Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
Vorwort
D as Sterben, der Tod und alles, was damit in Zusammenhang steht, ist für viele Menschen immer noch ein großes Tabuthema. Viele wollen sich einfach ganz bewusst nicht mit der eigenen Vergänglichkeit beschäftigen, möchten dieses Thema einfach ausblenden und würden am liebsten gar nicht daran erinnert.
Doch immer mehr Menschen gehen auch einen völlig anderen Weg. Sie setzen sich ganz offen mit dem Thema »Tod« auseinander und stellen sich der Herausforderung.
Ich bin der Meinung, dass man die Zeit, in der man selbst von einem Sterbefall unbelastet ist, ruhig dazu nutzen sollte, sich mit der Materie auseinanderzusetzen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Denn nur wer sich mit dem Thema schon einmal beschäftigt hat, verfügt über das Wissen, um eines Tages möglicherweise unverkrampfter und vielleicht auch mit etwas weniger Angst mit der Sache umgehen zu können.
In meinem ersten Buch zu diesem Thema: »Gestatten, Bestatter! Bei uns liegen Sie richtig«, das ein großer Erfolg geworden ist, erlaube ich dem Leser in einer Mischung aus heiteren und nachdenklichen Geschichten einen Blick hinter die Kulissen des Bestattungsgewerbes. Die Geschichten erzählen immer auch von menschlichen Schicksalen, doch schildern sie auch die Abläufe in einem Gewerbe, von dem man sonst nur wenig weiß.
Nach diesem Buch kam eine Vielzahl von Anfragen auf mich zu. Radiosender wollten Interviews, das Fernsehen drehte bei mir im Wohnzimmer, und mein Briefträger schleppte jeden Tag Fanpost und Briefe mit Fragen ins Haus. Die allermeisten Kontakte zu Leserinnen und Lesern hatte ich freilich bei Lesungen und per E-Mail über mein Weblog ( www.bestatterweblog.de ).
Natürlich waren die meisten Fragen und Zuschriften sinnvoll und angemessen; es gab aber auch solche, die ich zweimal oder dreimal lesen musste, bevor ich unter der Kruste des unfreiwilligen Humors überhaupt den Sinn erkennen konnte. Aber aus meiner langjährigen Erfahrung mit dem Gewerbe des Bestatters bin ich es gewöhnt, dass die Menschen uns die aberwitzigsten Fragen stellen.
Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von Leserfragen, Zuschriften, Anrufen und Begegnungen. Die kuriosesten Fragen und die merkwürdigsten Dialoge habe ich hier zusammengetragen.
Damit aber auch dieses Buch seinen Zweck erfüllen kann, den Leserinnen und Lesern einen Einblick in die Arbeit des Bestatters zu geben, habe ich dort, wo ich es für sinnvoll gehalten habe, jeweils ein paar ernstere Erläuterungen eingefügt.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch mit einigen urbanen Legenden und jahrhundertealten Vorurteilen, mit weitverbreiteten Irrtümern und Fehlmeinungen aufräumen und ein wenig Aufklärung betreiben.
Und natürlich gibt es auch wieder humorvolle Geschichten rund um das Thema Bestattung und aus meinem früheren Bestattungshaus.
In der Hauptsache soll auch dieses Buch Sie aber unterhalten, und deshalb wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen:
Gute Unterhaltung!
Peter Wilhelm
Heidelberg, im Januar 2011
[home]
Allerlei Fragen an den Bestatter
S ehr viele Menschen stellen mir Fragen zum Thema Bestattung, Tod und Trauer. Nicht immer sind diese Fragen sinnvoll, und manche sind schon vom Ansatz her eher komisch.
Aus etwa zweitausendfünfhundert Fragen, die in den letzten beiden Jahren zusammengekommen sind, habe ich die skurrilsten hier zusammengestellt. Und damit Sie auch etwas lernen können, habe ich die Antworten gleich mitgeliefert.
Wie verhalte ich mich, wenn ich im Treppenhaus auf eine Leiche treffe?
Ich bekomme jeden Tag Dutzende von Mails und Briefen, in denen mich die Menschen um Rat in Fragen rund um die Bestattung bitten.
In diesem Fall ist eine Frau im Treppenhaus auf Bestattungshelfer mit einer Leichentrage gestoßen.
Frage
Neulich wollte ich die beiden Kinder meines Bruders zu gemeinsamen Unternehmungen abholen.
Als ich dort ankam, standen Kranken- und Notarztwagen vor dem Haus. Ich lief ganz schnell nach oben, es hätte ja auch etwas mit den Kindern sein können. Das war aber nicht der Fall.
Später ging ich dann mit den Kindern die Treppe hinunter, und eine Treppe tiefer kamen zwei Herren mit einer Leichentrage aus einer Wohnung.
Die Kinder und ich traten einige Stufen zurück, doch einer der Herren sagte, dass es eine Frechheit sei, in so einem Augenblick dazuzustoßen, und ob ich denn keinen Anstand hätte und so.
Ich muss nun ehrlich zugeben, dass ich mir eigentlich keiner Schuld bewusst bin. Man kann doch nicht ahnen, dass dort
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