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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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anderen Seite. Zwar reichte seine Kraft nicht mehr ganz, und der Bursche fiel auf halber Strecke zu Boden und rappelte sich sofort wieder hoch, aber sein hartnäckiger Widerstand schien die Kerle beeindruckt zu haben. Er wurde nicht sofort wieder attackiert, sodass er sich ein paar Schritte weit zurückziehen und genug Zeit gewinnen konnte, um zu Kräften zu kommen.
    Auch vier seiner fünf Kontrahenten standen bereits wieder aufrecht – abgesehen von Paolo, der sich noch immer am Boden krümmte und keuchte, als würde er das Atmen neu zu lernen versuchen –, aber sie wirkten jetzt deutlich zögerlicher. Mit einem so heftigen Widerstand hatten sie anscheinend nicht gerechnet – so wenig wie er umgekehrt damit, es mit so entschlossenen Gegnern zu tun zu haben.
    Andrej war noch weit davon entfernt, Sorge oder gar Angst zu empfinden, aber er wusste, dass er seine Rücksicht zumindest zum Teil aufgeben musste. Er wollte keinen dieser Männer töten, begriff aber, dass er wohl nicht darum herumkommen würde, wenigstens einen von ihnen zu verletzen, damit die anderen zur Vernunft kamen.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Die vier Burschen begannen, ihn zu umkreisen, und versuchten, sich mit Blicken und Gesten zu verständigen, wohl um ihn erneut gemeinsam anzugreifen. Gerade als Andrej seinerseits einen von ihnen fixierte, um ihn zu packen und ihm den Arm oder die Schulter zu brechen, hörte er hinter sich einen Schrei. Er wirbelte herum und sah, dass Abu Dun einen der Kerle ergriffen hatte und ihm den Arm verdrehte, sodass sein Handgelenk wie ein trockener Ast brach und der Bursche mit einem schrillen Heulen in die Knie ging.
    Und das war wohl endgültig zu viel. Die drei anderen fuhren auf der Stelle herum und rasten wie von Furien gehetzt davon, ohne sich auch nur noch einmal nach ihrem verwundeten Kameraden umzusehen.
    Andrej bedachte den wimmernden Burschen vor sich noch mit einem zornigen Tritt, ging dann mit schnellen Schritten zu Paolo hin und überzeugte sich davon, dass er noch am Leben war und es auch bleiben würde. Dann drehte er sich wütend zu Abu Dun herum.
    »Hattest du nicht versprochen, dich nicht einzumischen?«, fauchte er.
    »Bitte verzeiht Eurem unwürdigen Diener, Sahib«, antwortete Abu Dun mit einem spöttischen Nicken. Er hielt ein Messer mit einer fünf Zoll langen Klinge in die Höhe, von dem Andrej wusste, dass es nicht seines war. »Ich wollte nur verhindern, dass dieser Bursche Euch ein unwillkommenes Geschenk macht.«
    Andrej funkelte ihn trotzdem zornig an und ließ sich dann neben dem verzweifelt nach Luft japsenden Hünen in die Hocke sinken. Paolos Atem ging unregelmäßig und pfeifend. Andrej konnte sehen, wie rasend schnell sein Herz in dem vergeblichen Versuch jagte, Sauerstoff in seine Adern zu pumpen, den ihm seine Lungen nicht lieferten. Nachdem er behutsam nach einem bestimmten Nervenknoten im Nacken des Mannes getastet und ihn massiert hatte, wurde es ein wenig besser, aber Andrej wusste dass es trotzdem noch Stunden dauern würde, bis er wieder ganz ohne Schmerzen atmen konnte, und Tage, um wieder wie gewohnt zu schlucken. Sein Mitgefühl hielt sich in Grenzen.
    »Verstehst du mich?«, fragte er.
    Paolos Blick blieb leicht verschleiert, aber er nickte.
    »Gut«, sagte Andrej. »Dann hör mir gut zu. Ich lasse dich am Leben und deinen Freund da hinten auch. Aber du wirst deinen Kameraden etwas von mir ausrichten: Ich trage euch nichts nach, aber wenn ihr mich oder Corinna noch einmal belästigt, dann töte ich euch. Alle.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, die er ohnehin nicht bekommen hätte, stand er auf, ging zu dem Burschen mit dem gebrochenen Arm und zerrte ihn unsanft auf die Füße. »Du hast gehört, was ich gesagt habe«, fuhr er ihn an. »Jetzt hilf deinem Freund, von hier zu verschwinden. Und kommt nicht wieder! Es sei denn, euer Leben ist euch nicht viel wert.«
    »Das war beeindruckend«, sagte Abu Dun und machte ein gewichtiges Gesicht, während er zusah, wie die beiden Kerle, sich gegenseitig stützend, davonhumpelten. »Du solltest dir diese Worte aufschreiben, falls du noch einmal dieselbe Rede halten musst.«
    Andrej würdigte ihn keiner Erwiderung, sondern ging an ihm vorbei, ergriff Corinnas Arm und zerrte sie wenig sanft hinter sich her in die Gaststube zurück, wobei er um ein Haar den Gastwirt über den Haufen gerannt hätte, der mit offenem Mund in der Tür stand und ihn anglotzte wie das achte Weltwunder. Er stieß sie auf die Bank hinab, auf der

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