Cinderella und der Scheich
… Ich glaube es dir.“ Wie um sie Lügen zu strafen, gaben ihre Beine nach, und sie sank in seine Arme.
Er hielt sie eine Weile, seine Wange an ihre Haare gelegt. Und für einen Augenblick fühlte sie sich sicher und geborgen. Das gab ihr die Kraft, sich von ihm zu lösen.
Einen Augenblick bot er Widerstand, dann küsste er sie aufs Haar und führte sie zu dem abgenutzten Sessel, in dem ihr Vater seit seinem Schlaganfall saß, wenn ihre Mutter in der Küche arbeitete. So konnten sie miteinander reden, während sie bügelte oder backte. Der Sessel symbolisierte alles, was gut und aufrichtig war an ihrer langen Ehe.
Alles, was sie nie …
Als sie aufstehen wollte, hielt Zahir sie zurück und kniete sich ihr zu Füßen. „Vielleicht ein einziger Diamant“, sagte er, und in seiner Handfläche lag ein antiker Ring mit einem großen von Smaragden umgebenen Diamanten. „Mein Geschenk an dich. Während deine und meine Mutter ihre Freude daran haben, auszuhandeln, ob dein Haus in Mayfair oder Belgravia stehen wird. Ob du Diamanten oder Perlen oder beides bekommen sollst.“ Er schob ihr den Ring über den Finger und küsste ihre Handfläche.
„Das Schöne an eurer Kultur ist, dass ich nicht warten muss, bis der Ehevertrag unterschrieben ist, bevor ich dich sehen, mit dir reden, mit dir allein sein kann. Und dich küssen kann …“
Sein Kuss war lang – und so süß …
An der Tür klingelte es erneut. Jemand hämmerte gegen die Hintertür. Das Telefon begann zu läuten.
Zahir löste sich von ihr.
„Jetzt sind wir allein mit dem ganzen Medienrummel.“
„Selber schuld! Wenn du Jeans anhättest, wärst du vielleicht nicht aufgefallen.“
„Wenn ein Mann um die Hand einer Frau anhält, kann er keine Jeans tragen. Sollen wir ihnen den Gefallen tun und vor die Tür treten? Du könntest ihnen deinen Ring zeigen. Das wäre ein ganz spezieller Prinzessin-Diana-Moment für dich.“
„Besser nicht. Ich möchte mich erst kämmen und etwas anziehen, das zu meinem Prinzen passt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es geht nicht. Ich bin keine Prinzessin.“
„Glaub mir, du bist ein Naturtalent. Aber wenn du dir Gedanken darüber machst, wie wir leben werden, dann rede mit Lucy. Wenn sie dir ihre Geschichte erzählt, wirst du verstehen, dass alles möglich ist.“
„Wirklich?“
„Denk an die Sterne.“
„Und Freddy?“
„Freddy ist dein Sohn, und wenn wir verheiratet sind, wird er unser Sohn sein, Diana.“ Er wischte eine Träne von ihrer Wange. „Frederick Trueman Metcalfe bin Zahir al-Khatib. Das erste unserer Kinder.“
„Ich muss Arabisch lernen, Zahir. Wirst du es mir beibringen?“
Sie hatten auf dem Weg vom Flughafen mitten in der Wüste angehalten. Es war ihr letzter Augenblick zu zweit, an dem sie in die Sterne blicken konnten, bevor die Hochzeitsfeierlichkeiten begannen.
Er wandte sich ihr zu und schloss sie in die Arme. „Womit sollen wir anfangen?“
„ Sitti“, sagte sie. „Hamid nannte mich sitti. Was heißt das?“
„Herrin.“
„Herrin? Meine Güte. Und Herr?“
„ Sidi.“
„Erzähle mir mehr, sidi“, sagte sie und lächelte zu ihm auf. „Was heißt ya habibati?“
„Du hast ein gutes Ohr, mein Liebling. Aber eine Frau würde, wenn sie ihren Mann ‚mein Liebling‘ nennt, ya habibi sagen.“
Er blieb stehen. „Es gibt noch einen ganz wichtigen Satz: ya rohi, amoot feeki. Es gibt kein Leben ohne dich, Diana.“ Dann nach einem tiefen, glühenden Kuss, bei dem ihr heiß wurde und ihr Herz vor Liebe zu ihm schneller schlug, sagte er: „Es wird bald Morgen. Komm, ich habe etwas für dich.“
„Ich habe schon alles, wovon ein Mensch nur träumen kann, ein Haus in Belgravia, einen Wagen, mehr Perlen als der Ozean, Diamanten wie Sterne …“
„Es ist ein ganz persönliches Geschenk von mir. Zum Zeichen, dass ich immer alles in meiner Macht Stehende tun will, damit sich deine Träume erfüllen.“
„Aber ich habe …“
„Pst … warte …“
Die Morgenröte färbte den Himmel rosa und blau, als sie in Nadira ankamen. Und als sie durch das Tor des Anwesens fuhren, leuchtete vor ihnen in den ersten Sonnenstrahlen ein pinkfarbenes Londoner Taxi.
– ENDE –
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