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Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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lief es ihr kalt den Rücken hinunter.
    »Ich weiß nicht. Die flippt aus, wenn ihr alle hier aufkreuzt.«
    »Gut, dann komm ich allein vorbei und wir gehen zu Fuß rüber und treffen die anderen dort. Deine Mutter ist bestimmt einverstanden. Sie mag mich.«
    »Was nicht gerade für ihren Geschmack spricht, wenn du mich fragst«, prustete Clary.
    »Dich fragt aber keiner.« Simon legte unter wildem Gejohle der Bandkollegen auf.
    Clary legte den Hörer zurück auf die Gabel und sah sich im Wohnzimmer um. Es wimmelte nur so von Zeugnissen der künstlerischen Ader ihrer Mutter, angefangen bei den selbst genähten Samtkissen auf dem dunkelroten Sofa bis hin zu Jocelyns sorgsam gerahmten Bildern an den Wänden. Das Meiste waren Landschaften: die Straßen von Manhattan im goldenen Sonnenlicht, winterliche Szenen im Prospect Park, graue Teiche mit weißen Eisrändern, die an geklöppelte Spitze erinnerten.
    Auf dem Kaminsims stand ein gerahmtes Foto von Clarys Vater. Kleine Lachfalten in den Augenwinkeln straften die ernste Miene des blonden Manns in Soldatenkleidung Lügen. Er hatte im Ausland gedient und war mehrfach geehrt worden; Jocelyn besaß noch ein paar seiner Militärabzeichen. Doch auch die Medaillen hatten ihm nicht geholfen, als Jonathan Clark mit seinem Wagen kurz vor Albany gegen einen Baum gerast und gestorben war – noch ehe seine Tochter zur Welt kam.
    Jocelyn hatte nach seinem Tod wieder ihren Mädchennamen angenommen. Sie sprach nie von Clarys Vater, hatte aber ein Holzkästchen mit den Initialen J. C. neben ihrem Bett stehen, in der sie die Abzeichen aufbewahrte. Neben den Medaillen enthielt das Kästchen noch zwei Fotos, einen Ehering und eine blonde Haarlocke. Manchmal öffnete Jocelyn es, nahm die Locke heraus und streichelte sie sanft mit den Fingern, ehe sie sie wieder hineinlegte und das Kästchen verschloss.
    Das Geräusch eines Schlüssels im Schloss der Eingangstür riss Clary aus ihren Gedanken. Rasch warf sie sich auf die Couch und tat so, als sei sie in eines der Taschenbücher aus dem Stapel vertieft, den ihre Mutter auf dem Couchtisch deponiert hatte. Für Jocelyn war Lesen eine heilige Tätigkeit; sie unterbrach Clary dabei normalerweise nicht einmal, um mit ihr zu schimpfen.
    Polternd flog die Tür auf. Luke schwankte herein, völlig überladen mit etwas, das nach Pappkartons aussah. Als er den Stapel absetzte, erkannte Clary, dass es sich um zusammengefaltete Umzugskisten handelte. Luke richtete sich auf und grinste.
    »Hey, On … ich meine, hi, Luke«, begrüßte Clary ihn. Vor etwa einem Jahr hatte er sie gebeten, ihn nicht mehr Onkel zu nennen, weil er sich dann so alt fühlte und immer an Onkel Toms Hütte denken musste. Außerdem hatte er sie sanft daran erinnert, dass er gar nicht ihr richtiger Onkel, sondern nur ein enger Freund ihrer Mutter war, den sie schon ein Leben lang kannte. »Wo ist Mom?«
    »Sie parkt gerade den Wagen«, erwiderte er und dehnte ächzend seinen hoch aufgeschossenen, schlaksigen Körper. Er trug sein übliches Outfit: alte Jeans, dickes Holzfällerhemd und eine Brille mit Goldrand auf der Nase. »Kannst du mir noch mal sagen, warum dieses Haus keinen Lastenaufzug hat?«
    »Weil es alt ist und Atmosphäre hat«, entgegnete Clary wie aus der Pistole geschossen. Luke musste grinsen. »Wofür sind diese Kartons?«
    Sein Grinsen verflog. »Deine Mutter wollte ein paar Sachen zusammenpacken.« Er wich ihrem Blick aus.
    »Was für Sachen?«, hakte Clary nach.
    Er machte eine unbestimmte Handbewegung. »Irgendwelchen Krempel, der nur im Weg herumliegt. Sie kann ja nichts wegwerfen. Und was machst du da? Lernen?« Er nahm das Buch und las laut: »Noch immer wimmelt es in unserer Welt von all diesen seltsamen Wesen, die die moderne Philosophie verworfen hat. Noch immer treiben Feen und Kobolde, Geister und Dämonen …« Er ließ das Buch sinken und schaute sie über den Brillenrand hinweg an. »Ist das für die Schule?«
    »Frazers Der goldene Zweig ? Nein, die Schule geht erst in zwei Wochen los.« Clary nahm das Buch wieder an sich. »Das gehört Mom.«
    »Ich hatte mir schon so was gedacht…«
    Sie legte das Buch zurück auf den Tisch. »Luke?«
    »Hm?« Luke hatte das Buch bereits vergessen und wühlte in einer Werkzeugkiste, die vor dem Kamin stand. »Ah, da ist er ja.« Er zog einen orangefarbenen Paketbandabroller heraus und betrachtete ihn zufrieden.
    »Was würdest du tun, wenn du etwas siehst, das sonst niemand sehen kann?«
    Der Abroller fiel Luke

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