Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
keinen Eindruck auf unsere Mitreisende, sie sprangen aus dem Jeep, kaum dass er zum Stehen kam, und liefen ins Haus. Ja gut, für den Preis konnte man schon erwarten, dass einem das Gepäck ins Haus getragen wurde, aber ich sah die Gelegenheit, als Deutscher einen guten Eindruck machen zu können, in dem ich in aller Bescheidenheit meinen Koffer selbst in die Hand nahm. Doch leider kriegte ich die Ladeklappe nicht auf, und da Rana auch schon auf dem Weg ins Innere des Hauses war, folgte ich ihr schließlich. Der Fahrer grinste mich freundlich an. Ich ging mal davon aus, dass das keine spöttische, sondern eine anerkennende Botschaft sein sollte. Schon kam uns ein Angestellter des Hotels entgegen und sprach uns auf Deutsch an. Das war wahrscheinlich der Mann, mit dem ich am Telefon gesprochen hatte. Ich war etwas erstaunt, dass er schwarz war, denn normalerweise erwartet man ja nicht, dass die Menschen in anderen Ländern deutsch sprechen, besonders wenn sie durch ihre Hautfarbe schon von weitem als Menschen aus anderen Ländern erkennbar sind, aber dann wurde mir klar, dass das jetzt ein doofes Vorurteil war, denn warum sollten weißhäutige Menschen aus anderen Ländern da einen Vorsprung haben? Also bemühte ich mich, so zu tun, als sei es das normalste von der Welt, dass wir hier auf Copa Caba auf Deutsch empfangen wurden und bestätigte brav, dass wir eine gute Reise gehabt hatten. Dankenswerterweise führte uns der deutsch-sprechende Einheimische, oder vielleicht war er gar kein Einheimischer, vielleicht war er ja Deutscher, das könnte ja auch sein, oder? nicht zur Hotelrezeption, wo wir hätten stehen müssen, sondern zu einer Sitzgruppe, die aus riesigen, sehr bequem aussehenden Korbstühlen mit weißen Kissen bestand.
„ Willkommen. Ich heiße Henry und werde Ihr Ansprechpartner sein. Darf ich davon ausgehen, dass sie auch Englisch sprechen?“
Rana und ich nickten beide.
„ Gut, dann werden Sie hier sehr gut zurecht kommen. Aber natürlich haben wir auch einen deutsch-sprachigen Arzt, Dr. Rosenblatt. Er ist Amerikaner, spricht aber fließend Deutsch. Er hätte jetzt gleich Zeit für Sie. Aber vielleicht wollen Sie sich erst einmal frisch machen? Heute gibt es Essen um 19:00 Uhr, Sie haben also noch etwas Zeit. Darf ich Herrn Rosenblatt melden, dass Sie gegen 18:00 (hier schaute er Rana an), und 18:30 (er sah mich an) bei ihm vorbeischauen werden? Sein Sprechzimmer liegt hier am Ende des Ganges (er zeigte nach links, wo hinter der Rezeption ein Gang abging) im Zimmer 110.“
Rena und ich nickten wieder.
„ Schön. Kommen Sie doch vorher noch zu mir und hinterlegen Ihre Kreditkarte, damit wir gleich die ersten Wochen abbuchen können. Wenn Sie keine Fragen mehr haben, dann bringe ich Sie jetzt auf Ihre Zimmer?“
Rana und ich nickten wieder. Ich fühlte eine gewisse Genugtuung, dass Rana ähnlich eingeschüchtert wirkte wie ich. So weltgewandt war sie nun auch wieder nicht.
Henry stand auf und ging voran, am Esszimmer vorbei und durch eine Glastür, die in einen Anbau führte.
„ Hier sind die Gästezimmer, alle zur Meerseite hin.“
Er öffnete eines der Zimmer und ließ mich eintreten. Ich war überwältigt. Ein Zimmer groß genug für eine 8-köpfige Familie, mittendrin ein riesiges Bett, der große Ventilator an der Decke darüber kühlte lautlos, dezente Deko, Bambusmöbel, und ein luftiger weißer Vorhang, der halb aufgezogen war, so dass man direkt auf die Terrasse und von dort aus auf das blaue Meer schauen konnte. Irgendwie hatte es mein Koffer vor mir hierher geschafft, was ich überhaupt nicht verstand, denn ich hatte niemanden nach uns ins Haus kommen sehen.
Henry lächelte mich an, übergab mir die Zimmerkarte, und ging mit Rana weiter. Vorher wandte er sich noch einmal um:
„Vergessen Sie nicht Ihren Termin um 18:30 Uhr!“
Irgendwie klang das bedrohlich. War es Henrys Intention gewesen, mir Angst zu machen? Musste ich gleich zu Beginn entscheiden, wann und wie ich sterben wollte? Musste ich was unterschreiben? Was war Herr Rosenblatt überhaupt für ein Arzt? Gab es einen Facharzt für Sterbehilfe?
Plötzlich war mir kalt (wenn ich übermüdet bin, ist mir immer kalt, und ich war müde, weil es ein ziemlich langer Tag gewesen war, noch dazu, weil ich in der Nacht davor auch nicht so gut geschlafen hatte), und ich beschloss, eine warme Dusche zu nehmen. Das Bad war ungefähr so groß wie mein Schlafzimmer zu Hause. In die Badewanne hätten auch drei Leute gepasst. Ich nahm an,
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