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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Er war totenbleich und sah aus, als würde er am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen und die Flucht ergreifen. Jessamine warf ihm einen einzigen Blick zu - eine Mischung aus Überraschung und Abscheu - und wandte sich dann an Thomas: »Sieh zu, dass sie auf die Beine kommt! Du bist der Einzige, auf den sie hört.«
    Einen Moment lang musterte Thomas die junge Schattenjägerin verwundert, dann beugte er sich zu Sophie hinab, löste sanft, aber entschlossen ihre Finger von Agathas Arm und zog sie auf die Füße. Sofort klammerte sich das Mädchen an den jungen Dienstboten. Ihre Hände und Arme leuchteten hellrot, als käme sie gerade von der Schlachtbank; ihre Schürze war zerrissen und mit blutigen Fingerabdrücken übersät. »Miss Lovelace«, raunte Thomas Jessamine leise zu, während er Sophie mit der unbewaffneten Hand fest an sich drückte. »Miss Lovelace, bitte bringen Sie Sophie und Miss Gray in das Sanktuarium ...«
    »Nein!«, verkündete in dem Moment eine schleppende Stimme hinter Tessa. »Das sehe ich anders. Oder sagen wir mal so: Von mir aus können Sie das Dienstmädchen nehmen und fortbringen, wohin auch immer. Aber Miss Gray bleibt hier. Und das Gleiche gilt für ihren Bruder.«
    Die Stimme klang vertraut, erschreckend vertraut. Langsam drehte Tessa sich um.
    Zwischen den reglosen Automaten war wie von Zauberhand ein Mann aufgetaucht. Ein Mann, der noch genauso herkömmlich und durchschnittlich wirkte wie bei seinem ersten Besuch - nur dass er dieses Mal keinen Hut trug, sodass sein schütteres Haar im Elbenlicht grau schimmerte.
    Mortmain.
    Und er lächelte - allerdings kein umgängliches, freundliches Lächeln, sondern eines, aus dem Häme und Schadenfreude sprach. »Nathaniel Gray«, grinste er breit. »Hervorragende Arbeit! Ich muss gestehen, dass mein Vertrauen in dich auf eine harte - eine sehr harte - Probe gestellt wurde, doch du hast deine vergangenen Fehltritte auf vortreffliche Weise wiedergutgemacht. Ich bin stolz auf dich.«
    Tessa wirbelte zu ihrem Bruder herum, aber Nate schien ihre Anwesenheit vollkommen vergessen zu habe - ihre und die aller anderen.
    Er starrte Mortmain unverwandt an, mit einem sonderbaren Ausdruck im Gesicht, einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht. Dann setzte er sich in Bewegung und drängte sich an Tessa vorbei, die ihn zurückzuhalten versuchte. Doch mit einer gereizten Geste schob er ihre ausgestreckte Hand fort. Als er schließlich direkt vor Mortmain stand, fiel er mit einem unterdrückten Aufschrei auf die Knie, die Hände wie zum Gebet erhoben, und stieß hervor: »Es war stets mein innigster Wunsch, nur Ihnen zu dienen, Magister.«
    Mrs Dark lachte noch immer.
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Jem verwirrt und mit lauter Stimme, um sich über ihr schallendes Gelächter hinweg verständlich zu machen. »Wie meinen Sie das?«
    Trotz ihres zerlumpten Erscheinungsbildes wirkte Mrs Dark fast schön königlich in ihrem Triumphgefühl. »De Quincey ist nicht der Magister«, höhnte sie. »Er ist nur ein lächerlicher Blutsauger, keinen Deut besser als all die anderen. Dass ihr euch so leicht in die Irre habt führen lassen, beweist nur, dass ihr nicht einmal ahnt, wer der Magister tatsächlich ist - oder was euch bevorsteht. Ihr seid so gut wie tot, meine kleinen Schattenjäger. Kleine wandelnde Todgeweihte.«
    Ihre letzte Bemerkung war zu viel für Wills hitziges Temperament. Mit einem wütenden Knurren stürmte er die Treppe hinauf, die Seraphklinge in der ausgestreckten Hand. Jem versuchte noch, ihn aufzuhalten, doch es war bereits zu spät: Mrs Dark fletschte die Zähne wie eine zischende Kobra, schwang den Arm hoch über den Kopf und schleuderte Will das abgetrennte Haupt ihrer Schwester entgegen. Der Schattenjäger stieß einen angeekelten Schrei aus und wich zur Seite aus, was die Hexe sofort ausnutzte: Sie flog die Treppe hinunter, an Will vorbei und durch den westlichen Torbogen der Eingangshalle, wo sie in den dahinterliegenden Schatten verschwand.
    In der Zwischenzeit polterte Mrs Blacks Kopf die Stufen herab und kam erst vor Wills Stiefelspitzen zur Ruhe. Betreten schaute er nach unten und zuckte zurück. Eines von Mrs Blacks Lidern war zugefallen und ihre graue, ledrige Zunge hing schlaff aus dem Mund, so als würde sie ihn anzüglich angrinsen.
    »Ich glaube, mir wird gleich schlecht«, verkündete Will angewidert.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit! Los, komm schon ...!«, rief Jem, bereits auf dem Weg zum Torbogen, um Mrs Dark

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