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Chronik einer Trennung (German Edition)

Chronik einer Trennung (German Edition)

Titel: Chronik einer Trennung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobi Thoy
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musste passiert sein, irgendeinen Grund musste es geben, dass sie ihm noch nicht geantwortet hatte!
    Nein, das konnte nicht sein. Sie lag nicht im Krankhaus, sie war bestimmt nicht von einem Auto überfahren worden. Ihn als ihren Freund hätte man doch sofort informiert, oder nicht? Sie würde bald schreiben, gewiss würde sie das tun.
    Plong .
    Geräuschvoll hatte sich ein Chatfenster geöffnet. `Emo Girl` hatte ihn soeben angeschrieben und lenkte ihn von seinen Gedanken ab.
    `Emo Girl` war eine seiner vielen Freunde, die er über Facebook kennengelernt hatte. Ihren richtigen Namen hatte sie ihm nie verraten.
     
    Emo Girl sagt:
    „Hallo, wie geht es, Chrisi?“
    Christian Pech sagt:
    „ Hey. Gut. Und dir? Was machst du so?“
    Emo Girl sagt:
    „Ich weiß nicht, und du?“
    Christian Pech sagt:
    „Sitz hier so rum. Übe für die Schule.“
    Emo Girl sagt:
    „Oh… interessant. Was denn so?“
    Christian Pech sagt:
    „Pädagogik…und hör gerade Musik.“
     
    Er öffnete eine zweite Internetseite, Youtube, und dann gab er den Namen einer Band ein, die Sören ihm empfohlen hatte. Tatsächlich hatte Sören wieder genau seinen Geschmack getroffen, die Lieder gefielen ihm.
     
    Emo Girl sagt:
    „Was hörst du für Musik?“
    Christian Pech sagt:
    „So Poprock/Punk.“
    Emo Girl sagt:
    „Wie heißt die Band?“
    Christian Pech sagt:
    „Weiß nicht so genau.“
     
    Den Namen der Band wollte er ihr lieber nicht sagen, bevor sie ihn vielleicht noch dafür auslachte. Er hasste es ausgelacht zu werden, seit die anderen Kinder im Kindergarten über ihn gelacht hatten. Daher war es nur richtig, wenn er so wenig wie möglich über sich preisgab.
    Er klickte mi t der Maus auf `Aktualisieren`. Keine neue Mail.
    War Maria vielleicht sauer auf ihn? Möglicherweise. Aber weswegen hätte sie sauer auf ihn seien können? Sicher, er hatte sie am Freitag in der Schule angeschwiegen. Er wusste selbst nicht wieso, aber irgendwie wollten die Worte einfach nicht aus seinem Mund kommen. Das könnte ein Grund sein.
    Er war nun auf sich selbst sauer. Hastig schob er einen Zettel und einen Stift zu sich heran und schrieb:
     
    Was ich an mir ändern muss:
    - weniger schweigen
    - mehr sprechen
    - mehr auf Maria hören
    - mehr schlafen
    - nach Unis suchen
    - meinen Eltern die Meinung sagen
    - nach einer gemeinsam Wohnung für Maria und mich suchen
    - weniger vor dem Computer sitzen
    - Dr. Mixa anrufen
     
    Noch einmal las er den Zettel durch: Ja, das war es. Er wandte sicher wieder dem Computer zu. Immer noch keine Antwort, von niemandem, nicht einmal von Andreas. Aber wieso antwortete ihm auch Andreas nicht? Auch ihn hatte er am frühen Morgen angeschrieben und er hatte noch immer nicht geantwortet. Etwas stimmte nicht.
    Bilder schossen in seinem Kopf, nur für ein paar Sekunden: Andreas, ein Freund, mit seiner Freundin, ohne ihn… getroffen… knutschend… auf einem Bett liegend.
    „Schwachsinn .“, Christian schüttelte sich und vertrieb die Bilder, die sich doch nur in seiner Fantasie abspielten, aus seinem Kopf. Trotzdem, er musste Andreas noch einmal anschreiben:
     
    „Hey Andy, was machst du so heute? Lern gerade für Päda, weiß aber nicht genau was ich lernen soll. Was lernst du? Schreib mir bitte schnell.“
     
    Christian wartete erneut. Andreas würde ihm bald antworten, da war er sich sicher.
    Aktualisieren .
    Keine Antwort.
    Warten.
    Aktualisieren.
    Keine Antwort.
    Warten.
    Aktualisieren.
    Die Minuten verstrichen.
    Keine Antwort.
Aktualisieren.
    Die Pädagogiksachen lagen noch immer sorgf ältig sortiert in seinem Ranzen. Wenn es so weiter ging, würde er heute keine Hausaufgaben machen können.
    Aktualisieren.
    Keine Antwort.
    Warten.
    Aktualisieren .
    Keine Antwort.
    In letzter Zeit antwortete Maria ihm sowieso immer seltener. Manchmal hatte er sogar den Verdacht, oder zumindest das leise Gefühl, dass sie seine E-Mails nicht einmal mehr richtig las. Nein, das war bestimmt nicht so.
    Er hätte am liebsten seinen Kopf gegen die Wand geschlagen, um seine negativen Gedanken  mit Schmerzen zu unterdrücken.
    Diese Gedanken, ihr könnte was passiert sein, und immer wieder diese Bilder: sie war ausgegangen, ohne ihm Bescheid zu sagen, mit einem Mann, einem richtigen Mann. Einem Mann dessen Lippen nicht mehr immer herunterhingen, der lachen und mit ihr Witze machen und sich gegen seine Eltern zu wehr setzen konnte.
    Vierzehn Monate und sechs Tage waren nun schon vergangen, seit sie zusammengekommen waren. Er hatte in

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