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Clementines verrückte Woche

Clementines verrückte Woche

Titel: Clementines verrückte Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Pennypacker
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nickte sie meinem Dad zu. »Es sollen vier Pakete auf der Laderampe sein. Weißt du irgendwas darüber?«
    Mein Dad machte sich mit ihr auf die Suche nach den Paketen und ich verzierte ein Rad weiter mit Spinnennetzen. Dann kam mein Dad zurück, aber ehe ich ihm das Rad zeigen konnte, erschien Franklin, der Elektriker. »Hallo, Funke«, sagte er. »Ich brauche mal deinen Dad. Im sechsten Stock scheint es einen Kurzschluss zu geben.« Und weg waren sie.
    Als Nächstes kam George, der Klempner. »Hallo, Stöpsel«, sagte er. Er stellte seinen Werkzeugkasten ab und erzählte mir Klempnergeschichten, bis mein Dad kam und mit ihm in den vierten Stock zu einer lecken Geschirrspülmaschine ging.
    Ein wenig später, als gerade meine Mom und Rettich zurückkamen, tauchte auch mein Dad wieder auf. »Willkommen im Hauptbahnhof«, sagte er. »Habt ihr auch alle Fahrkarten?«
    »Was viel Besseres«, sagte meine Mom, während sie die Sachen aus der Waschmaschine zog und in den Trockner stopfte. »Wir wollten mitteilen, dass im Speisewagen in zehn Minuten serviert wird. Ihr könntet hier mal zusammenpacken und zum Essen kommen.«
    Also stopfte ich die Sachen in Müllsäcke und band sie zu, damit für Samstagmorgen alles bereit war. »Komm, Kamillosan«, rief ich. »Hast du Hunger?«
    Er kam nicht und ich suchte überall, konnte ihn aber nicht finden.
    Kein kleiner Kater.
    »He, Kürbis«, sagte ich. »Hast du Kamillosan gesehen?«
    »Nix Katze«, sagte mein Bruder.
    »Der ist sicher schon zu Hause«, sagte meine Mom. »Es gibt Makkaroni mit Käse. Bestimmt sitzt er schon sabbernd vor dem Herd.« Sie nahm Kartoffel auf den Arm und ging in die Wohnung. Ich lief hinterher und rief immer wieder nach Kamillosan.
    Er kam nicht. Ich nahm die Schachtel mit dem Trockenfutter und lief durch die ganze Wohnung, schüttelte sie und rief seinen Namen. »Er kommt sonst immer, wenn es Leckerbissen gibt, also muss er noch im Keller sein«, sagte ich zu meiner Mom mit einer Stimme, die ein bisschen zitterte. »Ich geh ihn holen.«
    Im Keller rief ich ihn und schüttelte die Schachtel und rief und schüttelte die Schachtel. Ich öffnete Türen und Schränke und Kartons und die Säcke mit dem Fahrradschmuck. Ich sah in allen Waschmaschinen und Trocknern nach, im Abstellraum, in beiden Fahrstühlen und in den Mülltonnen.



»Hierher, Kamillosan!«, rief ich, immer schneller. Ich merkte, dass auch mein Herz schneller schlug. »Wo steckst du nur?«
    Mein Dad kam dazu. »Keine Spur von ihm?« Plötzlich war meine Kehle wie zugeschnürt. Ich kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte er. »Ganz ruhig bleiben. Lass uns mal denken wie ein kleiner Kater.« Und dann suchte er all die Hausmeisterstellen ab, die ihm einfielen – der Müllschacht, der verschlossene Kohlenverschlag, der Luftschacht, die Belüftungsanlage. Er leuchtete mit der Taschenlampe in die Heizröhren und hinter den Heißwassertank. Er öffnete sogar seinen Werkzeugkasten.
    Ich lief hinterher, rief Kamillosans Namen und schüttelte das Trockenfutter.
    Kein Kater. Kein Kater!
    Mein Herz hämmerte so laut, dass ich Angst hatte, ihn gar nicht hören zu können, wenn er nach mir miaute. »Dad«, rief ich endlich. »Was, wenn er …« Ich holte tief Luft, aber ich konnte meinen Mund doch nicht dazu bringen, das nächste Wort zu sagen.
    Dad hockte sich vor mich hin und legte mir die Hände auf die Schultern. »Das glaube ich nicht, Clementine«, sagte er. »Ich glaube, er hatte nur Lust auf ein kleines Abenteuer. Der Keller ist ganz schön aufregend, wenn du ein kleiner Kater bist. Er hat einfach gerade etwas Interessanteres gefunden als sein Essen. Also essen wir unseres, und danach taucht er sicher wieder auf.«
    Ich sagte okay, aber als ich am Tisch saß, ging es N-I-C-H-T, nicht . Ich bekam keine einzige Nudel herunter – mein Hals dachte immer nur daran, wie sehr ich mir wünschte, dass Kamillosan unter dem Tisch säße.
    »Kann ich mit meinem Teller in den Keller gehen?«, fragte ich meine Eltern. »Dann riecht er das Essen und kommt nach Hause!«
     

     
    Sie sagten okay, und ich ging. Ich legte die käsigen Makkaroni-Ellbogen einen nach dem anderen auf den Fußboden und zog eine Spur durch alle Orte, wo wir gewesen waren, bis zu unserer Tür. Dann ging ich wieder durch den Keller, rief nach Kamillosan und behielt dabei die Spur im Auge.
    Aber Kamillosan kam nicht. Und dann wusste ich es.
    »Mom, Dad«, rief ich, als ich zurück in die Wohnung rannte. »Er ist

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