Gayheimnisse reloaded (German Edition)
Ein schwieriger Fall
von Inka Loreen Minden
Jack Sheridan befand sich mit seinem Kollegen Ryan Taylor im Büro ihres Vorgesetzten und hörte sich an, was er ihnen zu sagen hatte. A ls ihnen Commissioner Baker mitteilte, worum es ging, befiel Jack eine ungute Vorahnung.
»Sie werden mit Detective Taylor verdeckt in der Schwulenszene von Soho er mitteln, Inspector Sheridan. Ein gewisser Pedro Manolo Rodriguez soll dort gepanschtes Crystal verkaufen, das ein starkes Nervengift enthält«, erklärte ihm der Chef des Police Departments. Er saß hinter seinem massiven Schreibtisch, wobei er stirnrunzelnd ein paar Akten durchblätterte. Dann nickte er Jacks Kollegen Ryan zu. Der stand so dicht neben ihm, dass Jack sein Aftershave roch. Er konnte diesen Sonnyboy Ryan Taylor einfach nicht ausstehen, denn Ryan war schwul und gab das offen zu. Außerdem baggerte Ryan ihn schon seit Wochen an. Ständig klimperte er mit seinen langen schwarzen Wimpern in Jacks Richtung oder grinste unverschämt, so als ob er etwas ahnte, und wenn Taylor etwas wusste, dann die anderen vielleicht auch?
»Sie fallen dort vom Typ her am wenigsten auf, Inspector Sheridan«, schloss der Commissioner, noch einmal an Jack gerichtet.
»Was?!« Jack kochte innerlich und vergaß für einen Moment den Respekt vor seinem Vorgesetzten: »Sehe ich für Sie wie ’ ne Schwuchtel aus?!«
Baker wusste anscheinend, was er von Jack verlangte, denn er legte die Fingerspitzen aneinander und sah ihn unter hochgezogenen Brauen an. »Machen Sie einfach nur Ihren Job, Inspector.«
»Und warum gerade ich? Es gibt doch genug andere Cops in London, die« … schwuler aussehen als ich , wollte er sagen, verkniff sich den Kommentar aber.
»Detective Taylor meinte, Sie würden ganz gut in diese Szene passen.«
Jack sog die Luft ein und warf Ryan einen finsteren Blick zu, worauf sich sein Kollege durch das schwarze Haar fuhr und auf den Fußboden starrte.
Es stand Taylor förmlich auf der Stirn geschrieben, dass er mit ihm, Jack, flirtete. Selbst ein Blinder konnte das erkennen. Warum tat er dann jetzt so verlegen? Jack wurde aus ihm nicht schlau.
»Und jetzt sehen Sie beide zu, dass Sie sich zusammenraufen und den Dealer dingfest machen!«, befahl Commissioner Baker und widmete sich seinen Unterlagen. »Es sind bereits drei junge Menschen gestorben, und jede weitere Leiche geht auf Ihr Konto.«
Ryan, plötzlich wieder ganz der Alte, streckte die Hand nach Jack aus und säuselte: »Komm, Schätzchen, lass uns gehen.«
»Nach dir«, knurrte Jack, schlug Ryans Arm weg und schubste ihn aus dem Büro. Wie sollte er nur mit diesem Typen zusammenarbeiten? Ryan brachte ihn ja schon durch seine bloße Anwesenheit auf die Palme. Jack konnte nur hoffen, dass sich der Einsatz nicht allzu sehr in die Länge zog und Ryan seine Hände bei sich behielt …
***
Jack klopfte das Herz bis zum Hals. Zum ersten Mal befand er sich in einem Club, in dem sich nur gleichgeschlechtliche Paare aufhielten. Gemeinsam mit Ryan hockte er an der Bar und trank einen Cocktail. Den würde er auch brauchen, wenn er hier den verliebten Homo spielen sollte.
Jack schielte zu seinem Kollegen, der in e inigem Abstan d neben ihm auf einem hohen Stuhl saß und ebenfalls an einem Drink schlürfte, während sein Fuß zum Takt der dröhnenden Musik wippte. Ryan verhielt sich jetzt völlig anders als im Department. Sein affektiertes Gehabe hatte er abgelegt und Jack bis jetzt kein einziges Mal angemacht.
»Wenn wir hier als Paar durchgehen wollen, solltest du ein bisschen näherkommen.« Ryan sah ernst zu ihm her und klopfte auf den Hocker neben sich. »Ich weiß, wie schwer das hier für dich ist.«
»Ach, was weißt du schon«, brummte Jack, rutschte jedoch zu Ryan hin. Zwangsläufig berührten sich ihre Arme und Oberschenkel, weil die Stühle dicht nebeneinander standen. Ryans Körper strahlte eine unwahrscheinliche Wärme ab, was sich nicht unangenehm anfühlte.
»Bevor ich mein Coming-out hatte, bin ich durch die Hölle gegangen.« Nachdenklich drehte Ryan das Glas in den Händen, wobei Jack sein Profil musterte. Ryan war ein wirklich gut aussehender Kerl: groß gewachsen mit einem breiten Rücken und pechschwarzem Haar, das ihm fransig bis zu den Brauen reichte. Er besaß ein sehr männliches Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer geraden Nase und schön geschwungenen Lippen. Wenn man es nicht wüsste, würde ihn niemand für schwul halten.
»Aber sich zu verstecken ist der falsche Weg«,
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