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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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    Zu bewahren das Land von Karthan,
    segelte der Leopard mit der Flut,
    s’Ilessid aber verfluchte s’Ffalenn,
    der ihm raubte sein Hab und Gut.
     
     
1
DIE GEFANGENNAHME
     
    Weit von jeder Küste entfernt glitt das große Beiboot durch das von der Abendsonne blutrot gefärbte Wasser. An der Grenze seines vorgegebenen Patrouillenkurses ritt es auf den Wellenkronen dahin, etwa eine Meile von seinem Mutterschiff entfernt, als aus dem Heck der heisere Ruf des Bootsmanns ertönte: »Ruder einziehen!«
    Von Erschöpfung und den Nachwirkungen des Kampfes gezeichnet, gehorchten die Ruderer. Vier Paar Ruder hoben sich aus der See. Faules, öliges Wasser tropfte zurück in das Meer, in dem die noch immer dampfenden Wrackteile niedergebrannter Kriegsschiffe trieben.
    »Überlebende an Steuerbord«, rief der Bootsmann und deutete auf die zwei Gestalten, die sich an einem Gewirr treibender Spiere festklammerten. »Schnell, peilt die Richtung.« Einer der Männer verlagerte sein Gewicht und griff nach dem Kompaß. Die verbliebenen Ruderer mußten sich erneut in die Riemen legen, um die Schwankung des Bootes abzufangen. Ungelenk senkten sich die Ruderblätter in das Wasser, als die Männer den schweren Bug des Bootes in den Wind drehten.
    Schon holte der Bootsmann Luft, um die Männer für ihre mangelnde Koordination zu rügen, doch dann schwieg er. Die Männer waren ebenso müde wie er selbst. Sie waren die Kämpfe gewöhnt, die die todbringende, unüberwindliche Fehde zwischen Amroth und Karthans Piraten mit sich brachte, doch dies war keine gewöhnliche Schlacht gewesen. Ganze sieben Kriegsschiffe aus einer Flotte von siebzehn waren mit vollen Segeln einem einzelnen Zweimaster unter der verhaßten Leopardenflagge zum Opfer gefallen. Der Bootsmann fluchte leise und unterdrückte den morbiden Drang, über die Verluste zu grübeln; schließlich hatten sie doch Glück gehabt und den Sieg davongetragen, und der Kapitän des besiegten Zweimasters war kein Geringerer als Arithon s’Ffalenn, genannt der Zauberer und Herr der Schatten.
    Die nächste Woge rollte unter den Kiel, hob das Boot an und schob es über die Gischt, daß sich der Schatten des spitzen Bugs für einen Moment über die Schiffbrüchigen legte, die im Wasser unter ihnen strampelten. Voller Sorge, die Männer aus dem Blickfeld zu verlieren, setzte der Bootsmann den Matrosen mit dem Kompaß als Ausguck in das Heck. Dann rief er den Schiffbrüchigen etwas Ermutigendes zu, während die Ruderer sich einen Kurs durch die treibenden Planken und Taue bahnten. In Todesstille gingen die Männer ihrer Arbeit nach. Nicht einmal das Kratzen eines leblosen Körpers am Bootsrumpf ließ sie ihren Rhythmus verändern. Die Überlebenden dieser Schlacht waren taub vor Entsetzen, nach dem Alptraum aus Feuer, Magie und Düsternis, den Arithon vor seinem Untergang entfesselt hatte.
    Das Boot glitt auf die Überlebenden im Wasser zu. In einer vom Wind herbeigetriebenen Rauchschwade blinzelte der Bootsmann mit brennenden Augen auf die See. Nur eines der Opfer schien noch bei Bewußtsein zu sein. Mit blutleeren Fingern krallte sich der Mann an das ihnen zugewandte Ende der Planken, während ein weiterer Seemann an der anderen Seite vom schweren Zug der Wogen hin- und hergeworfen wurde. Die Vertäuung um seinen Leib war halb gelöst, als hätte der andere ihn beim Anblick des rettenden Bootes unbeholfen zu befreien versucht.
    »Riemen einziehen!« befahl der Bootsmann, ehe er sich schroff an den Mann im Wasser wandte. »Ist dein Freund verletzt?«
    Der Schiffbrüchige sah auf, sein Blick war apathisch und leer; er sagte nichts. Wahrscheinlich hatte ihm das kalte Wasser den Atem geraubt. Schmerzerfüllt angesichts des sinnlosen Ruins und all der Verwundeten, bellte der Bootsmann gereizt: »Holt ihn ein. Den anderen holen wir danach, falls er noch atmet.«
    Ein Matrose verhakte sein Ruderblatt in den Planken, um sie beim Boot zu halten, während die anderen sich hinüberbeugten und den halbtoten Seemann an Bord hieven wollten.
    Der Mann reagierte mit rasender Geschwindigkeit und tauchte seine Retter voller Rachsucht unter Wasser.
    Beinahe blind von dem Salzwasser, schrie der vorderste Ruderer keuchend auf und verkrallte seine Finger in einem tropfnassen Haarschopf. Der Mann im Wasser kämpfte gegen den Griff an. Mit einem Tritt befreite er sich von der Planke, tauchte unter und wieder auf. Nackter Stahl blitzte in seiner Faust auf. Mit einem schmerzerfüllten, überraschten Aufschrei

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