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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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der Bank unter ihnen hinweg. Er war kaum vierhundertfünfzig Meter hoch, als er seinen Gurt löste und sich mit den Füßen von der Bank wegdrückte. Er zog die Reißleine. Der sich öffnende Schirm bremste seinen Fall ruckartig ab, während die Bank in einem Schauer aus Kleinteilen am Berghang zerschellte.
    King biss die Zähne zusammen. Er hatte keine Ahnung, über welche Sicherheits- und Überwachungsgeräte die Anlage verfügte, aber das hier musste ihre Ankunft vom Himmel mit Sicherheit verraten haben. Er machte sich auf Abwehrfeuer gefasst, doch es blieb aus. Die kahle Bergflanke blieb stumm und leer. Sie raste nur mit beachtlichem Tempo auf ihn zu.
    King beugte die Knie zur Landung und rollte sich ab. Die am Berg herabströmende kühle Luft packte seinen Fallschirm und zerrte ihn den steilen Abhang hinunter. Er warf sich herum und grub die Fersen in den Boden. Endlich kam er auf die Füße und griff nach den Leinen. Mühsam brachte er den sich aufblähenden Stoff unter Kontrolle, knüllte ihn rasch zusammen, und stopfte ihn in eine Felsspalte. Er sah, wie die anderen weiter oben am Hang das Gleiche taten. Die Lüftungsöffnung lag weitere dreißig Meter höher.
    Der Schacht hatte einen Durchmesser von einem Meter und war von Buschwerk getarnt. Er erstreckte sich tief in die Dunkelheit, doch an seinem Grund glomm ein kleiner Lichtfleck.
    »Tiefe?«, fragte King.
    Knight richtete einen Laser-Entfernungsmesser in das Loch. »Sechzig Meter.«
    »Roll es ab bis siebenundfünfzig«, sagte King zu Bishop, der ein Titankabel abspulte.
    Bishop ließ das Kabel in den Schacht hinab und behielt dabei den digitalen Zähler im Auge. Bei siebenundfünfzig hielt er an und legte die Spule auf den Boden. Mit einer Art Miniatur-Heftpistole schoss er fünf Titanklammern in die Erde. Ihre langen, mit Widerhaken besetzten Spitzen konnten angeblich je hundertfünfzig Kilo tragen. Aber angeblich war Bishop nicht genug. Er feuerte noch fünf weitere ab, bevor er zurücktrat. »Es kann losgehen.«
    King klemmte ein Stopp-Abseilgerät auf das Kabel. Der spezielle Hebel gestattete es, den Abstieg zu verlangsamen, indem man den Griff lockerte. Es dauerte seine Zeit, sich an die kontraintuitive Bedienung zu gewöhnen, doch wenn man sie einmal beherrschte, funktionierte das Gerät reibungslos. Allerdings galt das für normales Abseilen am Fels. King jedoch musste in eine vertikale Röhre hinabgleiten – mit dem Kopf voran. Er schlang zuerst die Füße um das Kabel, dann ließ er sich in den Tunnel hinab. Als es finster wurde, zog er sich die Nachtsichtbrille über die Augen. Der Schacht verlief senkrecht nach unten, soweit er sehen konnte. Mit genügend Platz auf beiden Seiten und freier Bahn drückte King den Hebelgriff seines Abseilgeräts zusammen und schoss in die Tiefe. Die anderen folgten im Abstand von jeweils zwanzig Sekunden.
    Die Luft wurde zusehends wärmer, je tiefer King kam. Bald war das Licht von unten so hell, dass er die Nachtsichtbrille absetzen musste. Er konnte nur hoffen, dass er nicht mitten in einer Lavagrube oder vor einem Erschießungskommando landete.
    Er lockerte den Griff und wurde langsamer. Das gelb markierte Ende des Kabels lag zehn Meter tiefer unter ihm. Wenn er bis dahin nicht zum Stehen gekommen war, würde er weiterfallen und auf den Boden knallen.
    Früher als erwartet schoss King aus dem Lüftungsschacht heraus und baumelte in einem großen, halbkugelförmigen Raum. Schnell sah er sich nach möglichen Gefahren um; als er keine entdeckte, ließ er sich auf den Steinboden fallen. Die anderen folgten in kurzem Abstand und ließen ihre Abseilgeräte an dem herunterbaumelnden Seil hängen. Wenn jemand die Dinger entdeckte, waren sie aufgeflogen. Aber sie hatten ohnehin nicht vor, noch lange im Geheimen zu operieren.
    Als King sich dem einzigen Ausgang des Raumes, einem hohen Gang, zuwandte, bemerkte er eine seltsame Lichtquelle und blieb stehen. Eine Kugel aus Licht von der Größe einer Pflaume schwebte zweieinhalb Meter über dem Boden. Er sah weder eine Birne noch ein Stromkabel.
    Alexander trat zu ihm. »Das ist sehr schlecht.«
    Sie betraten langsam den Gang, unfähig, ihre Augen von dem seltsamen Licht zu lösen. King gab Bishop und Knight ein Zeichen. »Übernehmt die Spitze.« Während die beiden vorangingen, blieb King unter dem Licht stehen. Er streckte die bloße Hand danach aus. Aus der Nähe strahlte es eine sengende Hitze aus, die sich mit wachsender Entfernung aber schnell verminderte.

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