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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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die Lider auf und zog sich dann zurück -tief getroffen, das konnte Tessa in seinen blauen Augen lesen.
    »Nein«, sagte sie. »Nein, das weiß ich nicht, Will.« Mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu: »Du hast mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, wofür du mich gebrauchen kannst. Du hältst mich für ein Spielzeug zu deiner Belustigung. Du hättest nicht herkommen sollen; so etwas ziemt sich nicht.«
    Enttäuscht ließ Will die Hände in den Schoß sinken. »Aber du hast aufgeschrien und laut gerufen ...«
    »Nicht nach dir.«
    Betreten schwieg er, aber sein Atem ging schwer.
    »Bedauerst du, was du mir an jenem Abend auf dem Institutsdach gesagt hast, Will? Am Tag von Thomas’ und Agathas Begräbnis?« Es war das erste Mal, dass dieser unschöne Zwischenfall seit jenem Abend angesprochen wurde. »Kannst du mir versichern, dass du es nicht so gemeint hast?«
    Will senkte den Kopf; seine Haare fielen ihm in die Stirn, verdeckten seine Züge.
    Tessa musste sich zwingen, ihre Hände zu Fäusten zu ballen und an sich zu pressen, um ihm nicht mit einem Finger die Strähnen aus dem Gesicht zu streichen.
    »Nein«, brachte er sehr leise hervor. »Nein, der Erzengel möge mir verzeihen, aber das kann ich nicht.«
    Sofort wich Tessa zurück, krümmte sich zusammen und wandte das Gesicht ab. »Bitte geh, Will.«
    »Tessa ...«
    »Bitte.«
    Einen langen Moment herrschte Stille. Dann stand Will auf, wobei das Bett leise quietschte, als er sich erhob.
    Tessa hörte, wie sich seine leichten Schritte von ihr entfernten und wie er schließlich die Tür hinter sich ins Schloss zog. Es schien, als hätte dieses Geräusch eine Art Schnur durchtrennt, die Tessa bis dahin aufrecht gehalten hatte, denn sie sank sofort zurück in ihre Kissen. Eine ganze Weile starrte sie an die Decke und kämpfte vergebens gegen die vielen Fragen an, die ihr durch den Kopf wirbelten: Was hatte Will sich dabei gedacht, einfach so in ihr Zimmer zu kommen? Warum hatte er sich ihr gegenüber so liebenswürdig gezeigt, wo sie doch wusste, wie sehr er sie verachtete? Und warum erschien es ihr als ein schrecklicher Fehler, dass sie ihn fortgeschickt hatte, obwohl überhaupt kein Zweifel daran bestand, dass er nicht gut für sie war?

    Der nächste Morgen brach mit einem unerwartet blauen, wolkenlosen Himmel an - Balsam für Tessas schmerzenden Kopf und erschöpften Körper. Nachdem sie mühsam aus dem Bett geklettert war, in dem sie sich den Rest der Nacht in unruhigem Schlaf hin und her gewälzt hatte, kleidete sie sich rasch selbst an - sie konnte den Gedanken nicht ertragen, sich von einer der altersgebeugten, halb blinden Hausangestellten helfen zu lassen. Während sie die Knöpfe ihres Oberteils schloss, betrachtete sich Tessa in dem alten, fleckigen Spiegel: Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab, wie mit Kreide verwischt.
    Als sie kurz darauf den Salon betrat, saßen Will und Jem schon am Tisch, auf dem bereits das Frühstück wartete: halb verbranntes Toastbrot, dünner Tee, Marmelade, aber keine Butter. Jems benutzte Serviette lag schon wieder neben seinem Teller, während Will eine Toastscheibe eifrig in schmale Streifen schnitt und zu anstößigen Piktogrammen legte.
    »Was soll das denn sein?«, fragte Jem in diesem Moment neugierig. »Sieht fast aus wie ein ...« Als er Tessa erblickte, verstummte er und grinste dann. »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen.« Tessa setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Will, der kurz aufschaute. Aber weder in seinen Augen noch in seiner Miene deutete irgendetwas daraufhin, dass er sich an die mitternächtliche Begebenheit in ihrem Zimmer erinnerte.
    Dagegen warf Jem Tessa einen besorgten Blick zu. »Wie fühlst du dich heute? Nach gestern Abend ...« Erneut verstummte er und fuhr dann mit erhobener Stimme fort: »Guten Morgen, Mr Starkweather.« Hastig stieß er Will mit der Schulter an, sodass diesem die Gabel aus der Hand rutschte und sich die sorgfältig arrangierten Toaststücke über den gesamten Teller verteilten.
    Aloysius Starkweather kam in den Raum gestampft, noch immer in den dunklen Umhang gehüllt, den er am Abend zuvor getragen hatte, und musterte ihn finster. »Die Kutsche wartet bereits im Hof«, stieß er abgehackt wie immer hervor. »Ihr solltet jetzt besser aufbrechen, damit ihr rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit zurück seid, denn ich brauche die Kutsche heute Abend selbst. Ich hab Gottshall angewiesen, euch direkt am Bahnhof abzusetzen, sodass ihr gar nicht mehr herzukommen

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