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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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hielt ein silbernes Messer in der Hand. »Beim Erzengel, dieses Zimmer ist die reinste Müllhalde. Ich hatte schon befürchtet, ich würde es nie finden.« Nachdenklich drehte er die Klinge in den Händen. »Als Will hierher ins Institut kam, hat er nicht viele Dinge von zu Hause mitgebracht ... soweit ich weiß, nur das hier: einen Dolch, den sein Vater ihm gegeben hat. Das Emblem der Familie Herondale, mehrere Vögel im Flug, ist in das Heft eingraviert. Das müsste reichen, um Will damit zu orten.« Doch trotz seiner ermutigenden Worte runzelte er die Stirn.
    »Was ist los?«, fragte Tessa und kam zu ihm.
    »Ich habe noch etwas anderes gefunden«, erklärte Jem. »Will war immer derjenige, der für mich meine ... meine Arznei besorgt hat. Er weiß, wie sehr ich diesen ganzen Vorgang verabscheue - jedes Mal Schattenweltler aufzutreiben, die bereit sind, das Mittel zu verkaufen, und sie anschließend entsprechend zu entlohnen ...« Seine Brust hob und senkte sich stoßweise, als würde es ihm schon Übelkeit bereiten, nur darüber zu sprechen. »Ich gebe ihm dann immer das Geld und er macht sich auf den Weg. Aber jetzt habe ich eine Rechnung gefunden ... für die letzte Transaktion. Allem Anschein nach kostet das Mittel - die Arznei - nicht den Betrag, den ich immer angenommen hatte.«
    »Du meinst, Will hat dich um Geld betrogen?«, fragte Tessa überrascht. Will konnte wirklich scheußlich und grausam sein, überlegte sie, aber irgendwie hatte sie gedacht, seine Ruchlosigkeit wäre raffinierter. Nicht so billig. Und das ausgerechnet gegenüber Jem ...
    »Ganz im Gegenteil. Die Substanz kostet deutlich mehr, als Will mir immer gesagt hat. Er muss die Differenz irgendwie aus eigener Tasche beglichen haben.« Kopfschüttelnd steckte Jem den Dolch in seinen Gürtel. »Ich kenne Will besser als jeder andere auf dieser Welt«, sagte er sachlich. »Aber dennoch muss ich oft feststellen, dass er es versteht, mich immer wieder zu überraschen.«
    Tessa dachte an ihre Briefe, die in dem Werk von Dickens verborgen gewesen waren, und daran, was sie Will diesbezüglich sagen würde, sobald sie ihn sah. »In der Tat«, bestätigte sie. »Aber andererseits ist das Ganze auch wieder kein so großes Rätsel, oder? Will würde alles für dich tun ...«
    »Ich glaube nicht, dass ich so weit gehen würde, das zu behaupten«, bemerkte Jem ironisch.
    »Selbstverständlich würde Will alles für dich tun«, widersprach Tessa. »Jeder würde das. Du bist immer so freundlich und gütig ...« Sie verstummte, doch Jem musterte sie bereits mit großen Augen. Er wirkte überrascht, als wäre er so viel Lob gar nicht gewohnt, aber das konnte natürlich nicht stimmen, dachte Tessa verwirrt. Alle, die ihn kannten, waren sich doch sicher bewusst, wie glücklich sie sich schätzen mussten. Erneut spürte Tessa, wie sich ihre Wangen röteten, und verwünschte sich dafür. Was ging hier vor?
    Ein schwaches Rattern drang durch das Fenster zu ihnen in den Raum. Nach kurzem Zögern drehte Jem sich um und meinte: »Das ... das dürfte Cyril sein.« Ein kaum hörbarer, rauer Ton schwang in seiner Stimme mit. »Ich ... habe ihn gebeten, die Kutsche vorzufahren. Wir sollten besser aufbrechen.«
    Tessa nickte stumm und folgte ihm dann aus dem Zimmer.

    Als Jem und Tessa das Institutsgebäude verließen, fegte der Wind noch immer durch den Innenhof und wirbelte getrocknetes Laub auf, das sich wie tanzende Feen im Kreis drehte. Den dunklen Himmel verdeckten gelbliche Nebelschwaden, durch die der Mond gelegentlich wie eine golden schimmernde Scheibe hervorbrach und die lateinische Inschrift im schmiedeeisernen Tor des Instituts aufglühen ließ: Staub und Schatten sind wir.
    Cyril, der neben der Kutsche und den beiden Pferden Balios und Xanthos wartete, wirkte erleichtert, sie zu sehen. Rasch half er Tessa beim Einsteigen und schwang sich dann auf den Kutschbock, während Jem Tessa in die Kutsche folgte.
    Fasziniert beobachtete Tessa, wie Jem auf der gegenüberliegenden Sitzbank Wills Dolch und eine Stele aus seinem Gürtel zog. Er nahm die Waffe in die rechte Hand und zeichnete mit der Spitze der Stele ein Runenmal auf seinen Handrücken. Die Rune sah in Tessas Augen genau wie alle anderen Runen aus: fließende, nicht zu entziffernde Wellenlinien, die einander umwirbelten und sich zu kräftigen schwarzen Mustern verbanden.
    Einen Moment lang schaute Jem auf seine Hand, dann schloss er die Augen, sein Gesicht vor Konzentration vollkommen reglos. Und genau in

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