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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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auch her sein«, sagte Bottle Top. »Und zwar mit ihrer Schere. Denk an meine Worte. Kaum zeigt sich ein Meister, versucht sie doch auf Biegen und Brechen, dass wir präsentabel aussehen.«
    Cirrus fuhr sich mit den Fingern durch seine Locken, die längst wieder in dichten Zotteln nachgewachsen waren. Er erinnerte sich an das letzte Mal, als Mrs Kickshaw versucht hatte, ihm die Haare zu schneiden. ›Schau dich nur an‹, hatte sie gerufen und ihn mit einer barbarischen Schere in der Hand durch die Küche gejagt. ›Gesicht wie ein Engel und Hörner wie ein Teufel! Was soll bloß aus dir noch werden!‹ Cirrus zog eine Grimasse bei dem Gedanken an ihre Dickköpfigkeit.
    »Wenn wir erst mal eine Stelle als Lehrling haben«, redete Bottle Top weiter, während er höher in den Baum kletterte, »müssen wir nie wieder in kaltem Wasser baden. Wir werden jede Menge warmes Wasser haben und feine Kleider und zu essen, soviel wir wollen. Richtige Herren werden wir sein, Cirrus, wart’s nur ab!«
    Bei dem Gedanken daran wurde Cirrus ganz warm und zufrieden. Anders als die anderen Jungen, denen es genügte, als Schneider oder Stoffhändler in der Stadt zu arbeiten, wollten er und Bottle Top ihr Glück in der Ferne suchen, sie würden durch die Welt reisen und gemeinsam Abenteuer erleben.
    »Und Jonas’ Geschichten müssen wir uns dann auch nicht länger anhören«, sagte Bottle Top und blinzelte hinauf zu dem Nest, das in eine Astgabel gekeilt war. »Aarons Kopf, dass ich nicht …«
    In diesem Augenblick krächzten mehrere Krähen, die sich über einem Misthaufen in der Nähe gezankt hatten, wild auf und verschwanden in Richtung Black Mary’s Hole, einem Weiler mit ein paar strohgedeckten, rings um einen leeren Brunnen errichteten Hütten am Rand der angrenzenden Wiese. Nach Jonas’ Erzählungen war der Ort berüchtigt als Unterschlupf für Diebe und Mörder.
    Cirrus sah den Krähen nach, dann bückte er sich und hob einen Stock auf, der zu Boden gefallen war. »Glaubst du, was Jonas erzählt hat?«, fragte er und bemühte sich, seine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen. »Von Billy Shrike?«
    Von oben kam ein leises Lachen.
    »Hast du etwa Angst vor ihm, Flux-Hasenfuß?«
    »Nein«, sagte Cirrus, der an die Gestalt im dunklen Mantel dachte, die er abends zuvor gesehen hatte. »Aber vielleicht …«
    »Nichts vielleicht«, sagte Bottle Top. »Glaub bloß kein Wort von dem, was Jonas sagt. Der ist ein geborener Lügner. Kein Wunder, dass ihn noch keiner als Lehrling genommen hat.«
    Cirrus ließ seinen Stock durch die Luft sirren.
    »Möglich«, sagte er wenig überzeugt.
    Er tastete über das kleine Messingmedaillon, das er an einer Schnur um den Hals trug – eine Plakette mit eingraviertem Lamm, die ihn als Findelkind auswies –, dann wandte er den Kopf und sah zum Heim hinüber. Ringsherum entstanden immer mehr neue Gebäude, die das umliegende Land zurückdrängten, doch das Findelhaus blieb, was es immer gewesen war: ein Zufluchtsort für ungewollte Babys.
    Er ließ die Augen über die dicken Ziegelmauern wandern, bis er die Fensterreihe im Westflügel direkt unter dem Dachvorsprung entdeckte. Der Schlafsaal der Jungen. Wenn Jonas aber doch recht hat?, war er versucht zu sagen. Wer weiß, vielleicht beobachtet einer wie Billy Shrike sie ja schon die ganze Zeit?
    Unfähig, seine dunkle Befürchtung ganz abzuschütteln, entfernte er sich vom Baum und ging auf die Straße zu.
    Etwas knackte unter seinen Schuhen.
    Er blickte zu Boden und sah ein paar Knochensplitter vor sich im Gras, das an dieser Stelle aussah, als hätte es vor Kurzem gebrannt. Er kniete nieder und untersuchte die Stelle genauer. Die Knochensplitter waren in braune torfähnliche Päckchen eingerollt – wie Eulenhäuflein, dachte er, nur größer. Darum herum lagen mehrere hellgraue Federn, die so leicht waren, dass sie fast wegflogen, als er darauf blies. Er strich mit der Hand über eine der Federn. Bei seiner Berührung zerfiel der luftige Flaum und hinterließ einen rußigen Fleck auf seiner Haut. Cirrus schnupperte an seinen Fingern. Asche.
    Verblüfft legte er den Kopf in den Nacken und betrachtete das Nest genauer. »Kannst du schon sehen, was drin ist?«, rief er zu Bottle Top hinauf, der sich dem Nest näherte.
    »Fast!« Bottle Top hatte die Beine um einen schlanken Ast geklammert und schob sich Zentimeter um Zentimeter vor. Er war einen Kopf kleiner als Jonas und konnte ausgezeichnet klettern, auf diesem Gebiet war ihm nichts

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