Tödliche Feindschaft
DER PFEIFER
Band 6 TÖDLICHE FEINDSCHAFT
ROMAN
von BERNDT GUBEN
KARL-MAY-VERLAG BAMBERG
Inhalt:
6.Band
TÖDLICHE FEINDSCHAFT
Bei den Dschaggas am Fuß des Kilimandscharo finden der Pfeifer und seine Gefährten Erholung von den Strapazen eines langen Ritts durch den Urwald. Sklavenjäger aber tragen Unruhe in das friedliche Land, und wieder einmal muß der Pfeifer unschuldigen Menschen in ihrem Kampf um die Freiheit helfen. Auf dem Schiff des Kapitäns Dieuxdonné kehrt er schließlich nach zehnjähriger Irrfahrt um die halbe Welt wieder nach Deutschland zurück. In seiner Heimat hat sich nicht viel verändert, so daß die Sehnsucht nach der Freiheit, nach den Vereinigten Staaten von Amerika lebendig bleibt.
Der vorliegende Roman spielt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts © 1968 Karl-May-Verlag, Bamberg
Alle Rechte vorbehalten Entwurf des Deckelbildes: Roy Paul Drake
1. Auflage 1968 Druck: Pfälzische Verlagsanstalt, Neustadt/Weinstraße
1
Die »Dreizehn Verlassenen« kamen nur langsam voran. Die immer häufiger werdenden Fieberanfälle Tschams hinderten sie an einer schnelleren Reise. Und Ojo wachte eifersüchtig darüber, daß das Befinden des Kranken bei allen wichtigen Entscheidungen in erster Linie berücksichtigt wurde.
Der Pfeifer und Hassan hatten noch ein ganzes Stück auf der Lavastraße zurückzureiten, bis sie auf den Zug trafen. Noch bevor sich der Pfeifer in irgendeiner Weise zu dem weiteren Verlauf der Racheexpedition äußerte, eilte er zur Tragbahre des Kranken und untersuchte diesen sorgfältig. Seine Stirn umwölkte sich.
»Glaubt Ihr, daß er noch lange mitmachen wird, Señor Doktor?« fragte Ojo bekümmert. Michel schüttelte langsam den Kopf.
»Wenn wir dem mörderischen Klima nicht bald entfliehen, ist es zu spät. Das Herz ist diesen
Anstrengungen nicht gewachsen. Tschams Körper ist völlig ausgepumpt. Hat er etwas zu sich
genommen?«
Ojo schüttelte den Kopf.
»In den Stunden, wo es besser war, haben wir versucht, ihm etwas zu essen zu geben. Aber er behielt es nicht bei sich. Er scheint auch keinen Appetit zu haben. Das einzige, wonach er immer wieder verlangt, ist Wasser.«
»Wasser kann im allgemeinen nicht schaden bei Fieber.Aber gerade dieses Wasser hier dürfte
unzuträglich sein; denn ich vermute, daß sich die Erreger des Fiebers auch im Wasser befinden.«
»Wird er sterben?«
Michel beantwortete die Frage indirekt:
»Wir müssen tun, was in unseren Kräften steht, um ihn so schnell wie möglich ins Dschaggaland
zu bringen.«
»Bueno«, antwortete Ojo, »reiten wir.«
Michel nickte ernst.
»Mach dich bereit, Diaz, lang wird unsere Pause nicht sein. Ich glaube, wir müssen uns um Tschams willen von Abd el Ata und seinen Leuten trennen.«
Auch für Ojo war es eine Selbstverständlichkeit, daß die Rettung Tschams allem anderen vorging.
Mittlerweile waren auch die anderen herangekommen. Der Pfeifer ging zu Abd el Ata und berichtete ihm. Der Anführer der »Dreizehn Verlassenen« nickte eifrig. Er unterbrach Michel: »Du hast Großes geleistet, Sadek«, sagte er. »Hassan berichtete mir bereits von dem, was du erlauscht hast.«
»Um so besser«, antwortete Michel, »dann kann ich mir die Geschichte ersparen. Was werdet ihr nun tun?«
»Wir hatten noch keine Zeit, uns zu beraten; aber ich denke, daß wir die Feinde am Ende der Lavastraße im Verborgenen erwarten werden. Wir brechen sofort auf!«
Der Pfeifer blickte sinnend vor sich auf die Erde. Ohne es zu wissen, war ihm Abd el Ata in seinen Plänen entgegengekommen.
»Wenn ihr sogleich reitet, werdet ihr auf unsere Gesellschaft verzichten müssen«, sagte er. »Unser Freund Tscham braucht Ruhe. Wir können ihm die Anstrengungen eines schnellen Ritts nicht zumuten.«
»Zu viel Zeit haben wir schon mit ihm versäumt.« Abd el Ata runzelte die Stirn. Seine Worte klangen unmutig. Der Pfeifer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er antwortete:
»Ich verstehe dich; aber ich muß auch bitten, daß du dir Mühe gibst, uns zu verstehen. Ich habe keine Rache an Abu Sef zu nehmen. Mir ist zur Zeit nur eines wichtig : das Leben unseres Freundes Tscham.«
»Es steht im Buche Allahs geschrieben, wann ein Mensch sterben muß«, sagte Abd el Ata und zuckte die Schultern. »Wenn Allah es will, so wirst auch du Tscham nicht retten.«
»Oh, was das anlangt, so mach dir keine Sorge um Tschams Schicksal. Ich weiß, du bist ein Araber, bist in dein Schicksal ergeben, ich aber bin Arzt und denke in bezug auf
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