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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Schwellung war kaum noch etwas zu sehen. Die Hautfarbe und der Übergang waren perfekt gelungen. Er wollte sie loben, doch sie klappte den Spiegel zu und steckte ihn zurück in ihre Tasche. »Keine Zeit jetzt«, sagte sie. »Humboldt wartet schon auf uns. Schuhe an und dann nichts wie runter!«

 
4
     
     
    Die Tür der Bibliothek stand weit offen. Oskar strich die Haare aus seinem Gesicht und betrat den Raum.
    »Na endlich!«, rief der Forscher. »Das hat ja gedauert. Herr Nikomedes, darf ich Ihnen mein Team vorstellen, wie man im Englischen so schön sagt? Das ist meine Begleiterin Eliza Molina, meine Nichte Charlotte und mein Diener Oskar. Nicht zu vergessen natürlich Wilma, die auch schon bei unserer ersten Expedition mit dabei war und uns dort wertvolle Dienste geleistet hat.« In einem Körbchen unter dem Tisch saß ein Kiwi, der sie aufmerksam beobachtete. Humboldt griff in eine Dose mit Kraftfutter und warf ihm einen kleinen Appetithappen zu. Begierig schluckte der Vogel den Leckerbissen herunter.
    »Sehr erfreut.« Nikomedes begrüßte sie mit einem warmen Händedruck. »Eine ungewöhnliche Forschergruppe, aber wir leben ja auch in ungewöhnlichen Zeiten.«
    »Das kann man wohl sagen«, gab Humboldt zurück.
    »Eine beeindruckende Kartensammlung, die Sie da haben«, sagte Nikomedes. »Vor allem Ihre Atlanten sind von ausgezeichneter Qualität. Darf ich?«
    »Bitte, bedienen Sie sich.«
    Der Reeder zog eines der Bücher heraus, blätterte darin und stellte es vorsichtig wieder zurück an seinen Platz.
    »Und Sie sind beide Griechen?«, fragte Humboldt, während er Wilma ein weiteres Häppchen zuwarf.
    »Aus Athen. Gestern Abend mit dem Hellas-Express angekommen. Eine lange und beschwerliche Fahrt.«
    Humboldt deutete auf zwei Sessel. »Bitte setzen Sie sich doch«, sagte er. »Übrigens ist Ihr Deutsch wirklich ausgezeichnet.«
    »Vielen Dank.« Nikomedes wirkte geschmeichelt. »Ich hatte das Privileg, auf einer der besten Schulen Athens unterrichtet zu werden. Mein Lehrer in Fremdsprachen kam aus Deutschland. Aus Hamburg, um genau zu sein.«
    »Darf ich fragen, wie Sie auf mich aufmerksam geworden sind?«
    »Ihr Ruf ist Ihnen vorausgeeilt. Sie haben ausgezeichnete Referenzen. Ihre Reisen, Ihre Publikationen … in der Presse wurde darüber berichtet, dass Sie Ihre Dienste künftig Privatunternehmen zur Verfügung stellen. Unternehmen, die – sagen wir mal – ungewöhnliche Probleme haben. Als ich das las, dachte ich sofort: Das ist unser Mann.« Er warf seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu.
    »Dann hoffe ich, dass Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch schrauben«, sagte Humboldt lächelnd. »Wunder vollbringen wir keine.«
    »Und doch ist das genau das, was ich mir von Ihnen erhoffe. Es heißt, Sie seien ein Mann, der das Unmögliche möglich macht.«
    Humboldt zuckte die Schultern. »Ich bin erst seit kurzer Zeit in diesem Geschäft. Genau genommen sind Sie mein erster Auftraggeber, nachdem ich dem Universitätsbetrieb den Rücken gekehrt habe. Aber natürlich verfüge ich über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit ungewöhnlichen Phänomenen. Sie können also versichert sein, wenn ich mich entschließe, einen Auftrag anzunehmen, widme ich ihm meine volle Aufmerksamkeit.«
    »Um ehrlich zu sein: Mir fiel niemand ein, an den ich mich sonst hätte wenden können.« Nikomedes senkte die Stimme. »Die Aufgabe, mit der ich Sie betrauen möchte, unterliegt strengster Geheimhaltung. Nichts, worüber hier gesprochen wird, darf diesen Raum verlassen.«
    »Sie können sich auf unsere Diskretion verlassen.«
    Nikomedes schwieg einen kurzen Moment. »Was ich Ihnen zu erzählen habe, mag Ihnen seltsam vorkommen, doch ich versichere Ihnen, es ist die volle Wahrheit.«
    Humboldt lächelte. »Ich habe schon allerlei seltsame Dinge in meinem Leben gesehen.«
    Eliza, die vor wenigen Minuten den Raum verlassen hatte, kam mit einem Tablett voller Erfrischungen zurück. Sie stellte eine Karaffe mit Wasser und Saft sowie einige Gläser aus geschliffenem Kristall auf den Tisch. Daneben platzierte sie etwas Gebäck und einige Teller. »Darf ich den Herren einen Branntwein anbieten oder einen Cognac?«
    »Nein, vielen Dank.« Nikomedes schüttelte den Kopf. »Für mich ist es noch etwas früh am Tag. Aber vielleicht mein Begleiter.« Er tauschte ein paar geflüsterte Worte mit dem älteren Mann aus, dann sagte er: »Mein Kapitän hätte gerne einen Branntwein. Seine Nerven sind nicht mehr die besten. Er hat einiges

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