Chili Con Knarre
Leute stiegen in ihre Allradwagen und füllten die Räumlichkeit von elf Uhr morgens bis zehn Uhr abends. Die Dim Sum Kitchen wurde auf Anhieb ein Erfolg.
»Das ist auf jeden Fall besser als selber kochen«, meinte Lucy, die zu einem der Flugdrachen hochschaute, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. »Außerdem werde ich jetzt nicht mehr so viel Zeit zum Kochen haben wie früher.« James glaubte sie noch nie so glücklich gesehen zu haben. Sie glühte wie eine frisch vermählte Braut oder eine Mutter, die ein Kind erwartete. »Wisst ihr«, fuhr Lucy fort, »ich habe sowohl die schriftlichen Prüfungen als auch die psychologischen Tests bestanden und bin jetzt nur noch einen Schritt davon entfernt, Deputy des Shenandoah County Sheriff’s Department zu werden!«
Bennett, Gillian und Lindy klatschten begeistert,
während James nur mechanisch miteinstimmte. Er war hin- und hergerissen zwischen der Anteilnahme an Lucys Freude und seiner Enttäuschung, dass sie ihn nicht als Ersten über ihren Triumph informiert hatte. Seit Lucy als Verwaltungsassistentin im Sheriff Department eingestellt worden war, hatte sie sich danach gesehnt, ihre Computertastatur und die Telefon-Kopfhörer gegen ein Paar Handschellen und eine Waffe einzutauschen. Den ganzen Sommer über und bis in den frühen Herbst hinein hatte Lucy gelernt und geübt und sich auf eine Herausforderung vorbereitet, die anzunehmen sie sich erst jetzt in der Lage sah. James war stolz auf sie, aber er ärgerte sich auch. War er nicht ihr fester Freund? Sollte er nicht das Privileg haben, vor allen anderen von den Ereignissen zu erfahren, die Lucys Leben veränderten?
Lucy nahm den Beifall ihrer Freunde entgegen und wich dem Blickkontakt mit James gezielt aus. Während James in ein knuspriges Wonton biss, dachte er zurück an ihre letzte Verabredung. Wie üblich waren sie zum Abendessen in ein Restaurant gegangen, wo sie sich ein gesundes Gericht auswählen konnten, das ihnen anschließend keinen ganzen Tag auf dem Laufband abverlangte. Danach hatten sie sich den neuesten Film angesehen, der in Lucys geliebter Zeitschrift People für größten Wirbel gesorgt hatte. Der Film taugte James’ Meinung nach nichts, denn der schwache Plot und die gestelzten Dialoge wurden von teuren Spezialeffekten und ein paar gut aussehenden Schauspielern nur unzureichend aufgefangen. Lucy war natürlich vollkommen begeistert gewesen und nannte James neckisch einen Snob.
Zurück in Lucys Haus hatten sie es sich auf ihrem flauschigen Sofa bequem gemacht, nachdem ihre drei riesigen Schäferhunde namens Bono, Benatar und Bon Jovi sicher in der Küche eingesperrt waren. Während die Wiederholungen der Seinfeld -Serie in Lucys altem Fernseher als Vorwand liefen, schafften sie es nicht einmal, den gesamten Eröffnungsmonolog anzuschauen, ehe sie sich heftig küssten. Dann tauchten wieder diese unvermeidlichen Probleme auf, denn dies war der Augenblick, da James jedes Mal versuchte, Lucys BH aufzuhaken. Wie vorhersehbar, drehte Lucy ihren Rücken weg von seinen entschlossenen Fingern und flüsterte: »Noch nicht.«
Und wie schon mehrmals davor, nahm James seine Position auf der Couch wieder ein, und Lucy erhob sich, um aus der Küche zwei Gläser mit Wasser zu holen. Beide tranken ihre Wassergläser leer, wobei ihre erhitzten Hormone sich beruhigten, und dann schauten sie sich eine Folge von Ein Duke kommt selten allein an, die Lucy liebte, während James darüber einschlief. Nach dieser Verabredung stieg James dann in seinen alten weißen Bronco und fragte sich zum x-ten Mal, was er denn falsch gemacht hätte. Sie einfach mal zu fragen, warum sie sich weigerte, sich von ihm auf eine Weise berühren zu lassen, die ihre körperliche Beziehung in die nicht jugendfreie Zone brächte, hatte er noch nie den Mut aufgebracht, aber er wusste, dass er dies bald würde tun müssen. Seine körperliche und seelische Gesundheit hing davon ab, ob sie nachgab, denn der momentane Schwebezustand machte ihn langsam verrückt.
Als er Lucy jetzt beobachtete, wie sie mit ihren Essstäbchen
eine Zuckererbse aufspießte und mit ihren Freunden plauderte, blieben ihre großen blauen Augen, ihr karamellfarbenes Haar und ihre cremige Haut nicht ohne Wirkung auf ihn. Sein Blick wanderte an ihrem Hals entlang bis zu ihrem reizvollen Dekolleté und dann weiter zu ihrer schrumpfenden Taille. Ab dort blockierte der Holztisch seinen begutachtenden Blick, aber er hatte keine Schwierigkeit, sich die Rundung ihrer Hüften und
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