf meinem Nachttisch stand ein kleiner Snack – ein Glas Blut aus einem der gekühlten medizinischen Plastikbeutel, die uns ein Lieferservice namens »Lebenssaft« frisch zustellte, das Blutsauger-Gegenstück zum Milchmann. Nach dem Training konnte ich eine Erfrischung brauchen. Mallory stand hinter mir in der Tür. Blaue Haarsträhnen umrahmten ihr Gesicht, und ihr restlicher Körper war von Boxershorts und einem zu groß geratenen T-Shirt verdeckt, vermutlich eins von Catcher, auf dem Ein Schlüssel nach dem anderen stand.
»Du musst das nicht machen«, sagte sie. »Du musst nicht ausziehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Doch, ich muss es tun, um Hüterin sein zu können. Und ihr zwei könnt ein Zimmer mehr gut brauchen.« Catcher und Mallory konnten mehr als nur ein weiteres Zimmer brauchen. Sie benutzten sie regelmäßig, mit entsprechender Lautstärke und meistens nackt, aber das war nicht zwingend nötig. Sie kannten sich noch nicht lange, waren aber nach nur wenigen Tagen ihrem gegenseitigen Zauber verfallen. Was ihnen an gemeinsamer Zeit fehlte, machten sie durch übermäßige Begeisterung wieder wett. Wie die Karnickel. Wie unglaublich energiegeladene, völlig unbefangene, übernatürliche Karnickel.
Mallory schnappte sich einen zweiten leeren Seesack vom Stuhl neben der Schlafzimmertür, ließ ihn aufs Bett fallen und nahm meine drei geliebten Paar Schuhe aus dem Schrank: Pumas von Mihara (ich verehrte diese Sneaker, sehr zum Leidwesen von Ethan), flache rote Schuhe, die Ballettschuhen ähnelten, und ein Paar schwarze Mary Janes, die sie mir geschenkt hatte. Sie hob sie hoch, um meine Zustimmung einzuholen, und stopfte sie nach meinem Nicken in die Tasche. Zwei weitere Paare wanderten ebenso hinein, bevor sie sich neben den Seesack aufs Bett setzte und ihre Beine übereinanderschlug. Ungeduldig schwang sie ihr Bein vor und zurück.
»Ich kann nicht glauben, dass du mich mit ihm hier alleine lässt. Was soll ich denn ohne dich machen?«
Ich starrte sie ausdruckslos an.
Sie verdrehte die
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