Coconut Caye - Insel der Lust
weil ich dich getröstet habe, als du weintest. Nicht zu vergessen, dass ich mir redliche Mühe gab, dein erstes Mal zu einem erinnerungswerten Erlebnis zu machen.”
Ray wusste, wie verbittert er in diesem Moment klang. Und er ärgerte sich darüber, seine Gefühle so wenig im Zaum zu haben. Dabei hatte er doch eben erst gesagt, dass es ihm egal wäre, warum sie damals ausgerechnet ihn gewählt hatte. Offensichtlich war er derjenige mit den egoistischen Motiven, und das war krank!
“Ich will nicht darüber reden, warum ich damals oder heute mit dir geschlafen habe”, sagte sie ruhig, aber mit einem Anflug von Trotz. “Aber ich werde der Fairness halber genauso offen zu dir sein, wie du zu mir bist.”
Fairness sollte ihm recht sein, denn genau die erwartete er von ihr.
“Ich hatte mir von dieser Reise versprochen, Klarheit über dich und mich zu gewinnen, Ray. Ich wollte dahinterkommen, warum du mir nicht aus dem Kopf gehst. Und ich wollte ein für alle Mal über dich hinwegkommen. Du verwirrst mich zu sehr, und das kann ich mir in meinem Leben nicht leisten. Für mich steht zu viel auf dem Spiel. Ich muss mich auf
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konzentrieren können, denn das ist alles, worauf ich mich verlassen kann. Ich wünschte, es wäre anders”, sagte sie mit einem mitleidigen Unterton. Doch Mitleid war das Allerletzte, was er von ihr wollte. “Auf Nolan kann ich mich ja leider nicht mehr verlassen.”
Ray stand auf. Er war von einer quälenden Unruhe erfüllt, die ihn wütend machte – auf Sydney, auf sich selbst, auf ihre Eltern und seinen Bruder …
“Ich habe schon viel gesehen, Sydney, und ich habe dabei eines begriffen: Wichtig ist vor allem, dass man sich mit den Menschen umgibt, die man liebt und von denen man geliebt wird.”
Erst jetzt, da er es offen ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, wie sehr dieser Satz auf sie beide zutraf. Auch er hatte sich stets davor gehütet, andere zu nah an sich heranzulassen. Dabei hatte er sich vorgemacht, er täte es, um sie zu schützen. In Wirklichkeit aber hatte er sich geweigert einzusehen, dass nahestehende Menschen ihn auch vor ihm selbst schützen konnten. Und wie kostbar Nähe war, hatte ihm die kurze Zeit mit Sydney gezeigt.
Sie schüttelte den Kopf. “Ich weiß, wie sehr dir die Sache mit Patrick zusetzt und …”
Er hob die Hand, um sie zu unterbrechen. “Oh nein, meine Liebe, du weißt nichts über mich. Verzeih, wenn das vielleicht grob klingt, aber wir beide haben gerade mal an der Oberfläche dessen gekratzt, was uns tatsächlich ausmacht. Du kannst überhaupt nicht wissen, was ich für Patrick empfinde oder wie ich damit fertig werde, meine Kollegen und Freunde bei Einsätzen zu verlieren.”
Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. “Aber genau deshalb kann ich nicht mitansehen, wie du willentlich die Menschen abweist, die dir so viel bedeuten. Du musst dich mit deinem Vater und deiner Mutter aussprechen.”
“Was weißt du schon über meine Gefühle für meine Eltern?”, konterte sie wütend.
Ray ging zur Tür und griff nach der Klinke. Er hatte nicht gewollt, dass es so endete. Dieser Urlaub war ganz anders geplant gewesen, sinnlich, aufregend und vor allem harmonisch. Stattdessen standen sie beide vor all den Problemen, die sie doch erfolgreich verdrängen wollten.
Nun gut, wenn Sydney es so wollte, war das okay. Doch er konnte so nicht leben.
Bevor Ray den Raum verließ, drehte er sich noch einmal zu ihr um. “Ich meine nur, dass du dich wenigstens um eine Versöhnung bemühen solltest. Schließlich weiß man nie, wie lange man noch die Gelegenheit dazu hat.”
Am nächsten Morgen saß Sydney in einem ausgeblichenen T-Shirt und nicht minder verwaschenen Shorts am Strand. Sie war barfuß und hockte im Schneidersitz auf dem Sand. Das Haar hatte sie zu einem Knoten gedreht und mit einem Bleistift festgesteckt.
Sie sah wahrlich nicht aus, wie man es von der Geschäftsführerin von
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erwartet hatte. Sie war weder chic noch klassisch-elegant, und dabei hatte sie hart daran gearbeitet, genau dieses Bild zu vermitteln. Aber es war eben nichts als ein Bild, auch wenn sie sich damit den Respekt und die Anerkennung verschafft hatte, die sie ihr Leben lang wollte.
Beides hatte ihre Mutter ihr immer verweigert. Vegas war leider nie eine ganz normale Mutter für sie gewesen, die ihrem Kind vorbehaltlose Liebe schenkte. Sie hatte immer nur sich selbst geliebt.
Doch inzwischen war Sydney erwachsen und darüber hinweg. Sie hatte doch ihren
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