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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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trübem Blut. Starkweather protzte inzwischen damit, dass Körperteile von Hexenwesen, vor allem ihr »Lilithmal«, auf dem Schattenwelt-Schwarzmarkt horrende Preise erzielten.
    Tessa wurde immer heißer und schwindliger zumute; ihre Augen brannten und sie drehte sich mit zittrigen Händen zu Jem und Will um, die Starkweather mit einem Ausdruck stummen Entsetzens anstarrten.
    Der alte Mann hielt gerade eine weitere Jagdtrophäe hoch - einen menschlichen Kopf, auf einer Holzunterlage montiert. Die Haut war verschrumpelt und grau und ließ die darunterliegenden Knochen deutlich hervortreten. Spiralförmige Hörner ragten aus der Schädeldecke heraus. »Das hier stammt von einem Hexenmeister, den ich in der Nähe von Leeds erlegt hab«, prahlte er. »Ihr könnt euch nich’ vorstellen, wie der sich mit Zähnen und Klauen zur Wehr gesetzt hat ...«
    Starkweathers Worte dröhnten wie aus weiter Ferne an Tessas Ohr. Plötzlich fühlte sie sich schwerelos, als würde sie schweben. Eine Sekunde später wurde ihr schwarz vor Augen und sie spürte, wie zwei starke Arme sie umfingen, begleitet von Jems Stimme. Satzfetzen hallten durch den Saal. »Meine Verlobte ... nie zuvor Kriegsbeute erblickt ... kann kein Blut sehen ... sehr empfindsam ...«
    Liebend gern hätte Tessa sich aus Jems Griff befreit, um sich auf Starkweather zu stürzen, aber sie wusste, dass sie damit alles ruiniert hätte. Deshalb presste sie die Augen zusammen und drückte ihr Gesicht an Jems Brust, atmete seinen Geruch ein. Er duftete nach Seife und Sandelholz. Kurz darauf fühlte sie andere Hände an ihren Armen - Hände, die sie von Jem fortzogen. Starkweathers Hausmädchen. Tessa hörte, wie der alte Mann ihnen auftrug, sie nach oben auf ihr Zimmer zu bringen und ihr beim Auskleiden zu helfen, damit sie sich erholen konnte. Als sie die Augen aufschlug, sah sie Jems besorgtes Gesicht, der ihr nachschaute, bis sich die Tür der Trophäensammlung zwischen ihnen schloss.

    An diesem Abend dauerte es sehr lange, bis Tessa einschlafen konnte. Als der Schlaf sie endlich übermannte, wurde sie von Albträumen geplagt: Sie lag im Haus der Dunklen Schwestern, mit Handschellen an ihr Messingbett gefesselt ...
    Mattes Licht wie eine graue, dünne Suppe drang durch das Fenster in den Raum. Die Tür flog auf und Mrs Dark stampfte herein, dicht gefolgt von ihrer enthaupteten Schwester, aus deren blutigem Halsstummel nur die weißen Wirbel des durchtrennten Rückgrats herausragten.
    »Da ist sie ja, unsere hübsche, kleine Prinzessin«, säuselte Mrs Dark und klatschte in die Hände. »Denk doch nur, wie viel wir für all ihre Körperteile auf dem Schwarzmarkt erzielen können. Je einhundert für ihre niedlichen weißen Patschehändchen und eintausend für ihre großen Augen. Natürlich würden wir mehr bekommen, wenn sie blau wären, aber man kann schließlich nicht alles haben.«
    Sie kicherte boshaft und dann begann sich das Bett zu drehen, während Tessa in der Dunkelheit schrie und strampelte. Gesichter tauchten über ihr auf: Mortmain, dessen schmale, fast spitze Züge zu einer belustigten Miene verzogen waren. »Und in der Bibel steht geschrieben, der Wert eines wackeren Weibes stünde weit über dem von Korallen« [11] , sagte er. »Aber was ist mit dem Wert einer Hexe?«
    »Sperrt sie in einen Käfig, sage ich, damit das Publikum auf den billigen Plätzen sie begaffen kann«, tönte Nate. Plötzlich schossen um Tessa herum Gitterstäbe aus dem Boden und Nate winkte ihr von der anderen Seite des Käfigs zu, die attraktiven Züge zu einem höhnischen Lachen verzogen.
    Henry war ebenfalls dort und musterte sie kopfschüttelnd. »Ich habe sie in alle Teile zerlegt«, klagte er, »aber ich kann einfach nicht herausfinden, was ihr Herz zum Schlagen bringt. Trotzdem ist es eine ziemliche Kuriosität, nicht wahr?« Er öffnete die Hand und zwischen seinen Fingern kam etwas Rotes und Fleischiges zum Vorschein, das pulsierte und zuckte wie ein an Land gespülter, nach Luft schnappender Fisch. »Seht doch nur, wie es in nahezu gleich große Hälften unterteilt ist ...«
    »Tess«, drang eine eindringliche Stimme an ihr Ohr. »Tess, du träumst. Wach auf. Komm schon, wach auf!« Zwei Hände packten sie an den Schultern und schüttelten sie.
    Ruckartig riss Tessa die Augen auf und holte keuchend Luft. Sie befand sich in ihrem unansehnlichen, schlecht beleuchtetem Gästezimmer im Yorker Institut. Die Bettdecke hatte sich heillos um ihren Körper gewickelt und das Nachthemd

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