City Vampire - Nacht ueber New York
sortieren? Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Und – Holzpfähle?“
„ Die sind in der Tat tödlich für einen Vampir. Daher wurden sie auch von Lux Dei bevorzugt verwendet.“
„ Unsere Mordopfer waren doch Menschen – jedenfalls, soweit wir das feststellen konnten, oder?“
„ Sie waren ganz sicher Menschen, andernfalls hätten die Leichen anders ausgesehen. Sie wären zwar nicht zu Staub zerfallen, aber – ihr hättet es gemerkt, glaub mir.“
„ Wie bist du in Quentins Visier geraten?“
„ Ich weiß es nicht“, gab Aleksay zu. „Vielleicht kannte er durch Lux Dei die Namen einiger Mitglieder des Ordens – und vielleicht hatte eines dieser Mitglieder alte Aufzeichnungen über mich. Ähnlich der alten Dokumente, die ich dir überlassen habe. Ich kann es nicht sagen. Ich werde noch vorsichtiger sein müssen in Zukunft.“
Maggie sah ihm forschend ins Gesicht. „Wie alt bist du?“, fragte sie.
„ Fünfunddreißig“, antwortete Aleksay und lächelte.
„ Und wie alt bist du wirklich?“
„ Ich war fünfunddreißig, als ich verwandelt wurde. Das war vor 508 Jahren.“
Maggie riss die Augen auf. „Über 500 Lebensjahre“, sagte sie leise und ehrfürchtig. „Mein Gott. Und wie wurdest du zu einem Vampir?“
„ Ein Mitglied Novi Scientiams hat mich verwandelt, um mich vor dem Tode zu bewahren. Ich war vergiftet worden – von Mitgliedern Lux Deis. Ich war ein Gelehrter, ein Astronom und damit eine Gefahr für das bestehende kirchliche Weltbild.“
„ Also stammst du aus Venedig? Dein Name… er klingt eher osteuropäisch.“
„ Oh, ich stamme aus Russland. Ich bin der Sohn von Großfürst Wassili dem Zweiten von Moskau. Mein Wissensdurst trieb mich fort von meiner Heimat. In Venedig fand ich das, wonach ich damals suchte: Eine Möglichkeit, zu studieren und mich mit anderen Gelehrten auszutauschen. Man war dort viel weiter, viel fortschrittlicher. Einige Zeit nach meiner Verwandlung war ich jedoch gezwungen, zu gehen. Es war zu gefährlich geworden, denn das Pfählen hatte begonnen, und ich war noch nicht stark genug.“
„ Und wie wäre das heute?“, hakte Maggie nach.
„ Du meinst, wenn Quentin Lake versucht hätte, mich zu töten?“ Er lachte. „Das wäre ihm nicht gut bekommen.“
Maggie schauderte bei seinen Worten. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, was er mit ihm gemacht hätte.
„ Und wann kamst du in die Staaten?“, fragte sie.
„ In den Zwanzigern. Das war eine tolle Zeit damals. Hätte dir sicherlich gefallen.“ Er lachte wieder und einige Erinnerungen schienen ihn zu amüsieren. Maggie jedoch schwieg, und eine lange Pause entstand.
„ An dem Abend, als wir uns trafen, da wolltest du mich loswerden, nicht wahr?“
„ Du bist Polizistin“, sagte er entschuldigend, „neugierig, clever, gefährlich für jemanden, der ein solches Geheimnis hat – natürlich wollte ich dich loswerden. Aber du hast mich gleichzeitig auch fasziniert und in deinen Bann gezogen. Und das tust du noch.“
„ Aleksay…“ sagte sie schließlich. Sie suchte nach den richtigen Worten für das, was sie beschäftigte. „Ich weiß nicht, was ich zu all dem sagen soll. Gestern noch, da dachte ich, Bram Stokers Dracula sei nichts weiter als eine spannende Horrorgeschichte. Und heute… da zeigst du mir, dass alles, was ich bisher glaubte, falsch ist. Was bedeutet das für mich? Was bedeutet das für uns?“
Aleksay zog Maggie zu sich heran und sah ihr tief in die Augen. „Ich sehe das so“, sagte er liebevoll, „du kennst nun mein Geheimnis. Du hast also gar keine andere Wahl: Du musst bei mir bleiben. Für immer.“
Maggie lachte. „Für immer ist eine lange Zeit, wenn man unsterblich ist.“
„ Dann lass uns doch mit 'heute' beginnen.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Ich bin noch immer derselbe. Derselbe, in den du dich verliebt hast.“ Er zögerte plötzlich. „Ich meine – falls du dich verliebt hast. Denn… ich habe mich in dich verliebt, Maggie. Ich möchte nicht mehr ohne dich sein.“
Maggie sah ihn lange an. Schließlich beugte sie sich zu ihm und küsste ihn erneut, lange und voller Zärtlichkeit.
„ Ja“, sagte sie, „ich habe mich verliebt.“
Lachend schloss Aleksay sie in seine Arme und Maggie ergab sich – vorerst – ihrem Schicksal.
Danksagung
Mein inniger Dank geht an meine Familie, vor allem an Tina für ihre unerschütterliche Geduld und ihren herausragenden Spürsinn in Bezug auf Ungereimtheiten und Tippfehler. Ich danke
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