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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Aufschlag. Diesmal hatte es den Fährmann erwischt. Mit einem Schrei fasste er sich an den Hals und stolperte zurück. Etwas Kleines kullerte vor Oskar in den Rinnstein. Ein Kiesel.
    Unter den Mitgliedern der Gruppe brach Panik aus. Wer immer da auf sie schoss, er hatte ein gutes Versteck gewählt. Bei diesem Wetter und in dieser Dunkelheit war beim besten Willen nichts zu erkennen. Immer mehr von Behringers Kumpanen trugen Verletzungen davon.
    Mit heiserer Stimme und gehetztem Blick befahl der Fährmann den Rückzug. Er packte Behringer bei den Füßen und schleifte ihn wie einen nassen Sack die Straße entlang. Unter Fluchen und Wehklagen folgte der Rest der Bande. Irgendwann waren sie so weit entfernt, dass die Geschosse sie nicht mehr erreichen konnten. Wüste Drohungen und Beschimpfungen ausstoßend, verschwanden sie hinter der nächsten Ecke. Es dauerte noch eine ganze Weile, ehe das Zetern und Wimmern im Rauschen des Regens verhallte.
    Oskar rappelte sich hoch. Seine Kleidung war patschnass. Jeder Knochen tat ihm weh. Sein Mund fühlte sich taub an. Er blickte sich um. Oben auf dem Dach war eine Bewegung zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite noch eine. Links aus einem Hauseingang löste sich eine schattenhafte Erscheinung. Mit schnellen Schritten eilte sie zu ihm herüber und packte ihn unter den Armen.
    Oskars Augenbrauen hoben sich vor Erstaunen. »Maus!«
    »Alles klar, mein Alter?« Unter der Schmutzschicht war ein Grinsen zu erkennen.
    »Was tust du denn hier …?«
    »Wir haben auf dich gewartet, was denn sonst?«
    Wie aus dem Nichts tauchten weitere Gestalten auf. Lena, Willi und Bert. Sie trieften vor Nässe, aber in ihren Augen leuchtete der Triumph. Nur Lena machte ein besorgtes Gesicht. Das kleine braunhaarige Mädchen zog ein schmutziges Taschentuch aus seiner Hose und begann, Oskar das Blut von der Lippe zu tupfen. »Tut es sehr weh?«
    »Geht schon. Bloß ein paar Prellungen und eine Platzwunde. Nichts, was man nicht mit ein bisschen Spucke und einem Pflaster verarzten könnte.« Er versuchte zu lächeln, aber der Schmerz ließ ihn zusammenfahren. »Wo kommt ihr auf einmal her? Ich dachte, ihr wärt längst wieder zu Hause.«
    »Wir konnten dich doch nicht kampflos diesem Halsabschneider überlassen.« Willis kurze Stoppelhaare schimmerten im Licht der Straßenlaterne. »Als wir den Holzfäller verlassen haben, sind wir gleich in Position gegangen. Wir wussten, dass Behringer dich nicht vor versammelter Mannschaft vermöbeln wird. Solche Sachen erledigt er lieber im Stillen. Wir haben uns noch schnell in den Hinterhöfen die Taschen mit Geschossen vollgestopft und sind dann rauf auf die Dächer.«
    »Zu dumm, dass wir nicht eher eingreifen konnten«, sagte Bert und zog seine Steinschleuder heraus. »Wir mussten erst warten, bis du aus dem Schussfeld warst.«
    »Ihr habt ihnen richtig eingeheizt«, sagte Oskar anerkennend. »Eine Steinschleuder ist eine gefährliche Waffe, wenn man damit umgehen kann.«
    »Und wir sind die besten Schützen nördlich der Spree.« Bert lächelte grimmig. »Die sind gehüpft wie die Hasen.«
    »Alle außer Behringer«, warf Maus ein. »Der wacht so schnell nicht wieder auf. Wessen Schuss war das?«
    »Meiner«, murmelte Lena. »Ich hatte eigentlich auf seine Schulter gezielt …«
    »Sauberer Treffer!«, lobte Willi. »Ich glaube, einen solchen Hieb hat er in seiner gesamten Karriere nicht abbekommen.«
    »Ich hoffe, dass er euch keine Schwierigkeiten macht«, sagte Oskar und runzelte die Stirn. »Er konnte euch zwar nicht sehen, aber wenn er eins und eins zusammenzählt, wird er schon darauf kommen, wer ihn da in die Flucht geschlagen hat.«
    »Und wenn schon.« Maus spuckte auf das Pflaster. »Nachweisen kann er uns nichts, und wenn er den Dicken markiert, streiten wir einfach alles ab. Mach dir mal um uns keine Sorgen. Du bist es, den er auf dem Kieker hat. Der lässt nicht locker, bis er sein Geld hat.«
    »Das habe ich ihm längst gegeben.«
    »Hast du?«
    »Bis auf den letzten Pfennig. Behringer und ich sind geschiedene Leute. Und für euch gilt demnächst dasselbe. Ich habe vor, euch auszulösen. Der alte Raffzahn soll sein Geld bekommen, dann seid ihr ihn ein für alle Mal los. Ich weiß noch nicht wie, aber ich werde das Geld zusammenkratzen. Das ist das Mindeste, was ich für euch tun kann.« Er blickte in die Runde. »Ihr seid die besten Freunde, die ich je hatte«, sagte er. »Danke, dass ihr mir geholfen habt.«

 
3
     
     
    Am nächsten Tag

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