Die drei ??? und die rätselhaften Bilder
Eine schwarze Gestalt
»Onkel Titus!« rief Justus Jonas. »Schau mal dort drüben!«
Der Lastwagen der Firma »Gebrauchtwaren-Center T. Jonas« war gerade bei dem alten Haus am Remuda Canyon in einem Außenbezirk von Rocky Beach vorgefahren. Justus und sein Freund Peter Shaw saßen bei Onkel Titus im Führer-haus.
»Was ist?« fragte Onkel Titus verblüfft. »Wo soll ich hin-schauen, Justus?«
»Dort! Links neben dem Haus!«
Justus zeigte in die Dämmerung hinaus. Es sah ganz so aus, als schwebe da auf halber Höhe vor der Seitenmauer des an den Hang gebauten großen Fachwerkhauses eine schwarze Gestalt.
Dann sagte Onkel Titus: »Ich seh’ überhaupt nichts.«
»Nein«, sagte Peter. »Ich auch nicht, Just.«
Justus sah scharf hin. Die Gestalt in Schwarz war weg. Eben noch war sie vor der Hauswand sichtbar gewesen, dann hatte sie sich in Luft aufgelöst! Oder war da etwa gar nichts gewesen?
»Ich weiß bestimmt, daß ich jemand gesehen habe!« sagte Justus. »Seitlich am Haus und ganz in Schwarz!«
Onkel Titus sah zweifelnd zu dem großen Fachwerkhaus hinüber. Die Wände des Canyons warfen seltsame, unheimliche Schatten auf das abgelegene Haus und auf das kleinere Häuschen daneben. Doch alles wirkte still und friedvoll.
»Du hast wohl einen Schatten gesehen, Just«, sagte Onkel Titus. »Eine so steile, tiefe Schlucht wirft die merkwürdigsten Schatten«, meinte Peter dazu.
»Nein«, widersprach Justus hartnäckig, »ich habe jemand gesehen, ganz in Schwarz, und sicher ist er durch ein Fenster ins Haus eingestiegen!«
Onkel Titus zögerte. Er wußte, daß sein stämmiger Neffe eine rege Phantasie besaß, und er wollte auf keinen Fall unnötig Alarm schlagen. Doch er wußte auch, daß sich Justus gewöhnlich nicht zu irren pflegte.
»Na schön, dann kommt mit«, sagte Onkel Titus. »Berichten wir lieber gleich Professor Carswell, was du gesehen hast.«
Die beiden Jungen folgten Onkel Titus auf einem verkraute-ten Fußweg zum Eingang des großen Hauses. Es war ein alter Bau aus dem vorigen Jahrhundert mit hölzernen Türmchen, zahlreichen spitzen Dachhauben und Giebeln, einer auf Säulen ruhenden Veranda und einem schweren Portal.
Der Mann, der auf ihr Klopfen hin an die Tür kam, war groß und mager und hatte tiefliegende, umschattete Augen. Obwohl es Juli war, trug er eine zerknitterte Tweedjacke. Er hielt ein dickes Buch mit fremdsprachigem Titel in der Hand.
»Professor Carswell?« erkundigte sich Onkel Titus.
Der Professor lächelte. »Sie müssen Mr. Jonas vom Altwaren-handel sein. Kommen Sie herein. Was ich Ihnen zu verkaufen habe –«
Onkel Titus unterbrach ihn: »Ich will Sie nicht beunruhigen, Herr Professor, aber mein Neffe behauptet steif und fest, er hätte vorhin eine ganz schwarzgekleidete Gestalt seitlich an Ihrem Haus hochklettern sehen.«
»Hier soll einer hochgeklettert sein?« Der Professor blinzelte die Jungen und Onkel Titus an. »Das muß eine Täuschung sein.«
»Nein, Herr Professor«, sagte Justus eindringlich, »ich habe es ganz deutlich gesehen. Besitzen Sie irgendwelche Wertsachen, die einen Einbrecher interessieren könnten?«
»Leider nein, junger Mann. Rein gar nichts«, sagte Professor Carswell. »Aber wenn du sagst du hättest etwas gesehen, dann will ich es nicht anzweifeln. Nur kann ich mir nicht vorstellen
. . . ah! Natürlich! Du hast da meinen Sohn beim Spielen gesehen. Er hat ein schwarzes Cowboykostüm, und ich kann mir noch so große Mühe geben, aber Hal will nicht wahrha-ben, daß man besser durch Türen geht, als durch Fenster steigt.«
Wieder lächelte Professor Carswell, und Onkel Titus nickte.
»Ja, das war’s dann. Ich weiß zur Genüge, wie Jungen so sind, na!« sagte der Eigentümer des Schrott-und Trödelmarkts.
»Wie alt ist denn Ihr Sohn, Herr Professor?« fragte Justus.
»Ein wenig jünger als du, möchte ich meinen, aber größer. So groß wie dein Freund hier.« Der Professor nickte zu Peter hinüber.
»Die Person, die ich gesehen habe, war viel größer«, sagte Justus sehr bestimmt.
»So?« Professor Carswell sah Justus skeptisch an. »Na gut, junger Mann. Wollen wir mal sehen, ob dein Einbrecher im Haus ist.«
Der Professor führte seine Besucher durchs Erdgeschoß des großen alten Hauses. Viele Räume waren abgeschlossen und standen leer.
»Ein Sprachwissenschaftler kann sich heutzutage ein solches Haus eigentlich gar nicht leisten«, sagte der Professor bekümmert. »Meine Vorfahren waren wohlhabende Kapitäne, die im
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