Cocktails und heiße Kuesse
nicht scharf auf eine süße Liebesgeschichte. Ich will Abenteuer und intellektuelle Herausforderungen, Wortgefechte und Diskussionen.“
„Wirklich?“, fragte er ungläubig. „Bist du sicher, dass du keine Lust auf den rosafarbenen, zuckersüßen Prinzessinnenteil hast?“
„Nein. Märchenprinzen sind Langweiler.“
Der Fremde beugte sich vor, umfasste ihr Kinn mit einer Hand und drehte ihr Gesicht ihm zu. „Ich kann nicht glauben, dass du schon immer so zynisch gewesen bist.“
Die Worte versetzten ihr einen Stich, der umso schmerzhafter wurde, als sie erkannte, dass er es absolut ernst gemeint hatte.
„Nein“, gestand sie. „Nur wenn alle vergessen haben, dass heute mein Geburtstag ist und ich dafür in der ‚Hochzeit des Jahrhunderts‘-Hölle festsitze.“
„Alle Hochzeiten sind die Hölle.“ Er ließ ihr Kinn los, sah sie jedoch weiterhin unverwandt an.
„Anfangs war ich so naiv zu glauben, es wäre eine dieser Barfuß-am-Strand-Hochzeiten, bei denen kaum jemand kommt. Aber das Resort wird zu neunundneunzig Prozent von Hochzeitsgästen belegt!“
„Hmm.“ Er schwieg einen Moment, dann warf er ihr einen verschwörerischen Seitenblick zu. „Was für ein Glück für dich, dass ich zu dem restlichen einen Prozent gehöre.“
Bella starrte ihn an und versuchte seine Worte einzuordnen. Erst jetzt bemerkte sie das schelmische Funkeln in seinen Augen. Länger konnte sie sich nicht zurückhalten. Das Lachen, dass er schon vorher in ihr geweckt hatte, bahnte sich seinen Weg. Sie lachte hell auf.
„Endlich!“, übertönte er ihr Kichern. „Sie lacht. Und wenn sie einmal lacht …“
Er stimmte in ihr Gelächter ein. Leicht und frisch, samtig und süß. Plötzlich war sie bester Laune.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich kopfschüttelnd.
„Schon okay. Dein Tag war bestimmt schrecklich.“
„Das kann man so sagen.“
„Sollen wir noch einmal von vorne anfangen?“ Wieder funkelten seine Augen fröhlich und warm, und diesmal verkniff sie sich das Lächeln nicht.
„Bitte, das wäre sehr gut.“ Tatsächlich freute sie sich darauf, ihn wirklich kennenzulernen. Denn bereits jetzt war ihr klar, dass sich unter der verführerischen Oberfläche ein sehr netter Mensch verbergen musste.
„Ich bin Owen Hughes. Keine Krankheiten, Single und hetero.“
„Und ich bin Bella Cotton. Ebenfalls keine Krankheiten, Single und hetero.“
„Bella“, wiederholte er, verzichtete aber auf die übliche „Die Schöne“-Übersetzung. Er brauchte die Worte auch nicht zu sagen, der Klang seiner Stimme machte klar, dass er sie dachte. „Brauchst du zufällig noch ein Lachen?“
Sie nickte. „Unbedingt. Ich sehne mich nach ein bisschen Ablenkung.“
„Damit kann ich dienen.“ Er grinste. Unvermittelt fühlte Bella sich besser als die ganze vergangene Woche. Er beugte sich zu ihr. „Mein Magen ist ein einziges großes Loch. Darf ich dich zum Essen einladen … oder ist bereits ein Probedinner für die Hochzeit anberaumt?“
Bella schüttelte den Kopf. „Wunderbarerweise nicht. Ich glaube, einige der jüngeren Gäste treffen sich später auf ein paar Drinks in der Bar.“
„Vielleicht organisieren sie eine Überraschungsparty für dich?“
„So schön die Idee klingt …“, und sie hörte sich wirklich gut an, „… haben sie das bestimmt nicht. Vertrau mir.“
„Okay, dann lass uns gehen.“
Und einfach so stand sie auf und schlenderte an seiner Seite ins angrenzende Restaurant hinüber. Ohne zu zögern, ohne eine Sekunde nachzudenken. Manchmal machte es einem das Leben wirklich leicht.
„Ich bin am Verhungern“, verkündete Owen, während sie Platz nahmen.
„Dann hast du wohl schon länger nichts mehr gejagt, du großer Tiger, du“, bemerkte sie spöttisch.
Er lachte. „Ich bin zuversichtlich, dass sich mein Jagdglück bald ändert.“
Bella las die Botschaft in seinen Augen. Und auf einmal war auch sie sich sicher, dass er seine Beute erlegen würde.
3. KAPITEL
Ein unerwartetes Glücksgefühl durchströmte Owen, als es ihm endlich gelang, Bella ein Lachen zu entlocken. Und, genau wie er vermutet hatte, besaß sie ein umwerfendes Lächeln und konnte unglaublich süß kichern. Ihre vollen Lippen wirkten einladend, und die kleinen Lachfältchen um ihre Augen machten sie nur noch sympathischer. Er vermochte nicht zu entscheiden, ob sie hellblau oder grau schimmerten, doch es gefiel ihm, sie anzusehen, während er darüber nachdachte. Und noch mehr mochte er es, wie sie
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