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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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einen Augenblick vor dem Feuer stehen, dann drehte sie sich um und sah den Heimvorsteher an.
    »Sind Sie sicher, dass ich nichts tun kann, um ihre Meinung zu ändern?«, sagte sie. »Was den Jungen betrifft?«
    Mr Chalfont hob entschuldigend die Hände, schüttelte aber den Kopf dabei.
    »Schön«, sagte Madame Orrery. »Dann werde ich Ihre Geduld nicht länger strapazieren, Mr Chalfont. Guten Tag.«
    Sie ging zur Tür.
    Mr Chalfont schien wie aus einem unangenehmen Traum erwacht. Er stemmte sich aus dem Sessel hoch.
    »Madame Orrery«, sagte er atemlos und beeilte sich, sie zurückzuhalten. »Wenn Sie einfach nur ein Kind suchen, das Ihnen bei der Arbeit hilft, warum dann nicht eins der anderen Findelkinder?«
    Er legte den Arm unter ihren gerüschten Kleiderärmel und führte sie zum Kamin zurück.
    »Wir haben auch weibliche Kinder – Mädchen«, sagte er, und in seinem Eifer, ihr zu Diensten zu sein, verhaspelte er sich beinahe. »Vielleicht möchten Sie freundlicherweise eines der Mädchen in Erwägung ziehen?«
    Die Frau überlegte.
    »Ein Mädchen?«, sagte sie, als wolle sie den ungewohnten Geschmack dieses Wortes kosten.
    »Sehr gehorsame Mädchen«, sagte Mr Chalfont, der allmählich seine Fassung wiedergewann. Er verlagerte sein Gewicht auf die Absätze, um so seinen Leibesumfang voll zur Geltung zu bringen. »Sie haben nähen und putzen gelernt, und …«
    »Genug«, sagte Madame Orrery.
    »… die üblichen Hausarbeiten«, murmelte er, unfähig, seine Rede zu unterbrechen. »Tatsächlich haben wir etliche, die dringend eine Anstellung bräuchten, Mädchen im Alter zwischen zehn und …«
    »Genug!«, sagte Madame Orrery noch einmal.
    Dieses Mal hielt Mr Chalfont den Mund und blickte zu Boden wie ein gescholtener Hund, der hoffnungsvolle Ausdruck in seinem Gesicht wich einer leichten Unsicherheit.
    Madame Orrery betrachtete ihn nachdenklich, und nach einer Weile sagte sie: »Danke, Mr Chalfont, das ist ein annehmbarer Vorschlag.« Suchend ließ sie ihren Blick durch das Zimmer wandern, und plötzlich huschte ein dünnes Lächeln über ihr Gesicht wie ein Sonnenstrahl an einem sehr kalten Tag. »Wenn Sie nichts dagegen haben, nehme ich das Mädchen, das sich hinter dem Vorhang versteckt.«
     

 

     

Gesindel
    Für mich sieht das nicht wie’n Schädel aus«, grummelte Bottle Top, als er und Cirrus vor dem Galgenbaum standen. Sie zogen ihre braunen, gleich aussehenden Wolljacken aus, warfen sie in einem Knäuel auf den Boden und blickten in das dunkle Astgewirr über ihnen. Der Schattenfleck, den sie vom Fenster aus gesehen hatten, war zweifellos eine Art Nest: ein unordentliches, mit Schlamm zusammengeklebtes Gebilde aus Stöcken und Zweigen.
    »Wer könnte das gebaut haben, was meinst du?«, überlegte Cirrus laut und kratzte sich dabei die Flohbisse im Nacken. »Für eine Krähe ist’s zu groß.«
    »Keine Ahnung«, sagte Bottle Top, »aber ich kann’s rausfinden.«
    Er streifte seine Schuhe und Strümpfe ab, stopfte das Hemd in den Hosenbund und trat näher. In die uralte Eiche hatte einmal der Blitz eingeschlagen, und seitdem haftete ihr ein verkohlter Geruch an wie ein Schatten.
    »He, hilf mir mal«, sagte er und setzte seinen schmutzigen Fuß auf den Baumstamm, der von dicht ineinander verschlungenen grünen Efeublättern überwuchert war – die einzige Spur von Leben auf dem längst abgestorbenen Baum.
    Cirrus stellte sich neben ihn und half dem Freund auf einen langen, dicken Ast.
    »Dieser Jonas!«, sagte Bottle Top unvermittelt. »Glaubt, er weiß alles, bloß weil er lesen kann! Ha, dem könnte ich allerhand beibringen!«
    Mit erstaunlicher Behändigkeit zog er sich auf den nächsten Ast und sprang von da aus auf einen andern.
    »Ärgere dich nicht über Jonas«, sagte Cirrus, während er kurz über die Schulter blickte. »Eher müsstest du dir Sorgen wegen Mrs Kickshaw machen. Die wird nämlich läuten, wenn wir nicht bald zurück sind.«
    »Also, wenn du mich fragst, ich hab’s nicht eilig«, sagte Bottle Top, hielt einen Moment inne und blickte prüfend über die Wiesen. »Hast du gesehen, wie sie mich immer anschaut? Die will mich doch bloß wieder in die kalte Wanne stecken, da kannst du Gift drauf nehmen.«
    Cirrus stocherte in der schorfigen schwarzen Rinde und sagte nichts. Er spürte, wie ihm allmählich der Schweiß den Rücken hinunterlief und sich unter seinem Hosenbund staute. Wie sehnte er sich nach einem kühlen Bad im nahe gelegenen See.
    »Und hinter dir wird sie

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