Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
Vom Netzwerk:
bezweifelte nicht, dass das Gesicht, das er von seiner Position aus nicht sehen konnte, mit den gleichen überdimensionalen, ovalen, blauen Lapislazuli-Augen vor sich hin starren würde, die er aus den Hängenden Gärten unter Babylon kannte.
    Er zeigte auf Alexander und deutete auf die beiden ihnen am nächsten stehenden Statuen. Alexander warf einen schnellen Blick um die Ecke und huschte dann lautlos zu der sechs Meter entfernten Figur. Er verbarg sich dahinter und drückte sich mit dem Rücken dagegen.
    King fiel auf, wie leicht es Alexander fiel, sich lautlos zu bewegen. Wie oft hatte er sich schon an einen Feind angeschlichen? An wie vielen Kriegen hatte er teilgenommen? Oder besser gesagt , dachte King, wie viele Kriege hat er angefangen?
    Alexander spähte kurz hinter der Statue hervor, bevor er King zuwinkte.
    Der huschte hinter die zweite Statue und duckte sich. Ihre aus einem einzigen Marmorblock gehauenen Beine waren groß genug, um ihn mühelos zu verbergen. Er kauerte sich hin, lugte hinter dem Sockel hervor und warf einen Blick in die Kammer.
    Die Decke wölbte sich stufenförmig nach oben, getragen von den neun kreisförmig angeordneten Figuren. Experimentiertische, auf denen Laborausrüstung und Versuchstierkäfige standen, waren über einem dunkelbraunen Fleck auf dem Steinboden aufgebaut. Doch das alles nahm King kaum wahr. Seine Aufmerksamkeit galt voll und ganz Richard Ridley.
    Zweien von ihm.
    Sie flankierten einen dritten Mann, dessen Körper und Kopf ein Kapuzenumhang verhüllte. Er schien irgendwie entstellt zu sein, bucklig. Die drei Männer unterhielten sich in gedämpftem Ton, unmöglich zu verstehen. King war nicht einmal sicher, welche Sprache sie verwendeten.
    Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Es war die Ursprache!
    Aber führten sie ein Gespräch, oder planten sie neue Schandtaten?
    Kings Frage beantwortete sich von selbst, als ein Staubwölkchen von oben auf ihn herabrieselte. Er sah, wie es langsam an seinem Gesicht vorbeischwebte und sich auf seinen Arm legte. Er richtete den Blick nach oben.
    Zwei fußballgroße blaue Augen starrten ihn voller Wut an. Die Statue hatte den Kopf gedreht! Sie rümpfte ihre mopsartige Nase und fletschte zwei Reihen scharfer Zähne. Obwohl die Figuren offenbar sumerisch waren, sollten sie nicht menschlich wirken. Jedenfalls nicht vollständig.
    Bevor er einen Muskel rühren oder Alexander eine Warnung zurufen konnte, erwachte die Statue zum Leben und schlang ihm die gewaltigen Arme in einer zermalmenden Umarmung um die Brust. Er staunte über die Schnelligkeit und Lautlosigkeit, mit der der Golem sich bewegte. Anscheinend hatte Ridley seine Kunst perfektioniert. Dann setzte der Schmerz ein, als seine Rippen in der steinernen Umarmung zusammengequetscht wurden. Waffe und Ausrüstung wurden ihm gegen den Körper gepresst, machten jede Gegenwehr zur Qual und ein Entkommen unmöglich. Er schlug ein paarmal nach dem Golem, aber seine Anstrengungen waren fruchtlos. Das Ding empfand keinen Schmerz. Teufel noch mal , dachte King, wahrscheinlich empfindet es überhaupt nichts.
    Er wurde in die Luft gehoben, und der Golem wandte sich der Mitte des Raums zu. Sechs Meter entfernt erging es Alexander ähnlich, auch wenn ihm die Arme an den Seiten festgeklemmt waren, während King sie frei bewegen konnte. Alexander sträubte sich gegen die Umklammerung. Seine Verletzungen heilten so schnell, wie er sie sich selbst zufügte, aber es gelang ihm dennoch nicht, sich zu befreien.
    Die beiden Richard Ridleys und der Kapuzenmann wandten sich zu ihnen um.
    Ridleys Stimme dröhnte durch die Kammer. »Willkommen, King.« Doch keiner der beiden Ridleys hatte gesprochen.
    Der in der Mitte ist also der echte , dachte King. Ridley 1 . 0 . Mit seinem Körper stimmt allerdings etwas nicht, nur was?
    »Und unser geheimnisvoller Widersacher, nehme ich an?«, meinte Ridley. Der Kapuzenmann drehte sich in Alexanders Richtung, und seine nächsten Worte bestätigten Kings Verdacht, dass es sich bei ihm um den ursprünglichen Ridley handelte.
    »Wir haben viel gemeinsam, Sie und ich«, meinte er. »Obwohl es Ihnen ein wenig an Ehrgeiz zu mangeln scheint.«
    Alexander blieb stumm, und seine Arme zitterten vor Anstrengung, während er sich dem Griff des Golems zu entwinden versuchte.
    »Oder fehlt es Ihnen an Intelligenz? Schließlich wurden sie in die Welt hineingeboren, als sie noch als flache Scheibe galt. Ich respektiere, was Sie erreicht haben, die Leben, die Sie gelebt

Weitere Kostenlose Bücher