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Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Mund zusammen, während sie näher kam. Lebensenergie strömte aus ihr wie Blut aus einer Wunde. Als sie an ihm vorüberkam, lächelte sie ihn an und bedeutete ihm mit Blicken, ihr zu folgen. Schon während er sich umwandte, um ihr nachzugehen, kostete er den Geschmack ihres baldigen Todes auf seinen Lippen.
    Es war so einfach. Er spürte bereits die Kraft ihres verlöschenden Lebens wie Feuer durch seine Adern pulsieren. Die Menschen waren so dumm. Sie besaßen ein solch kostbares Gut, doch sie schützten es fast gar nicht. Sie warfen ihr Leben für Geld fort, für ein Päckchen voll Pulver, für das berückende Lächeln eines Fremden. Wie ein bleicher Geist entfernte sich das Mädchen durch den bunten Nebel. An der gegenüberliegenden Wand angekommen, drehte sie sich um, raffte ihr Kleid mit den Händen und grinste ihn an. Die hohen Stiefel, die darunter zum Vorschein kamen, reichten ihr bis zu den Schenkeln.
    Langsam schlenderte er zu ihr hinüber; ihre Gegenwart prickelte auf seiner Haut. Aus der Nähe wirkte sie weniger perfekt: Die Wimperntusche war leicht verwischt und das Haar klebte im verschwitzten Nacken. Er witterte ihre Sterblichkeit, den süßlichen Geruch der Verwesung. Bingo , schoss es ihm durch den Kopf.
    Ein raffiniertes Lächeln umspielte ihre Lippen. Als sie einen Schritt zur Seite machte, sah er, dass sie an einer Tür lehnte. »Lager – Zutritt verboten« hatte jemand in Rot daraufgeschmiert. Sie griff nach dem Türknauf hinter sich, drehte ihn und schlüpfte durch die Tür. Sein Blick fiel auf Kistenstapel, Kabelgewirr. Ein ganz normaler Lagerraum. Er sah sich kurz um – niemand schaute zu ihnen herüber. Okay, wenn sie es gerne etwas intimer wollte, umso besser.
    Dass ihm jemand folgte, als er den Raum betrat, fiel ihm gar nicht auf.
     
    »Nicht schlecht, die Musik, oder?«, sagte Simon.
    Clary antwortete nicht. Sie tanzten oder taten zumindest so – heftiges Hin- und Herschwanken mit gelegentlichen Hechtsprüngen Richtung Boden, als gälte es, verlorene Kontaktlinsen aufzufischen. Das Ganze zwischen einer Meute Teenagern in Metallkorsetts und einem heftig fummelnden asiatischen Pärchen, dessen bunte Haarextensions sich wie Ranken ineinander verschlungen hatten. Ein junger Kerl mit Teddyrucksack und Lippen-Piercing, dessen Fallschirmspringerhose im Luftzug der Windmaschine flatterte, verteilte gratis Ecstasy auf Kräuterbasis. Clary achtete allerdings weniger auf ihre unmittelbare Umgebung – ihre Augen folgten dem Blauhaarigen, der vorhin den Türsteher bequatscht hatte. Er schlich durch die Menge, als suche er etwas. Die Art und Weise, wie er sich bewegte, erinnerte sie an irgendetwas …
    »Ich«, fuhr Simon fort, »amüsiere mich jedenfalls wahnsinnig.«
    Besonders glaubwürdig klang das nicht. Simon wirkte hier im Club wie immer denkbar deplatziert, in seiner Jeans und dem alten T-Shirt mit dem Made-in-Brooklyn -Schriftzug auf der Brust. Seine frisch gewaschenen Haare schimmerten dunkelbraun statt grün oder pink und die Brille thronte schief auf seiner Nasenspitze. Er machte den Eindruck, als wäre er auf dem Weg zum Schachclub, statt sich von dunklen Mächten inspirieren zu lassen.
    »Hm.« Clary wusste genau, dass er sie nur ins Pandemonium begleitete, weil es ihr hier gefiel, und dass ihn das Ganze eigentlich langweilte. Sie war sich nicht einmal sicher, was sie an dem Club mochte – vielleicht lag es an der Kleidung? Oder an der Musik, die alles wie einen Traum erscheinen ließ, wie ein anderes Leben, das sich radikal von ihrem eigenen Langweilerdasein unterschied? Aber sie war jedes Mal zu schüchtern, um mit jemand anderem als Simon ins Gespräch zu kommen.
    Der Blauschopf verließ gerade die Tanzfläche. Er wirkte verloren, als habe er nicht gefunden, wonach er suchte. Clary fragte sich, was wohl passieren würde, wenn sie hinübergehen, sich vorstellen und ihm anbieten würde, ihn herumzuführen. Vielleicht würde er sie nur stumm anstarren. Vielleicht war er ja auch schüchtern. Vielleicht würde er sich einfach freuen, aber versuchen, es zu verbergen, wie Jungs es nun mal taten – doch sie würde es trotzdem merken. Vielleicht …
    Plötzlich ging ein Ruck durch den Jungen. Er wirkte nun hellwach und aufmerksam, wie ein Jagdhund, der eine Fährte aufnimmt. Clary folgte seinem Blick und sah das Mädchen in dem weißen Kleid.
     
    Okay, dachte sie und versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, das war’s dann wohl . Das Mädchen war umwerfend, der

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