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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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gewesen war: Wenn er jetzt neunundachtzig war, musste er zu der Zeit, als das Ehepaar Shade umkam, sechsundzwanzig Jahre alt gewesen sein. »Waren Sie damals dabei?«, erkundigte sie sich.
    Seine blutunterlaufenen Augen zuckten zu ihr herüber; selbst in seinem angetrunkenen Zustand schien er sie nicht direkt ansehen zu wollen. »War ich wo dabei ?«
    »Sie haben erzählt, dass eine Brigadetruppe ausgesandt wurde, um sich um die Shades zu ›kümmern‹. Waren Sie damals bei dieser Truppe?«
    Starkweather zögerte und zuckte dann die Achseln. »Aye«, sagte er, wobei sein Yorkshire-Akzent einen Moment stärker durchklang. »Hat nich’ lang gedauert, sie zu schnappen. Die beiden hatten nich’ mit uns gerechnet. Ich hab heut noch das Bild vor Augen, wie sie in ihrem eigenen Blut dalagen. Als ich zum ersten Mal ein totes Hexenwesen gesehen hab, war ich vollkommen überrascht, dass ihr Blut ebenfalls rot ist. Ich hätte einen heiligen Eid darauf geschworn, dass es eine andere Farbe besitzen würde: Blau, Grün oder was auch immer.« Erneut zuckte er die Achseln. »Na jedenfalls haben wir ihnen die Umhänge abgenommen, so wie man einem Tiger das Fell abzieht. Ich - oder genauer gesagt, mein Vater - wurde damit beauftragt, sie in sicheren Gewahrsam zu nehmen. Junge, Junge, das waren noch Zeiten.« Starkweather verzog das Gesicht zu einem Grinsen, sodass es einem Totenkopf ähnelte.
    Tessa musste unwillkürlich an Blaubarts Kammer denken, in der er die Überreste seiner von ihm ermordeten Ehefrauen aufbewahrte. Plötzlich wurde ihr heiß und kalt zugleich. »Mortmain hatte nicht den Hauch einer Chance, oder?«, bemerkte sie leise. »Sein Antrag war von vornherein zum Scheitern verurteilt - auf eine Entschädigung durfte er nicht hoffen.«
    »Selbstverständlich nicht!«, blaffte Starkweather. »Der reinste Unsinn, diese ganze Geschichte - einfach zu behaupten, die Ehefrau des Hexenmeisters sei vollkommen unbeteiligt gewesen. Welche Frau ist denn nicht bis zum Hals in die Machenschaften ihres Mannes verwickelt? Außerdem war Mortmain überhaupt nicht ihr leiblicher Sohn ... kann es gar nicht gewesen sein. Wahrscheinlich war er für die beiden sowieso nur so was wie ein Schoßhündchen. Jede Wette, dass der Vater ihn als Ersatzteillager genutzt hätte, wenn es hart auf hart gekommen wäre. Ohne die beiden war er mit Sicherheit besser dran. Eigentlich hätte er uns danken sollen, statt ein Gerichtsverfahren zu fordern ...« Der alte Mann verstummte, als er eine schwere Tür am Ende des Ganges erreichte und sich mit der Schulter dagegenlehnte. Dann zwinkerte er ihnen unter seinen buschigen Augenbrauen zu. »Schon mal im Crystal Palace in London gewesen? Nun, das hier ist sogar noch besser.« Grinsend stemmte er die Tür auf.
    Im nächsten Moment strahlte ihnen ein gleißendes Licht entgegen, das aus dem dahinterliegenden Saal kam - ganz offensichtlich der einzige hell erleuchtete Bereich im gesamten Institut. Der Raum war bis zum Rand mit Glasvitrinen gefüllt und über jedem dieser Schaukästen hing eine Elbenlichtlampe, die den ausgestellten Inhalt beleuchtete. Tessa sah, wie sich Wills Nacken verspannte, und im selben Augenblick nahm Jem ihren Arm und umklammerte ihn mit beinahe eisenhartem Griff. »Nicht ...«, setzte er an, doch sie schob sich an ihm vorbei und starrte auf die Exponate in den Glaskästen.
    Trophäen. Ein geöffnetes goldenes Medaillon, das die Daguerreotypie eines lachenden Kindes zeigte. Das Metall war mit getrockneten Blutspritzern übersät. Hinter Tessa schwafelte Starkweather davon, wie Silberkugeln aus den Leichnamen frisch getöteter Werwölfe herausgepult und eingeschmolzen wurden, um sie ein weiteres Mal zu verwenden. Und tatsächlich: In einer der Vitrinen stand eine Schale mit derartigen blutbefleckten Kugeln. Daneben lagen Reihe um Reihe Vampirzähne und etwas, das aussah wie Spinnweben oder feines Gewebe, das unter Glas gepresst war. Erst bei näherer Betrachtung erkannte Tessa, dass es sich um Feenflügel handelte. Und dann schwebte da noch ein Kobold, vergleichbar dem Exemplar, dem sie zusammen mit Jessamine im Hyde Park begegnet war, mit weit geöffneten Augen in einem großen Glas mit Konservierungsmittel.
    Eine andere Vitrine enthielt die Überreste von Hexenwesen. Mumifizierte krallenbewehrte Hände, wie die von Mrs Black. Ein skalpierter Kopf, der wie ein menschlicher Totenschädel aussah, aber statt normalen Eckzähnen riesige Hauer besaß. Eine Reihe weiter standen Phiolen mit

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