City Vampire: Gefährliches Spiel in Paris (German Edition)
der mangelnde Schlaf forderten ihren Tribut. Doch er war tapfer. Er würde das Erlebte überwinden.
Laurent hatte sich indes um die nötige Ausrüstung gekümmert; Elaines Werkzeuge würden ihnen bei der vor ihnen liegenden Aufgabe nicht wirklich weiterhelfen. Auch war er als Besucher in die öffentlich zugänglichen Bereiche gegangen und hatte sich nach einer Möglichkeit umgesehen, von dort die Suche zu beginnen. Das erwies sich als keine gute Idee, denn es würde zu schwierig sein, die Ausrüstung hinunter zu schmuggeln. Laurent war erstaunt, wie sich die Katakomben in den letzten Jahrzehnten zur Touristenattraktion entwickelt hatten. Außerdem waren die öffentlichen Bereiche sehr weit weg von ihrem Zielort. Er musste also einen anderen Eingang finden. Und tatsächlich gelang es ihm. Während Elaine sich um Mathis kümmerte und Zeit mit ihm verbrachte, unternahm er stundenlange Streifzüge durch das nächtliche Paris und kundschaftete die verschiedenen Zugänge in die Unterwelt aus. Er traf auf einige der Cataphiles , suspekte Katakombenliebhaber, die sich dort unten illegal aufhielten. Selbst ihm, der sich in der Dunkelheit besser zurechtfand als jedes normale menschliche Wesen, erschien es mehr als sonderbar, diesen dunklen, muffigen Ort zum Feiern zu nutzen. Aber seine Bemühungen wurden schlussendlich von Erfolg gekrönt und er fand einen Zugang, der sowohl verlassen als auch einigermaßen gut erreichbar war.
Eine gute Woche war vergangen, seit sie die verborgene Karte entdeckt hatten. Nun konnten sie endlich mit der Schatzsuche beginnen.
Laurent und Elaine trafen sich gegen Einbruch der Dunkelheit. Laurent hatte ihr eine Adresse genannt, zu der sie kommen sollte, von dort war es nur noch ein kurzer Fußweg.
„ Schön, dich zu sehen“, meinte er lächelnd als er sie erblickte. Dann hauchte er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„ Das finde ich auch“, entgegnete Elaine und sie meinte es ernst.
Sie waren beide so sehr mit ihren jeweiligen Aufgaben beschäftigt gewesen – Laurent mit der Planung der Schatzsuche, Elaine mit Mathis – dass sie sich nicht mehr gesehen hatten seit jenem Tag, als Elaine Laurents Geheimnis erfuhr. Was zu bereden gewesen war, hatten sie am Telefon besprochen. Zwar hatten sie jeden Tag miteinander telefoniert, trotzdem fühlte sich das Wiedersehen ein bisschen seltsam an, für Laurent sogar noch etwas mehr als für Elaine. Er hatte keinem menschlichen Wesen zuvor seine wahre Identität preisgegeben. Fast schon rechnete er damit, dass die Tage, die zwischen ihren Begegnungen lagen und in denen Elaine über alles hatte nachdenken können, ihre Meinung geändert haben mochten. Dass sie ihm nun doch nicht mehr vertraute. Dass die Angst und die Vorbehalte stärker waren. Doch so sehr er auch hoffte, Elaine würde ihm eine Chance geben, so sehr war ihm auch bewusst, dass er diese Chance nur wollte, wenn Elaine es wollen würde.
„ Wie geht es Mathis?“, erkundigte der Vampir sich interessiert.
„ Er hat Hunger wie ein junger Wolf.“ Sie lachte. „Aber sonst ist alles in Ordnung.“
„ Und – seelisch?“, fragte Laurent weiter. „Wie verkraftet er es?“ Für einen kurzen Moment wirkte er unsicher. „Ich meine, ich weiß, das geht mich vielleicht gar nichts an. Ich möchte einfach nur, dass ihr beide wohlauf seid.“
Elaine sah ihn an, hob die Hand und strich ihm sanft über die Wange. „Du hast ein Gutteil dazu beigetragen, dass er sicher nach Hause gekommen ist“, sagte sie. „Ich denke, du hast jedes Recht, dich nach ihm zu erkundigen. Außerdem freue ich mich, dass es dich interessiert.“
„ Natürlich interessiert es mich“, antwortete Laurent, „er ist dein Bruder.“ Seine Worte kamen so selbstverständlich, so klar und so ehrlich, dass Elaines Herz sich zusammenzog.
Es bedeutete ihr eine Menge, dass er das sagte. Sie und Mathis waren so viele Jahre lang allein gewesen, hatten nur einander gehabt… Zu wissen, dass noch jemand sich sorgte, gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Eine Geborgenheit, die sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr empfunden hatte.
„ Seelisch geht es ihm auch gut“, beantwortete sie schließlich seine Frage. „Er ist stark. Viel stärker, als ich dachte. Ich weiß nicht, vielleicht ist das eben einfach so bei jüngeren Geschwistern… Man selbst fühlt sich immer verantwortlich und deshalb unterschätzt man sie ständig.“
„ Hm“, meinte Laurent, „ich hatte nie Geschwister, deshalb kann ich das
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