Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
dass die vielen Knöpfe an der Wand Söge und Wellen verursachen würden, die bestimmt Spaß machten. Aber im Moment wollte ich ja mich nur kurz abbrausen, also stieg ich in die Duschkabine und ließ das warme Wasser wie Regen auf mich niederprasseln. Danach zog ich mir frische Sachen an, nahm eine eiskalte Cola aus dem Kühlschrank und setzte mich auf die Veranda. Ich konnte mich nicht entscheiden, wie ich mich fühlen sollte. War das hier eine gute Erfahrung? Oder ein Alptraum? Rana fiel mir ein. Ich wünsche, ich hätte aufgepasst, wo ihr Zimmer lag, dann hätte ich jetzt bei ihr klopfen können. Aber ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass sie schon bei ihrem Termin sein musste. Ach ja, ich sollte auch noch zahlen. Aber meine Kreditkarte würde ich nicht verwenden, dann würde Herr Moosbacher gleich wissen, wo ich abgeblieben war. Ich hatte ja genug Bargeld dabei und zählte 16.000 Euro ab, das müsste so ungefähr 20.000 Dollar entsprechen und fürs Erste genügen. Den Rest des Geldes steckte ich in eine Socke in meine Turnschuhe. Vielleicht gäbe es ja auch einen Safe hier, aber irgendwie traute ich dem Hotel nicht so richtig.
Um 10 vor 7 machte ich mich auf den Weg und fand Henry an der Rezeption. Er lächelte mich an.
„ Ich hoffe, Sie finden alles zu Ihrer Zufriedenheit?“
Ich nickte. „Ich habe hier das Geld für die erste Woche. Ich hoffe, Sie akzeptieren auch Euro?“
„ Aber natürlich. Ich stelle Ihnen eine Quittung aus. Einen Moment. Henry setzte sich an einen Computer und tippte ein wenig.
„ Könnten Sie mir auch Ihre Versichertenkarte geben?“
„ Wieso? Ich bin privatversichert. Außerdem bezweifle ich, dass die hier was dazu tun würden. Die sind doch eher an heilenden Maßnahmen interessiert. Obwohl Sie den Krankenkassen am Ende bestimmt eine ganze Stange Geld sparen.“ Ich grinste, aber entweder fand Henry das nicht witzig, oder er verstand doch nicht so gut Deutsch wie ich dachte.
„ Oh doch, ich denke schon, dass Ihre Versicherung das eine oder andere erstatten würde. Aber wenn sie privatversichert sind, können Sie das ja auch später selbst einreichen.“
Ich überlegte gerade, wann Henry glaubte, dass ich mich um eine Kostenerstattung kümmern würde, wenn ich erst einmal tot wäre, und warum ein Selbstmörder überhaupt Interesse daran haben sollte, Kosten erstattet zu bekommen, als ich aus den Augenwinkeln sah, wie Rana auf mich zukam. Ich steckte die Quittung ein, die Henry mir reichte und drehte mich zu ihr um.
„ Und wie war’s? Muss ich Angst haben?“
„ Angst, wieso? Vor Herrn Rosenblatt? Nein, er ist sehr nett. Wollen wir zusammen essen? Ich warte auf dich, okay?“
„ Oh ja, toll. Dann bring ich das mal schnell hinter mich und suche mir das passende Programm für den Aufenthalt hier aus.“
Rana lächelte, wenigstens sie hatte Sinn für Humor.
Zimmer 110. Ich klopfte.
Die Tür ging auf und Dr. Rosenblatt stand vor mir. Er hatte keinen weißen Kittel an, und das Sprechzimmer sah eigentlich auch nicht aus, wie eine Arztpraxis, sondern eher wie ein Büro.
„ Setzen Sie sich doch, Herr Mattheus. Willkommen in unserer Klinik. Ich bin sehr neugierig, was Sie zu uns führt. Normalerweise habe ich doch ein bisschen mehr Kontakt mit unseren Gästen, ehe sie zu uns kommen. Ich sehe hier in den Unterlagen, dass Sie sich sehr plötzlich für uns entschieden haben, wie übrigens die Dame, die mit Ihnen ankam, auch. Kannten Sie sich eigentlich schon vorher?“
„ Nein, gar nicht. Wir haben uns erst auf dem Flug kennengelernt. Aber es stimmt schon, der Entschluss hierher zu kommen, war sehr spontan. Ist das ein Problem?“
„ Nein, nein. Hauptsache, Sie haben eine Entscheidung getroffen und stehen dazu. Das ist doch das Wichtigste.“
Herr Rosenblatt sagte das sehr herzlich, aber so sehr hätte er sich nun auch nicht darüber freuen brauchen, dass ich mit dem Leben abgeschlossen hatte.
„ Ja, aber, so 100%ig sicher bin ich noch gar nicht. Ich glaube, ich will erst mal Zeit zum Nachdenken. Mir wurde versichert, dass ich mich auch noch umentscheiden kann. Das stimmt doch, oder?“
Dr. Rosenblatt schob seine Unterlippe vor und sah mich nachdenklich an. „Nun, wenn Sie gar nicht sicher sind, dass Sie den richtigen Schritt getan haben, macht es uns das natürlich nicht leichter. Aber letztlich können Sie tun, was Sie wollen. Sie können auch jederzeit wieder abreisen. Können Sie mir denn sagen, was das Problem ist? Ich würde gerne einen Behandlungsplan
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