Sternenschweif 13 - Magischer Sternenregen
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Die Nachmittagssonne schimmerte golden durch die Blätter, während Laura zusah, wie ihre Freundin Mel auf die knorrige Eiche zuritt, die quer über den Waldweg gefallen war. „Vorwärts, Silver, du schaffst das“, flüsterte Laura.
Der Apfelschimmel nahm Anlauf, zögerte kurz und flog dann mit hoch angezogenen Vorderbeinen über das Hindernis hinweg.
„Gut gemacht!“, jubelte Laura.
Ihr Pony Sternenschweif schnaubte und schien völlig ihrer Meinung zu sein. Laura lächelte. Sie wusste, dass Sternenschweif jedes Wort verstand. Er mochte zwar wie ein kleines graues Pony aussehen, doch in Wahrheit war er etwas ganz Besonderes. Immer wenn Laura die Zauberworte sprach, verwandelte er sich nämlich in ein wunderschönes Einhorn mit schneeweißem Fell und silbern schimmerndem Horn!
Seitdem sie sein Geheimnis entdeckt hatte, lernten sie gemeinsam immer mehr seiner magischen Fähigkeiten kennen. So konnte Sternenschweif zum Beispiel anderen Mut einflößen, indem er sie mit seinem Horn berührte. Und genau das hatte er bei Silver getan, als dieser so große Angst vor dem Springen gehabt hatte.
Mel trabte mit erhitzten Wangen zu Laura zurück. „Willst du es nicht auch versuchen?“
Laura grinste. „Und ob!“
Sie nahm die Zügel auf und galoppierte an. Sternenschweif schoss vorwärts. Kurz vor dem Absprung verlangsamte er wie üblich ein bisschen sein Tempo. Aufmerksam musterte er den Stamm, bevor er elegant darüber hinwegsetzte.
„Super!“, rief Mel begeistert.
Laura beugte sich vor und tätschelte Sternenschweifs Hals, während er stolz seine Mähne schüttelte.
„Sollen wir zur Lichtung reiten?“, fragte Mel. „Und dort noch ein paar Sprünge üben?“
Laura lächelte in sich hinein. Sie freute sich, dass Mel keine Angst mehr vor dem Springen hatte. Das war früher ganz anders gewesen. Es war schade, dass sie ihr nicht sagen konnte, warum Silver mittlerweile so gerne sprang. Aber das war eines der ersten Dinge, die sie als Einhorn-Freundin gelernt hatte. Sie durfte niemals über ihr Einhorn und seine Zauberkräfte sprechen. So fragte sie sich oft, was ihre beiden besten Freundinnen Mel und Jessica sagen würden, wenn sie von Sternenschweifs Geheimnis wüssten!
Die Mädchen trabten tiefer in den Wald hinein. Die Lichtung gehörte zu ihren absoluten Lieblingsplätzen. Sie konnten nach Herzenslust die Hügel hinauf- und hinuntergaloppieren und über umgefallene Bäume und knorrige Büsche springen.
Als sie ankamen, überlegte Laura, in welcher Reihenfolge sie die Hindernisse nehmen sollte. Um Sternenschweif herauszufordern, legte sie eine Route mit überraschenden Wendungen und Kehren fest. Doch er fegte mit gespitzten Ohren über jedes Hindernis, als wäre es ein Kinderspiel. Am Ende warf er den Kopf in die Luft und wieherte vor Freude. Laura lachte laut auf.
Mel und Silver folgten ebenso begeistert, mieden aber lieber einige der schwierigeren Sprünge.
„Das war toll!“, keuchte Mel mit leuchtenden Augen. „Komm, wir starten gleich noch einmal!“
Laura galoppierte wieder an. Dieses Mal wollte sie sich an einen der steileren Abhänge wagen. Sternenschweif zog seine Hinterbeine eng an und rutschte ein bisschen, bevor er sicher das letzte Stück nach unten sprang.
Mel und Silver ritten dieses Mal in einer großen Acht über die Lichtung. Ohne Probleme sprang Silver über jedes Hindernis, auf das Mel ihn lenkte, bevor sie zu Laura und Sternenschweif zurücktrabten. Silver keuchte und schüttelte den Kopf.
„Ich glaube, für heute ist es genug“, meinte Mel. „Silver sieht ein bisschen müde aus.“ Sie strich über seinen Hals. „Er ist ziemlich verschwitzt – im Gegensatz zu Sternenschweif.“
Laura fuhr über Sternenschweifs Fell. Es fühlte sich recht trocken an. Wahrscheinlich war Sternenschweif besser in Form, weil sie nachts so viel gemeinsam unterwegs waren. Aber das konnte sie Mel natürlich nicht sagen. „Vielleicht sollten wir uns weniger in den Wäldern herumtreiben und mehr Ausdauerübungen machen?“, überlegte Laura laut. „Das hält Ponys fit.“
„Gute Idee”, meinte Mel, während sie den Rückweg antraten.
Nach dem Abendessen setzte Laura sich an ihre Hausaufgaben. Es war Freitagabend, und sie hatte das ganze Wochenende Zeit dazu. Aber sie wollte sie lieber so schnell wie möglich erledigt haben. Sie sollte einen Aufsatz über ihr liebstes Hobby schreiben, also erzählte sie von ihrem Ausflug in den Wald. Übers Reiten zu schreiben war außerdem mehr Spaß
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