Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
oder?“
Michael nickte. „Ja, hab ich.“
Rana hatte es nun auch begriffen, Henry und Isabelle waren auf gutem Wege, aber Dorothy und Moni verstanden nichts.
„ Warum, Michael? Warum hast du das getan?“ wollte Rana wissen.
„ Ich habe schon seit vier Jahren keinen Urlaub mehr gehabt. Es gibt einfach zu viele Werbefirmen. Ich hatte mich schon entschlossen, Insolvenz anzumelden und mich auf meinen neuen Bauernhof zurückzuziehen, als dieser Auftrag reinkam. Das Hotel sah so schön aus, und ich dachte mir: Da würde ich gerne mal Urlaub machen! Und dann ist mir die Idee gekommen! Ich beschrieb den Urlaub, so wie ich ihn gerne machen würde, und dann erfand ich noch die Sterbehilfe dazu. Ich stellte noch eine schöne Webseite ins Netz, verschickte die Broschüre, und wartete. Schon am nächsten Tag wurde die Webseite 80 mal angeklickt! Und als dann die ersten e-Mail Anfragen über die Webseite eingingen, wusste ich, dass ich jetzt schnell buchen musste.“
„ Wie? Du bist gar kein Selbstmordkandidat? Ich verstehe das nicht, du wusstest genau, dass das Hotel eigentlich eine Alkoholklinik ist?“ fragte Henry.
„ Klar, weil er vorhatte, dir mit einer Klage zu drohen und Geld als Entschädigung zu fordern“, erklärte ich.
„ Nein“, protestierte Michael. „Ich wollte nur meinen Urlaub umsonst bekommen. Ich hätte nicht geklagt. Und ich habe doch sofort geholfen, die Webseite zu korrigieren. Kommt schon, ihr müsst doch zugeben, dass ich die bestmögliche Werbung gemacht habe. Henry, bist du nicht zufrieden damit, wie viele Buchungen schon reingekommen sind?“
„ Ich fasse es nicht“, sagte Henry und wiederholte sich gleich drei Mal hintereinander. „Ich fasse es nicht. Ich fasse es einfach nicht.“
Isabelle hatte inzwischen alles übersetzt und Dorothy meldete sich zu Wort: „I haven’t had this much fun in over thirty years! Young man (diesesmal meinte sie Michael, anscheinend war jeder Mann unter 70 für sie ein junger Mann), you can do my P.R. work any day.“
Dorothy erzählte uns, dass sie die Besitzerin einer Fabrik für Tupperware sei, und sie könne immer gute Werbeideen gebrauchen.
Das wiederum brachte Moni auf den Plan, die nun ihrerseits allen erzählte, dass ich ebenfalls eine Plastikfabrik besitze, was für ein Zufall! Dorothy konnte ihr Glück nicht fassen. Ob ich denn auch Tupperware herstelle? Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich über die Produktionspalette meiner Firma überhaupt nicht auf dem Laufenden war, aber wenn wir keine Tupperware herstellten, dann könnte man das ja ändern!
Dorothy war begeistert und meinte, wir müssten unbedingt eine Joint Venture starten, was immer das ist.
Michael hatte in der Zwischenzeit mit rotem Kopf am Tisch gesessen und nichts weiter gesagt.
„ Was ist denn nun?“ wollte Rana wissen. „Henry, verzeihst du Michael? Irgendwo hat er ja recht, mit der Kampagne, wie du sie geplant hattest, hättest du nicht so einen Erfolg gehabt.“
„ Stimmt schon. Aber trotzdem war das ja nicht so nett. Das hätte auch ganz schön schief gehen können Aber gut, wenn du versprichst, eine neue Broschüre zu machen und die Webseite zu pflegen, dann sagen wir: Schwamm drüber!“ Henry reichte Michael die Hand zur Versöhnung und der schlug ein.
Dorothy wandte sich wieder mir zu und wies mich darauf hin, dass mein Besuch ins Bett gehörte. Erst jetzt sah ich, dass Tommy schon so gut wie eingeschlafen war.
Henry stand auf und bot an, die drei direkt ins Hotel zu fahren. Den Rest der Sachen könnten sie ja dann morgen holen.
„ Sind Sie sicher? Das ist aber sehr nett von Ihnen!“ Moni war sichtlich überwältigt: von der tropischen Nacht, dem großzügigen Angebot Henrys, und vielleicht ja auch davon, dass sie mich inmitten einer so netten Gruppe von Menschen wiedergefunden hatte. Ich konnte immer noch nicht richtig fassen, dass sie aus Sorge um mich den weiten Weg hierher geflogen war.
Ich nahm Tommy auf den Arm und sagte: „Moni, wir fahren jetzt alle zurück, und ihr schlaft euch richtig aus, und ab morgen beginnt euer Urlaub. Und irgendwann setzen wir uns hin und reden mal richtig. Ich glaube, wir haben eine Menge zu bereden. Okay?“
Moni war einverstanden, und wir quetschten uns jetzt zu neunt in den Jeep, was nur ging, weil die Jungs und ich uns hinten im Kofferraum zusammenhockten.
Es war ein super Gefühl, mit einer Gruppe von Menschen, die ich alle mochte, durch die schwüle, stockdustere Nacht zu fahren.
Vorne hörte ich
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