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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gelang ihm gerade noch, Elizas und Charlottes Hand zu packen, sonst hätte er die beiden in dem Durcheinander vermutlich verloren. Wie Treibholz wurden sie durch die mächtige Eingangspforte gespült, hinaus in den Sonnenschein und die breite Marmortreppe hinab. Dann endlich verlief sich die Menschenmenge.
    Es dauerte jedoch etliche Minuten, bis sie den Forscher fanden. Sie entdeckten Humboldt in der Nähe der Kutschen in Begleitung eines korpulenten Mannes mit lebhaften Augen und einem kaiserlich anmutenden Schnauzbart. Die beiden waren in ein intensives Gespräch vertieft. Als Eliza, Charlotte und Oskar bei ihnen eintrafen, hoben sie die Köpfe. »Ah, Ihre drei Mitstreiter«, sagte der Mann und tippte sich an den Zylinder. »Herr von Humboldt, ich beneide Sie. Meine Verehrung.« Er deutete eine Verbeugung an. »Bitte entschuldigen Sie mich jetzt. Es warten wichtige Geschäfte auf mich und es gibt viel zu tun.« An Humboldt gewandt fuhr er fort: »Wir bleiben in Kontakt. Ich werde Ihnen in den nächsten Tagen mein Angebot zukommen lassen.«
    Der Forscher nickte und schüttelte dem Mann die Hand, der daraufhin seine Kutsche bestieg und davonfuhr.
    Humboldt wollte sich gerade seiner Kutsche zuwenden, als ihnen ein Fotoreporter entgegentrat. »Entschuldigen Sie, Herr von Humboldt«, sagte er. »Fritz Ferdinand, von der Berliner Morgenpost. Dürfte ich Sie bitten, für ein Foto zu posieren? Ich möchte einen Artikel über Sie und die Veranstaltung heute schreiben.«
    »Sehr gerne.« Humboldt grinste und lehnte sich gegen die Kutsche. Der Mann stellte seine Kamera auf, hob den Stab mit dem Blitzlichtpulver und rief: »Bitte nicht bewegen!« Es gab ein helles Aufflammen, dann schob er den Verschluss vor das Objektiv. »Und jetzt bitte noch mal mit Ihren Begleitern.«
    Eliza, Charlotte und Oskar scharten sich um den Forscher und blickten in die Linse. Noch einmal blitzte es auf, dann packte der Mann seine Kamera zusammen. »Ich bedanke mich«, sagte er und reichte Humboldt die Hand. »Ich werde Ihnen in ein paar Tagen persönlich ein Exemplar vorbeibringen, wenn es recht ist.«
    »Aber nur, wenn etwas Gutes drinsteht«, sagte Humboldt.
    »Seien Sie ganz unbesorgt«, lachte der Reporter. »Es wird Ihnen gefallen. Ganz im Gegensatz zu den Herren von der Universität, fürchte ich.« Er hob die Hand zum Gruß und machte sich aus dem Staub.
    Oskar und die anderen bestiegen ihre Kutsche und gaben dem Fahrer ein Zeichen.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Charlotte herausplatzte: »Wie konntest du dir das bieten lassen, Onkel?« Ihre Lippen waren weiß vor Zorn. »Diese aufgeblasenen Wichtigtuer von Professoren haben uns hingestellt wie Lügner. Am liebsten würde ich aussteigen und sie zur Rede stellen.«
    »Du wirst nichts dergleichen tun«, sagte der Forscher, während er in aller Seelenruhe seine Zeitung auseinanderfaltete. »Das ist genau das, womit alle Welt rechnet. Aber wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten.«
    »Also, ich finde das nicht zum Lachen.« Charlotte war immer noch völlig außer sich. »Ich frage mich ernsthaft, was das alles sollte.«
    Humboldt lächelte. »Betrachte es einfach als kostenlosen Unterricht. Ich wollte euch damit verdeutlichen, was einen erwartet, wenn man zu lange den Staub in Bücherstuben einatmet, anstatt hinauszugehen und das wahre Leben kennenzulernen. Wer zu viel Zeit in Bibliotheken verbringt, ist irgendwann nicht mehr in der Lage, ein Stück Gold von einem Messingknopf zu unterscheiden.«
    »In den Augen der Stadt sind wir Hochstapler«, sagte Charlotte.
    »Da irrst du dich«, sagte Humboldt. »Warten wir doch die Zeitungen ab. Ich bin sicher, die Reporter werden ganz anders darüber berichten, als die Herren Professoren es sich erhoffen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werden wir alles daransetzen, sie vom Gegenteil zu überzeugen.«
    »Was war denn mit Ihrer Stimme los?«, fragte Oskar, den das Gespräch über Presse und Unterricht nur am Rande interessierte.
    »Hat dir mein kleiner Trick gefallen?«
    »Mir klingeln immer noch die Ohren.«
    Humboldt öffnete seinen Mantel. Oskar blickte auf einen kleinen grauen Kasten, von dem allerlei Drähte und Kabel zu einem manschettenknopfgroßen Ding führten, das an seinem Kragen befestigt war.
    »Was ist das?«
    »Das Linguaphon«, erwiderte Humboldt. »Ich habe es ein wenig umgebaut und zu einem Stimmverstärker umfunktioniert. Ich wollte ihn unbedingt einmal in einem großen Saal mit guter Akustik ausprobieren.«
    Oskar

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