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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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bereden.«
    »Wir auch!«, fauchte Lena und blickte ihn herausfordernd an. Behringer fackelte nicht lange und gab ihrem Stuhl einen so heftigen Tritt, dass er seitlich umkippte. Fluchend rappelte Lena sich auf, bereit, auf den Geldverleiher loszugehen. Auf einmal blitzten überall Springmesser auf. Behringer hob die Hände. »Nur die Ruhe«, sagte er. »Ich will nur ein paar Takte mit unserem Freund hier reden. Wenn wir uns jetzt gegenseitig das Leder gerben, hat niemand etwas davon. Also, trollt euch, Kinder, und lasst die Erwachsenen miteinander reden.«
    »Ist schon in Ordnung, Lena«, beruhigte Oskar sie. »Ich will auch mit ihm reden. Schließlich schulde ich ihm noch was.«
    »So ist es«, entgegnete der Geldverleiher und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Oskars Freunde murrten, doch angesichts von Behringers Schlägertruppe verdrückten sie sich lieber. Lena warf Oskar einen letzten traurigen Blick zu.
    Der Geldverleiher starrte gierig auf den Tisch. »Was haben wir denn da? Bier, Most und Korn? Na ja, warum nicht?« Er schnappte sich einen leeren Humpen und goss alles zusammen. Dann rührte er mit seinem Finger durch die eklige Mixtur und nippte daran. »Mmh. Gar nicht mal schlecht. Wär doch ein Jammer, diese Köstlichkeit zurückgehen zu lassen.«
    Oskar verzog angewidert das Gesicht. Behringer war ein Blutsauger, wie er im Buche stand. Er war Kölner und hatte seinen rheinischen Tonfall nie abgelegt. Sein Geschäftssinn jedoch hätte jedem Schwaben zur Ehre gereicht. Dafür, dass er gleichermaßen brutal wie gierig war, bediente er sich einer außerordentlich gepflegten Ausdrucksweise. Er war klüger, als er aussah, und man tat gut daran, ihn nicht zu unterschätzen.
    »So«, sagte er, nachdem er das halbe Glas geleert hatte. »Worüber wollen wir beide uns jetzt unterhalten?«
    Oskar griff in seine Jackentasche, zog einen ledernen Beutel heraus und legte ihn auf den Tisch. Mit einer raschen Bewegung schob er ihn in Richtung des Geldverleihers.
    »Fünfundfünfzig Mark plus zehn Mark Zinsen, so wie wir es ausgemacht haben. Damit dürften wir wohl quitt sein.«
    Behringers Augen funkelten misstrauisch, als er seine Finger nach dem Beutel ausstreckte und ihn öffnete. Scheinbar gelangweilt überflog er die Summe, dann legte er den Beutel wieder hin. Seine Augen verengten sich. »Und? Schöne Reise gehabt?«
    »Woher wissen Sie …?«
    »Ach, mein Junge«, sagte Behringer. »In dieser Stadt gibt es nichts, was ich nicht weiß. Oder sagen wir fast nichts. Was ist zum Beispiel mit deinem Gönner?«
    »Mit wem?«
    »Deinem Gönner. Dem Kerl, der dich aufgenommen hat.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich einen Gönner habe?«
    Behringer lächelte verschlagen. »Du solltest mich nicht für blöd halten, das ist schon so manchem zum Verhängnis geworden. Ich weiß, dass du bei irgendjemandem Unterschlupf gefunden hast. Du wirst in Begleitung eines wohlhabenden Herrn gesehen, dann verschwindest du für ein paar Monate und jetzt finde ich dich hier, fleißig Runden schmeißend. Da könnte man schon auf den einen oder anderen Gedanken kommen.«
    Oskar zuckte die Schultern. »Der Mann heißt Carl Friedrich von Humboldt. Ist kein großes Geheimnis, war ja in allen Zeitungen zu lesen.«
    »Ah ja, dieser Forscher.« Behringer fischte sich die Berliner Morgenpost und überflog den Artikel. Dann tippte er auf das Bild. »Ist er das?«
    Oskar nickte.
    »Wo wohnt er?«
    »Was?«
    »Wo er wohnt, möchte ich wissen.«
    Oskar schwieg.
    Behringer lehnte sich zurück und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Du willst es mir nicht sagen? Nun, das ist in Ordnung. Ich schätze Loyalität. Doch, doch, das tue ich. Besonders, wenn jemand aus einfachen Verhältnissen stammt, so wie wir beide. Es gibt heutzutage so wenig Anstand unter den Menschen. Die Frage ist nur: Wem sollte man sie schenken? Einem dahergelaufenen Gönner, der mit seinem Reichtum protzt, der mit dir in einer schönen Kutsche herumfährt und dir feine Kleider kauft, oder lieber den Menschen, mit denen du dein ganzes Leben verbracht hast. Die dich zu dem gemacht haben, was du bist.« Er grinste. »Sieh mich an. Ich bin Geschäftsmann, das weiß jeder. Ich verleihe Geld und lasse es mir mit Zinsen zurückzahlen. Aus manchem muss man es herausprügeln, aber das gehört in diesem Geschäft nun mal dazu. Viele behaupten, ich sei ein Blutsauger und ein Schwein. Und soll ich dir was sagen? Sie haben recht. Ich habe mich hochgearbeitet, von ganz unten. Ich habe im Dreck

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