Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Elbenlichter im Korridor flackerten leise. Tessa hoffte inständig, dass ihr Licht nicht ausreichte, um Will die verräterische Röte auf ihren Wangen zu zeigen. »Ich dachte, du würdest die Brigade heute Abend nicht begleiten«, presste sie schließlich hervor, um wenigstens irgendetwas zu sagen.
    »Das habe ich auch nicht vor. Ich bringe lediglich diese Waffen hinunter zu Charlotte und Henry, die bereits im Innenhof warten. Benedict Lightwood hat angeboten, seine Kutsche zu schicken; die ist deutlich schneller als unsere. Sie müsste jeden Moment hier eintreffen.« Tessa glaubte, ein Lächeln um Wills Lippen zu sehen, war sich aufgrund des Dämmerlichts im Flur aber nicht vollkommen sicher. »Sorgst du dich etwa um meine Sicherheit? Oder wolltest du mir vielleicht sogar ein Andenken als Zeichen deiner Gunst überreichen, das ich dann wie Wilfred of Ivanhoe mit in die Schlacht tragen kann?«
    »Dieses Buch habe ich nie gemocht«, erwiderte Tessa. »Rowena war ja so eine dumme Nuss. Ivanhoe hätte sich für Rebecca entscheiden sollen.«
    »Für die dunkelhaarige Maid und nicht für das blonde Edelfräulein? Wirklich?«, entgegnete Will und Tessa war sich nun ziemlich sicher, dass er lächelte.
    »Will ...?«
    »Ja?«
    »Glaubst du, der Brigade wird es gelingen, ihn zu töten? De Quincey, meine ich.«
    »Ja«, verkündete Will ohne das geringste Zögern. »Die Zeit der Verhandlungen ist vorüber. Wenn du jemals einen Terrier beim Rattenbeißen erlebt hast ... nun ja, vermutlich hattest du bisher keine Gelegenheit dazu. Aber genau so wird es heute Abend ablaufen: Die Brigade wird einen Vampir nach dem anderen erledigen, bis sie alle vernichtet sind.«
    »Du meinst, in London wird es keine Vampire mehr geben?«
    »Vampire wird es immer geben«, erwiderte Will achselzuckend. »Aber de Quinceys Clan wird von der Erdoberfläche verschwunden sein.«
    »Und wenn alles vorüber ist, wenn der Magister nicht mehr existiert, dann gibt es für Nate und mich vermutlich auch keinen Grund mehr, noch länger im Institut zu bleiben, oder?«
    »Ich ...« Will schien aufrichtig bestürzt. »Ich vermute ... nun ja, das ist wahrscheinlich richtig. Ich könnte mir vorstellen, dass du es vorziehst, an einem weniger ... gewaltbeherrschten Ort zu wohnen. Vielleicht bekommst du ja sogar ein paar der schöneren Ecken Londons zu sehen. Westminster Abbey ...«
    »Am liebsten würde ich nach Hause zurückkehren«, sagte Tessa. »Nach New York.«
    Will schwieg.
    Das Elbenlicht im Korridor war inzwischen fast erloschen und in den Schatten konnte Tessa Wills Gesicht kaum noch wahrnehmen.
    »Es sei denn, es gäbe für mich einen Grund hierzubleiben«, fuhr sie fort, selbst ein wenig verwundert, was sie damit gemeint haben mochte. Es fiel ihr deutlich leichter, auf diese Weise mit Will zu reden - wenn sie sein Gesicht nicht sehen und nur seine Anwesenheit dicht vor ihr im dunklen Flur spüren konnte.
    Im nächsten Moment fühlte sie, wie seine Finger leicht über ihren Handrücken streiften. »Tessa«, sagte er leise. »Bitte mach dir keine Sorgen. Schon bald wird alles geregelt sein.«
    Tessas Herz pochte wild und schmerzhaft gegen ihre Rippen. Schon bald würde was geregelt sein? Er konnte unmöglich das Gleiche im Sinn haben wie sie - er musste irgendetwas anderes gemeint haben. »Verspürst du denn nicht den Wunsch, nach Hause zurückzukehren?«, fragte sie atemlos.
    Will bewegte sich nicht. Seine Finger berührten noch immer ihren Handrücken. »Ich werde niemals nach Hause zurückkehren können.«
    »Aber warum denn nicht?«, wisperte Tessa, doch es war bereits zu spät. Sie spürte, wie er sich innerlich von ihr entfernte und einen Sekundenbruchteil später auch seine Hand zurückzog. »Ich weiß, dass deine Eltern hierher zum Institut gekommen sind, als du gerade zwölf warst, und dass du dich geweigert hast, mit ihnen zu sprechen. Aber warum? Was haben sie dir angetan, das so schrecklich war?«
    »Sie haben gar nichts getan.« Will schüttelte den Kopf. »Ich muss gehen. Henry und Charlotte erwarten mich.«
    »Will«, setzte Tessa an, doch er hatte sich schon abgewandt und schritt davon - eine schlanke dunkle Gestalt, die in Richtung Treppe eilte. »Will«, rief sie ihm hinterher. »Will, wer ist Cecily?«
    Aber der junge Schattenjäger war bereits verschwunden.
    Als Tessa in den Salon zurückkehrte, saßen Nate und Jessamine wieder beieinander. Tessa marschierte direkt zum Fenster und schaute hinaus: Jem, Henry, Will und Charlotte hatten

Weitere Kostenlose Bücher