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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Ausschnitt der blauschwarzen Abenddämmerung, nur erhellt von den flackernden Elbenlichtfackeln im Innenhof. Als Thomas Tessa bemerkte, drehte er sich verblüfft zu ihr um. »Miss Gray?«
    Tessa senkte ihre Stimme. »Was geht da draußen vor, Thomas?«
    Der junge Mann zuckte die Achseln. »Das ist Mr Mortmain«, erwiderte er leise. »Eigentlich wollte er mit Mr und Mrs Branwell sprechen, aber da beide nicht im Haus sind ...«
    Entschlossen marschierte Tessa auf die Tür zu.
    Einen winzigen Moment schaute Thomas verblüfft, setzte sich dann aber rasch in Bewegung, um sie daran zu hindern. »Miss Gray, ich glaube nicht ...«
    »Du wirst schon dein Schwert benutzen müssen, um mich aufzuhalten, Thomas«, beschied Tessa ihm in kühlem Ton, woraufhin Thomas nach kurzem Zögern einen Schritt beiseitetrat. Tessa, die plötzlich Gewissensbisse verspürte, hoffte inständig, dass sie seine Gefühle nicht verletzt hatte, doch der junge Mann wirkte eher erstaunt als gekränkt.
    Fast geräuschlos schob sie sich an ihm vorbei, hinaus auf die Stufen der Eingangstreppe, und blieb oberhalb von Will und Jem stehen. Eine kräftige Brise wehte vom Fluss herüber, fuhr ihr durch die Haare und ließ sie erschaudern. Am Fuß der Steintreppe stand der Mann, den sie vom Fenster aus betrachtet hatte. Er war nicht annähernd so groß, wie er von oben ausgesehen hatte: klein und drahtig, mit einem wettergegerbten, freundlichen Gesicht unter dem hohen Hut. Trotz seiner eleganten Kleidung besaß er die natürliche Ausstrahlung eines Seemanns oder Handwerkers - rau, aber aufrichtig.
    »Ja«, bestätigte er gerade, »Mr und Mrs Branwell waren so freundlich, mir letzte Woche einen Besuch abzustatten. Und offensichtlich besaßen sie die noch größere Güte, Stillschweigen über unser Treffen zu bewahren.«
    »Sie haben der Brigade nichts von Ihren okkulten Experimenten erzählt, falls es das ist, was Sie meinen«, erwiderte Will kurz angebunden.
    Mortmain errötete. »Ja, damit haben sie mir einen großen Gefallen erwiesen. Und ich dachte, ich könnte mich dafür revanchieren, indem ich ...« Er verstummte und schaute an Will vorbei zu Tessa. »Wer ist das denn? Eine weitere Schattenjägerin?«
    Will und Jem drehten sich gleichzeitig um und bemerkten Tessa auf dem obersten Treppenabsatz. Jem schien erfreut, sie zu sehen, während Will - wie nicht anders zu erwarten war - verstimmt und leicht sarkastisch reagierte. »Konntest wohl wieder nicht umhin, deine Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, Tessa«, spöttelte er und wandte sich dann an Mortmain. »Dies ist Miss Gray. Nathaniel Grays Schwester.«
    Mortmain wirkte betroffen. »Du meine Güte! Das hätte ich eigentlich erkennen müssen: Sie sind ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Miss Gray ...«
    »Ehrlich gesagt, bin ich da ganz anderer Ansicht«, bemerkte Will so leise, dass Tessa bezweifelte, dass Mortmain ihn gehört hatte.
    »Sie können Nate nicht sprechen, Mr Mortmain«, verkündete Tessa. »Ich weiß zwar nicht, ob das der Grund Ihres Besuchs ist, aber mein Bruder befindet sich nicht in bester Verfassung. Er muss sich in Ruhe von den Torturen erholen können, statt daran erinnert zu werden.«
    Die Falten um Mortmains Mundwinkel vertieften sich. »Ich bin nicht gekommen, um Ihren Bruder zu sprechen«, sagte er betrübt. »Es ist mir bewusst, dass ich ihm gegenüber versagt ... meine Pflicht vernachlässigt habe. Daran hat Mrs Branwell keinen Zweifel gelassen ...«
    »Sie hätten nach ihm suchen müssen«, stieß Tessa hervor. »Sie haben zugelassen, dass mein Bruder in die Tiefen der Verborgenen Welt gezogen werden konnte.« Ein kleiner Teil ihres Verstandes wunderte sich darüber, dass sie so kühn auftrat, doch das hinderte sie nicht, ungerührt fortzufahren: »Als Nathaniel Ihnen mitteilte, er würde fortan für de Quincey arbeiten, hätten Sie etwas unternehmen müssen. Sie wussten, um welche Sorte Mensch es sich bei de Quincey handelt - wenn man ihn überhaupt als einen Menschen bezeichnen kann.«
    »Ich weiß.« Mortmain wirkte grau im Gesicht. »Das ist auch der Grund meines Kommens. Ich möchte versuchen, meine Unterlassungen wiedergutzumachen.«
    »Und was genau schlagen Sie diesbezüglich vor?«, fragte Jem, mit klarer, kräftiger Stimme. »Und warum ausgerechnet jetzt?«
    Mortmain wandte sich an Tessa. »Ihre Eltern waren gute, ehrliche Menschen. Ich habe es all die Jahre bedauert, dass sie durch mich mit der Verborgenen Welt in Berührung gekommen sind. Damals habe ich das

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