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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Clarissas Standpunkt verstehen. Ich halte es nicht für ratsam, daß sie gegen den Willen ihres Mannes zum König geht. Wir werden unsere Gefechte selbst austragen und den König heraushalten. «
    Judith schien darauf etwas erwidern zu wollen. Doch als sie zwischen Gavin und Clarissa hin-und hersah, blieb sie stumm.
    Was Clarissas Entschluß jedoch änderte, war Roger Chat worth’ wachsender Groll. Gavin schickte Spione aus, und sie kamen mit der Nachricht zurück, daß Roger sowohl Miles als auch Raine den Tod geschworen hatte, um seinen jungen Bruder und den Verlust der Jungfräulichkeit seiner Schwester zu rächen.
    »Raine hat keine Lehnsritter, mit denen er Chatworth bekriegen kann«, sagte Clarissa. »Und wird Miles gegen so einen erfahrenen Krieger wie Roger bestehen können? «
    »Er hat die Unterstützung aller Montgomery-Truppen«, sagte Gavin ruhig.
    »Du sprichst von Krieg? « schrie sie. »Einem privaten Krieg, der dich all deine Ländereien kosten wird, und der König… « Sie hielt inne. Alles schien auf den König zurückzugehen.
    Mit Tränen in den Augen floh sie aus dem Zimmer. War sie die einzige, die einen privaten Krieg zu verhindern vermochte? Sie hatte einmal zu Jocelin gesagt, daß sie alles tun würde, um Raine am Leben zu erhalten, daß sie ihn lieber mit einer anderen Frau zusammen sähe als tot. Doch er war so schrecklich zornig gewesen, wenn sie tat, was ihrem Gefühl nach das Richtige war. Er wollte nicht, daß sie sich in sein Leben einmischte und schon gar nicht, wenn es um seine sogenannte Ehre ging.
    Doch was geschah, wenn sie stillhielt, nicht versuchte, ein Pardon vom König zu erwirken und es zu einem Krieg kam? Wäre sie glücklich mit dem Wissen, daß Raine mit unbefleckter Ehre starb? Oder würde sie sich bis in alle Ewigkeit verfluchen, daß sie nicht wenigstens versucht hatte, die kriegerischen Auseinandersetzungen zu verhindern?
    Mit stiller Würde stand sie auf, glättete ihr Kleid und ging hinunter in den Wintersalon, wo Judith und Gavin bei einem Damespiel beisammensaßen.
    »Ich werde zum König gehen«, sagte Clarissa still. »Ich werde ihm mit all meiner Macht Vorsingen und ihn fragen, bitten, betteln, was immer nötig ist, um eine Begnadigung für Raine zu erreichen und die Heirat zwischen Fiona und Miles zu stiften. «
    Clarissa stand vor des Königs Kammer, und ihr Körper zitterte so heftig, daß sie fürchtete, ihr Kleid fiel ihr vom Leib. Was hatte sie, die Tochter eines gewöhnlichen Advokaten, hier zu suchen?
    Ein Ruf, der aus der Kammer zu ihr drang, und das Geräusch von berstendem Holz brachten ihren Atem zum Stocken. Eine Sekunde später kam ein hagerer Mann auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, einen roten Fleck auf der Wange, eine Flöte in der Hand.
    Er warf Clarissa einen unverschämten Blick zu. »Er ist heut in einer schrecklichen Laune. Ich hoffe, in dir steckt mehr, als dein Aussehen verspricht. «
    Clarissa richtete sich zu ihrer ganzen zierlichen Größe auf und funkelte ihn an. »Vielleicht ist es die Musik, auf die er bisher vergeblich wartete, die ihn in schlechte Laune versetzte. «
    Der Mann grunzte etwas und ließ sie allein.
    Clarissa zupfte zum hundertsten mal an ihrem Kleid, eine wunderbare Kreation aus tiefgrünem Samt, deren Ärmel und Rock so reich mit Gold bestickt waren, daß der Stoff ganz steif war. Das Kleid war von Judith entworfen worden, und die Stickerei war ein phantasievolles Arrangement von Zentauren und Elfen, die auf einer Vielzahl von Instrumenten spielten. »Das soll dir Glück bringen«, hatte Judith gesagt.
    »Komm herein und warte«, sagte ein dunkel gekleideter Mann, der nur seinen Kopf durch die Tür steckte. »Seine Majestät wird dich gleich anhören. «
    Clarissa nahm ihre Zither unter den Arm, ein großartiges Instrument aus Rosenholz, das mit Elfenbein eingelegt war, und folgte dem Mann.
    Die Kammer des Königs war ein großer eichengetäfelter Raum, reich ausgestattet, aber keineswegs besser als die Zimmer im Schloß der Montgomerys. Das war eine Überraschung für Clarissa. Sie hatte erwartet, daß die Zimmer des Königs aus Gold seien.
    Sie nahm dort Platz, wohin der Mann deutete, und sah sich um. Der König saß in einem rotgepolsterten Sessel, und Clarissa hätte nicht gewußt, daß er der König war, wenn sich nicht gelegentlich jemand vor ihm verneigt hätte. Er war ein großer, nüchterner, müde aussehender Mann, und als er aus einem
    Silberbecher trank, sah sie, daß er nur wenige Zähne hatte, und die

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